Bewegender Moment ökumenischer Gemeinschaft

Bischof Dieser, Bischof Evmenios und die Superintendenten Bruckhoff, Sannig, Denker und Kamphausen beten gemeinsam mit vielen Gläubigen im Dom für die Einheit der Christen

„Wir stehen hier auf gemeinsamem Boden“, sagte Bischof Dr. Helmut Dieser zu Beginn des Ökumenischen Gottesdienstes in der vergangenen Woche im Aachener Dom. Denn als der Hohe Dom zu Aachen um das Jahr 800 erbaut wurde, habe es noch keine Spaltung zwischen katholischen und evangelischen Christen gegeben. Und Superintendent Hans-Peter Bruckhoff fügte später in seiner Ansprache hinzu: „Der Dom zu Aachen ist für mich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte, in denen ich hier viele erfüllte ökumenische Gottesdienste feiern durfte und die Kraft des gemeinsamen Gebets erleben durfte, und manch starke evangelische, nämlich evangeliumsgemäße Predigt von katholischen Predigern gehört habe, ein wahrhaft ökumenischer Ort geworden.“

Gemeinsame Verbundenheit im Geiste Jesu Christi

Zu dem Gottesdienst mit dem Titel „Ökumenischer Gottesdienst im Rahmen der Gebetswoche für die Einheit der Christen und anlässlich des 500. Reformationstages am 31. Oktober 2017“ waren im Dom Bischof Dieser, Evmenios von Lefka, Bischof der griechisch-orthodoxen Kirche von Deutschland, und die vier Superintendenten der evangelischen Kirchenkreise im Gebiet des Bistums Aachen zusammengekommen: Superintendent Hans-Peter Bruckhoff (Aachen), Superintendent Jens Sannig (Jülich), Superintendent Dietrich Denker (Gladbach-Neuss) und Superintendent Burkhard Kamphausen (Krefeld-Viersen). Christen aller Konfessionen waren eingeladen, die Gaben und Herausforderungen der Reformation zu würdigen und sich über alle Verschiedenheiten hinweg der gemeinsamen Verbundenheit im Geiste Jesu Christi zu vergewissern.

Erstmals gemeinsames Gedenken an die Reformation

„Die Reformation, die vor 500 Jahren mit Martin Luther begann, ist eine aus dem Evangelium selbst kommende geistliche Bewegung mit der Absicht, die Gesamtkirche zu reformieren", betonte Bischof Dieser in seiner Predigt und griff das Leitwort der Gebetswoche für die Einheit der Christen auf: „Versöhnung – die Liebe Christi drängt uns". Der Bischof sagte, es sei „die Sehnsucht Gottes, dass seine Kinder einig sind“ und hob hervor, dass zum ersten Mal in der Geschichte das Gedenken an die Reformation in diesem Jahr in ökumenischer Verbundenheit begangen werde. „Heute Abend nun machen auch wir uns dieses große Anliegen des Reformationsjahres zu Eigen, und ich tue das bewusst als Bischof heute für unser ganzes Bistum Aachen.“

Sechs Kerzen entzündet

Zu Beginn des Gottesdienstes hatten Bischof Dieser, Superintendent Kamphausen, und Bischof Evmenios sechs Kerzen entzündet, die in diesem Jahr in den vier evangelischen Kirchenkreisen, der orthodoxen Kirche und im Dom leuchten werden. Den Verlauf des Gottesdienstes gestalteten alle anwesenden Liturgen gemeinsam. So las Superintendent Sannig im Wechsel mit der Gemeinde Psalm 103, „Ein Loblied auf den gütigen und verzeihenden Gott“, und hielt gemeinsam mit Superintendent Denker später die Fürbitten.

Aufforderung zum „Leben aus dem Glauben“

Der Aachener Superintendent Hans-Peter Bruckhoff ging in seiner Ansprache nicht nur auf die Ökumene ein, sondern forderte die Gemeinde auch dazu auf, nicht nur in der Privatsphäre passiv dem christlichen Glauben anzugehören, sondern ihren Glauben aktiv im Alltag zu leben und zu vertreten. Als Beispiel für dieses „Leben aus dem Glauben“ nannte er die vielen Menschen, die „die Ärmel hochkrempeln, sich ein Herz fassen und da sind für die Menschen, die vor Krieg und Terror um ihr Leben geflohen sind.“ Ein weiteres Beispiel dieser Glaubenshaltung sei es, sich von Hetzpredigern und populistischen Rattenfängern nicht gegen andere aufbringen zu lassen und diesen „Ungeistern“ in der Haltung des Glaubens entgegenzutreten.

„Gott befreit mich von all dem, was mich persönlich hindert an solchem mutigen und fröhlichen Glauben und Lieben“, sagte Bruckhoff und zitierte Martin Luther: „ein Christ lebt nicht für sich selber, sondern in Christus und für seinen Nächsten; in Christus durch den Glauben, für den Nächsten durch die Liebe, und bleibt doch immer in Gott und in der göttlichen Liebe, ebenso wie Christus.“

 

(Text: Kirchenkreis Aachen / C. Braun)