„Einer für alle“

Der Evangelische Kirchenkreis Aachen lud zum zweiten Dankeschön-Tag für ehrenamtliche Helferin der Kinder- und Jugendarbeit ein

Vorsichtig balanciert Anne Wiesner in einem riesigen durchsichtigen Ball, versucht, sich aufzurichten. Doch nach ein paar Schritten platscht sie wieder zurück und kugelt durch das Wasserbecken. "Das ist schwieriger, als ich am Anfang gedacht habe", erzählt die 25-Jährige, die sich beim Projekt Junge Kirche Aachen engagiert, als sie wieder aus dem Ball klettert. "Aber es macht riesigen Spaß. Es ist ein bisschen wie Slackline-Laufen." Aqua Zorbing, bei dem man in großen Wasserbällen über das Wasser gehen kann, gehörte beim zweiten Dankeschön-Tag des evangelischen Kirchenkreises Aachen, der unter dem Motto "Einer für alle" stand und zu dem alle ehrenamtlichen Helfer in der Kinder- und Jugendarbeit eingeladen waren, zu den Highlights des Programms.

Ein bunten Aufgebot für engagierte Helfer

Rund 500 Jugendliche und junge Erwachsene arbeiten in den 13 Kirchengemeinden von Setterich-Siersdorf bis Roggendorf des Kirchenkreises. Rund 50 waren der Einladung in das Martin-Luther-Gemeindezentrum im Aachener Stadtteil Brand gefolgt, das zur Kirchengemeinde Stolberg gehört. Für sie hatte das Organisationsteam rund um Jugendbildungsreferent Axel Büker ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Neben Aqua Zorbing konnten die Teilnehmenden aus weiteren "Funshops" wählen, mit dabei Vehikel bauen, Bogenschießen, Lego/Engineering , Schmuckstücke aus altem Besteck herstellen oder Geselliges Fechten. Im Clubraum des Gemeindezentrums tüfteln Teilnehmer zu zweit oder zu dritt vor mehreren Tischen mit bunten Legosteinen. Ihre Aufgabe ist es, verschiedene Figuren aus den Steinen zusammenzubauen. Nur einer aus der Gruppe darf die Vorlagen sehen und seinen Teamkollegen beschreiben - mitbauen darf er nicht. "Der Workshop trainiert die Kommunikationstechnik, außerdem können die Teilnehmer auch die Perspektive wechseln, indem immer einer baut und der andere beschreibt", erklärt Dennis Gläser, Trainer beim erlebnispädagogischen Anbieter "Hoch³" aus Mönchengladbach. Vincent Klein und Michael Laume haben ihre Figuren, ein Schwein und eine Giraffe, nach 10 Minuten fertig gebaut. Die beiden leiten in der Gemeinde Aachen-West die Dänemark-Fahrten.

"Beim zweiten Mal hat sich so eine Veranstaltung noch nicht richtig gesetzt"

"Ich habe mich sehr gefreut, dass es diesen Tag gibt", erzählt Michael Laume, "es ist auch schön, andere Leute aus anderen Gemeinden kennenzulernen und sich auszutauschen." Am Nebentisch tüfteln Anne, Fabian Nicolai und Viktor Förster bereits am nächsten Objekt, eine Art Schnellboot. "Echt schwer" findet Viktor seine Aufgabe, seinen Mitstreitern zu beschreiben, wie das Boot aussieht. "Es gibt so viele Details, die man sich genau merken muss. Und ich darf das Boot nicht anfassen." Auch er engagiert sich bei den Dänemark-Fahrten. Fabian engagiert sich in den beiden Jugendgruppen im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. "Aus zeitlichen Gründen ist im Moment nicht mehr drin", bedauert er. Anne leitet in der Gemeinde Kornelimünster/Walheim eine Kindergruppe.Sie möchte auf jeden auch das Aqua Zorbing ausprobieren, wenn Zeit ist. Axel Büker freut sich über die Resonanz an diesem zweiten Dankeschöntag. Viele, für die der Tag gedacht sei, seien zeitlich durch andere Veranstaltungen im Kirchenkreis, wie Gemeindefeste, gebunden. Außerdem sei es immer schwierig, etwas Neues zu etablieren. "Beim zweiten Mal hat sich so eine Veranstaltung noch nicht richtig gesetzt." Viele Anregungen aus dem Vorjahr habe das Vorbereitungsteam aufgenommen, wie den Wunsch, mehr als einen Workshop belegen zu können. Dieser Tag sei ein wichtiges Signal, denn "viele Aufgaben wären nicht möglich ohne Ehrenamtliche. Daher sei es auch richtig, den Tag vom Kirchenkreis her zu organisieren. "Wer möchte, kann bei den verschiedenen Angeboten etwas für sich mitnehmen oder einfach nur Spaß haben."

Kleines Andenken zum Mitnehmen

Auch für die Hauptamtlichen sei der Tag eine Gelegenheit, einmal anders in Kontakt mit den ehrenamtlichen Teamern und Gruppenleitern zu kommen. Gerade Kinder und Jugendliche seien kein einfaches Klientel, auch vor dem Hintergrund des ehrenamtlichen Engagements. Die Taktung, die Schule, Ausbildung und Studium vorgeben, verlange immer wieder zu entscheiden, was wichtig für das Weiterkommen sei. "Kirche kann da wichtig sein, ist es eben manchmal aber auch nicht", räumt Büker ein. Es zeige sich aber auch, dass dort, wo sich Menschen wirklich um Kinder und Jugendliche bemühten, auch Zeit und Raum für Engagement finden. Es sei in jedem Fall geplant, dass der Dankeschöntag weitergeführt wird. Wie im Vorjahr gab es für die Teilnehmenden auch eine kleine Geste des Dankes zum Mitnehmen: Ein Medaillon, das einen Engel darstellt, am grünen Samtband, hergestellt aus alten Knöpfen und zur Verwendung "so, wie man es braucht." In seiner Andacht griff Axel Büker das Thema Engel noch einmal auf. Nervig sei die romantisierende Vorstellung von Engeln als strahlende Flügelwesen. "Wann immer Engel in der Bibel auftauchen, gibt es etwas zu tun, das ist nicht immer angenehm", verwies er auf die Engel, die mit Feuerschwertern das Paradies bewachen oder als Todesengel in Ägypten die Türen mit Blut beschmieren. Aber Engel sind auch da, um andere Leute zu bewegen, weiterzumachen, wie der Engel, der den Propheten Elijah in seiner dunkelsten Stunde zur Seite steht. Den Teilnehmenden wünschte er "Begegnungen mit Menschen, die jemanden brauchen, der das tut, was getan werden muss, für die ihr immer wieder zu Engeln werden könnt." Ein gemeinsames Abendessen rundete den Tag ab. Wer dann noch wollte, konnte die Veranstaltung mit einer Disko ausklingen lassen.

(Text und Fotos: Kathrin Albrecht)