Fast 300 Engagierte weiten im Dreiländereck ihre Grenzen

29. Rheinischer Kindergottesdienst-Tag in Aachen begeisterte Gäste aus der ganzen Landeskirche – Neue Großgruppenreferate und Zirkusvorstellung kommen gut an

Die Teilnehmergruppe im Workshop Nr. 7 - „Biblische Geschichten in ‚Wortwolken‘ verpackt“ - ist bunt gemischt: Eine Ehrenamtliche des Kindergottesdienstteams aus Rohrbach „tief im Saarland“, stellt sich dort zu Beginn ebenso vor wie eine Theologie-Studentin aus Bonn, eine GMÖ-Pfarrerin und eine Engagierte aus Xanten. Auch Pfarrerin Petra Hartmann aus der Kirchengemeinde Hoengen-Broichweiden und Pfarrerin Ute Meyer-Hoffmann aus der Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall haben diesen Workshop gewählt. Fast alle im Kreis fächern sich mit den laminierten Wortwolken-Ausdrucken erst einmal Luft zu, denn an diesem strahlenden Herbsttag ist es ganz schön warm in der Viktoriaschule. Den Workshop leitet Pfarrer Christoph Ude aus der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal, der den 29. Rheinischen Kindergottesdienst-Tag am vergangenen Samstag gemeinsam mit Pfarrerin Christine Erzfeld, den Mitarbeitenden des Rheinischen Verbandes für Kindergottesdienst und Ehrenamtlichen vorbereitet hatte.

"Gelungener und hervorragend organisierter Tag"

„Ich bin sehr zufrieden, dass fast 300 Teilnehmer gekommen sind, so wie wir auch geplant hatten, und dass alles gut geklappt hat“, sagte Pfarrer Ude später. Besonders freue es ihn, dass der Gottesdienst gut angekommen sei, und auch über die Arbeitsgruppen und die Zirkusvorstellung habe er sehr positive Rückmeldungen erhalten. Ebenso äußerte sich Pfarrer David Ruddat, Landespfarrer der Arbeitsstelle „Kirche mit Kindern“. Es sei ein sehr schöner, gelungener und hervorragend organisierter Tag an einem wunderbaren Ort gewesen, sagt Ruddat. „Ich habe viele Menschen erlebt, die mit Freude Kirche mit Kindern gestalten und freue mich, dass dies auch von der Kirchenleitung und dem Kirchenkreis Aachen so wertschätzend in den Blick genommen wird.“

Biblische Geschichten zeitlebens ein Schatz

Begonnen hatte der Tag zunächst mit einem Gottesdienst in der Schulaula. Mitglieder des Vorbereitungsteams waren nicht nur Pfarrer Ude und Pfarrerin Erzfeld, sondern auch die Aachener Gemeindepädagogin Lena Braun-Rottländer, der Stolberger Presbyter Lars Heidrich und Marcus Bremges aus dem Vorstand des Rheinischen Verbandes für Kindergottesdienst. Danach sprachen EKiR-Vizepräses Christoph Pistorius, der Aachener Superintendent Hans-Peter Bruckhoff und der Schulleiter der Viktoriaschule, Axel Schneider, Grußworte. „Ich wünsche mir, dass unsere Kirche noch viel mehr eine Kirche mit Kindern und für Kinder sein könnte“, sagte Pistorius. Im Kindergottesdienst, an Kinderbibeltagen, in den Kindertagesstätten, im Religionsunterricht und bei Schulgottesdiensten brächten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kindern die Inhalte des christlichen Glaubens nahe. Über diesen seien nach Feststellung von Kirchensoziologen die Menschen immer weniger aussagefähig. Wer aber die biblischen Geschichten kenne, der trage zeitlebens einen Schatz in seinem Herzen mit sich.

Thema 'Grenzen' derzeit hochaktuell

Superintendent Bruckhoff ging auf das Motto des Tages „Weite deine Grenzen“ ein und sagte, dieses Thema könne aktueller nicht sein. „Das Motto, seine Grenzen zu weiten ist etwas ganz anderes als die unsägliche Debatte über ‚Obergrenzen‘ derzeit“, so Bruckhoff. Da die Evangelischen im Kirchenkreis Aachen in der Diaspora lebten, übe dies sie darin, ihre Grenzen nicht zu eng zu ziehen. „Es gehört zu unserem Alltag dazu, dass wir wenige sind“, sagte der Superintendent. „Deshalb tut es heute gut, Sie und euch heute hier zu sehen und zu sehen, wie viele wir sind.“

Urknall, Orgelmusik und faire Schokolade

Neu in diesem Jahr war es bei Rheinischen Kindergottesdienst-Tag, am Vormittag Vorträge in Großgruppen anzubieten und nur nachmittags die Teilnahme an verschiedenen Workshops. Die Palette der Themen war sehr breit gefächert, und das Konzept schien bei Referenten und Gästen gut anzukommen. So sprach Kantor Jens-Peter Enk zum Beispiel in seiner Gruppe mit den Anwesenden darüber, ob es sinnvoll sei, die Orgel im Kindergottesdienst einzusetzen und welche Wirkung das Mitbringen von Instrumenten auf die Kinder habe. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph lud ihre Gruppenmitglieder unter anderem zum Test von fair gehandelter Schokolade im Vergleich zur herkömmlichen ein, der katholische Religionspädagoge Rainer Oberthür berichtete von seinen Erfahrungen mit der Veröffentlichung eines kindgerechten Buchs über Schöpfungsgeschichte und Naturwissenschaften, der jüdische Theologe Bruno Landthaler sprach pointiert über die ambivalente Besetzung des Begriffs „Grenze“, und Kirsten Jetzkus vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Aachen ging darauf ein, wie Kinder mit den Themen Tod und Trauer umgehen.

Konkrete Anregungen für eigene Aktionen mitgenommen

„Ich hätte gern noch die dreifache Zeit mit den Leuten verbracht“, sagte Rainer Oberthür begeistert. „Das Gespräch war so lebhaft, dass ich am liebsten noch weiterdiskutiert hätte.“ Die beiden KiGo-Mitarbeiterinnen Bianca und Petra aus Mettmann können sich „Schokolade aus fairem Handel“ nun gut als Thema eines ihrer „Kinderaktionsmorgen“ vorstellen und sagten: „Oberkirchenrätin Rudolph hatte eine super positive Ausstrahlung und war total locker! Man nimmt ihr ab, dass ihr Engagement von Herzen kommt.“ Jugendreferentin Dorothea Schui aus Herzogenrath, die schon "bei acht oder neun Kindergottesdiensttagen mit dabei" war, hatte gleich konkrete neue Aktionen zur Schöpfunggeschichte für ihre Konfis im Kopf. Und Kirsten Jetzkus äußerte sich beeindruckt, wie viele Menschen sich in der Kindergottesdienstarbeit engagieren und bereit für neue Erfahrungen und Methoden seien und lobte gleichzeitig die Wertschätzung für das Ehrenamt, die in einem solchen Fortbildungstag für Mitarbeitende zum Ausdruck komme.

Für den "Eine-Welt-Cocktail" gern gestrampelt

Neue Eindrücke sammeln konnten die Besucher in der Mittagspause auch an den vielen Ständen auf dem „Markt der Möglichkeiten“, der in der Pausenhalle und auf dem Schulhof aufgebaut war. Nicht nur Bücher- und Materialienanbieter waren dort vertreten. Besondere Aufmerksamkeit erregte zum Beispiel der Stand von „Brot für die Welt“, an dem Mitarbeiter Ulrich Christenn den Passanten einen „Eine-Welt-Cocktail“ kredenzte. Dieser bestand aus Säften aus fairem Handel, gemischt mit selbstgemachtem Sirup und weggeworfenem Obst aus „Foodsharing“, getrunken aus echten Naturstroh-Trinkhalmen. Das sehr leckere Getränk wurde dadurch gemischt, dass Freiwillige auf einem Fahrrad strampeln durften, dessen Dynamo mit einem Mixer verbunden war. „So betreiben Menschen in einigen Dörfern in Ecuador ihre Maschinen, da wo es keinen Strom gibt“, erklärte Christenn.

Zirkusvorstellung vermittelt wichtige Werte

Nach den nachmittäglichen Workshops ging es schließlich zurück in die Aula, wo der Schulzirkus „Configurani“ einen Auszug aus seinem aktuellen Programm aufführte. „Die Zirkusvorstellung hat mich sehr berührt, weil darin viel passierte, was auch für uns in der Kindergottesdienstarbeit wichtig ist“, sagte Landespfarrer David Ruddat. „Gegenseitiges Vertrauen, Zusammenarbeit, Zutrauen zu den eigenen Fähigkeiten, das zu sehen war toll!“

30. Rheinischer Kindergottesdienst-Tag in Neuwied

Zum Abschluss des Tages vor dem Schluss-Segen erhielten alle Gäste dann noch eine herzliche Einladung: zum nächsten Rheinischen Kindergottesdienst-Tag, dem 30., der nächstes Jahr (am 23.09.2017) in Neuwied stattfinden wird.

 

(Text: Caren Braun; Fotos: C. Braun und Martina Matthäi)