Verabschiedung von Pfarrer Andreas Hinze: "Ohne ihn wird es nicht mehr das Gleiche sein!"

Nach 36 Jahren am Reformationstag in der Stolberger Finkenbergkirche entpflichtet - Einfühlsame Art, Humor und Erfahrung werden fehlen

Als bis dahin dienstältester Pfarrer im Evangelischen Kirchenkreis Aachen ist am vergangenen Sonntag – dem Reformationstag – Pfarrer Andreas Hinze in Stolberg in den Ruhestand verabschiedet worden. In der Finkenbergkirche auf dem Hammerberg entpflichtete Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff Hinze von seinen Aufgaben in der Kirchengemeinde. Hinze hatte die zweite Stolberger Pfarrstelle seit 1985, also 36 Jahre lang, inne.

Lange seelsorgerische Erfahrung und großartige Gabe zu predigen

Bei der Verabschiedung mit einem Festgottesdienst und dem anschließenden Empfang im Ökumenischen Gemeindezentrum Frankental fielen immer wieder einige Begriffe, die Andreas Hinze in seiner Arbeit besonders charakterisierten: Seine Zugewandtheit und sein Humor, seine seelsorgerische Erfahrung, seine angenehme, einfühlsame Art, seine großartige Gabe zu predigen, seine Hartnäckigkeit, Ehrlichkeit, Kompromissbereitschaft und seine Liebe zum Karneval wurden dabei besonders häufig genannt.

In der Finkenbergkirche brachten die Kantorei der Ev. Kirchengemeinde Stolberg und ein Kammerorchester aus professionellen Musikern und Solisten der Region im Festgottesdienst die Bachkantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ (BWV80) ganz zu Gehör und erfüllten Andreas Hinze damit, wie er sagte, einen besonderen Wunsch.

Ev. Kantorei, Kammerorchester und Solisten kamen für diesen Anlass zusammen

Auch Hinzes Abschiedspredigt hatte zum Thema das Kirchenlied „Ein feste Burg ist unser Gott“, das, angelehnt an Psalm 46, von Martin Luther geschrieben wurde. „Luther wusste aus eigener Erfahrung wie bedroht das Leben ist, und dass man sich gegen Unglück, Krieg, Krankheiten und Tod nicht versichern kann“, sagte Hinze in seiner Predigt. „Auch wir mussten dies im Juli in erschreckender Weise erleben, als unvorstellbare Wassermassen das Ahrtal, das Schleidener Tal und Stolberg überfluteten.“

Leben, Liebe und Gnade sind Geschenke Gottes

Gegen derartige Katastrophen könne den Menschen zwar kein Reichtum und keine eigene Leistung schützen, wohl aber die „feste Burg“ Gottes, der den Menschen das Leben, die Liebe und die Gnade schenke und damit für die Zuversicht stehe, dass das Dunkel in der Welt nicht das letzte Wort habe. Als „Protestant mit lutherischen Wurzeln“, so sagte Andreas Hinze, wolle er auch in Zukunft „Widerspruch einlegen gegen alles, was das Leben bedroht und kämpfen für das Leben“. Dies ebenso zu tun und gleichzeitig die evangelische Kirche immer wieder zu reformieren, forderte er auch die Anwesenden auf.

"Du warst kein Funktionär, sondern ein Brückenbauer"

Bei der anschließenden offiziellen Entpflichtung zählte Superintendent Bruckhoff zunächst eine Reihe von Aufgaben, Ämtern, Verantwortungen und Funktionen auf, die Pfarrer Hinze in seiner langen Dienstzeit erfüllte und sagte dann an die Gemeinde gewandt: „Aber es passt nicht zu Ihrem Pfarrer und dem Menschen Andreas Hinze, alle seine Funktionen aufzuzählen, denn Du bist nie als ‚Funktionär‘ aufgetreten, sondern warst immer ein Brückenbauer und hast, oft mit einem verschmitzten Lächeln, und mit freundlicher, geschwisterlicher Art, ganz ruhig Lösungen gefunden.“

Pfarrstelle wird nicht wieder besetzt

Andreas Hinze war in der II. Pfarrstelle in der Ev. Kirchengemeinde Stolberg neben der Gemeindearbeit, Schulgottesdiensten und Gottesdiensten in Seniorenheimen auch für die Seelsorge am Bethlehem-Krankenhaus zuständig. Er gründete die Notfallseelsorge in der Region Aachen mit und arbeitete mehr als zehn Jahre in diesem Bereich. Seine guten Beziehungen zu den katholischen Geschwistern fanden unter anderem im jährlichen ökumenischen Pfingstgottesdienst, der ökumenischen Karnevalssitzung und der Schaffung des Ökumenischen Gemeindezentrums ihren Ausdruck. 16 Jahre lang war Hinze als Skriba (2. stellvertretenter Superintendent) darüber hinaus an einer leitenden Position im Kirchenkreis Aachen tätig und wirkte lange als theologischer Vorstand des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Aachen. Zudem war er Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen im Kirchenkreis. Eine wichtige Rolle spielte er bei der Bekämpfung der rechtsradikalen Umtriebe, die sich eine Zeit lang in Stolberg sammelten.

Jungen Pfarrer von Bonn nach Stolberg geholt

An viele dieser wichtigen Tätigkeiten erinnerten auch die Personen, die beim Empfang nach dem Gottesdienst Grußworte sprachen oder über ihre gemeinsame Zeit mit Andreas Hinze berichteten. „Ich weiß nicht, ob es hier im Saal irgendjemanden gibt, außer der Familie, der Herrn Hinze länger kennt als ich“, sagte die frühere langjährige Presbyterin Helga Hennig, heute 84. Als Mitte der achtziger Jahre in Stolberg ein Pfarrer gesucht wurde, sei sie mit zwei weiteren Presbyterinnen nach Bonn gefahren, wo Hinze damals tätig war, und habe ihn sich einmal angehört, ob er für die freie Pfarrstelle in Frage käme. „Und was daraus geworden ist – na das sehen Sie ja“, sagte sie lachend.

"Es geht ein richtig toller Kollege"

Pfarrer Uwe Loeper, Kollege Hinzes an der Martin-Luther-Kirche in Aachen-Brand, sagte: „Es geht ein richtig toller Kollege. Er wird uns sehr fehlen. Es wird nicht mehr das Gleiche sein ohne ihn.“ Da die zweite Pfarrstelle in Stolberg nicht neu besetzt werden wird, sind die von dieser Pfarrstelle betreuten Gebiete nun zwischen Pfarrer Jens Wegmann und Pfarrer Axel Neudorf aufgeteilt worden. Einen Teil der Krankenhaus-Seelsorge übernimmt Pfarrer Wegmann. „Ich möchte auf jeden Fall noch den einen oder anderen Gottesdienst mit dir feiern“, sagte der katholische Pfarrer Hans-Rolf Funken, und auch Superintendent Bruckhoff bat Hinze darum, ihn in seinem „Karteikasten“ für die Anfrage nach Vertretungsdiensten im Kirchenkreis behalten zu dürfen.

Abschied mit gemischten Gefühlen

Andreas Hinze selbst sagte, er erlebe seinen Abschied mit gemischten Gefühlen: mit Freude, aber auch mit Wehmut. Besonders freue er sich darauf, in Zukunft mehr Zeit mit seiner Familie und den fünf Enkeln verbringen zu können. Außerdem warteten ein Riesenstapel ungelesener Bücher und ein neues E-Bike auf ihn. Zum Abschluss des Empfangs dankte Hinze dem Kirchenkreis, der Kirchengemeinde, seiner Familie und vor allem seiner Frau. Als Wunsch für die Gemeinde nannte er einen Satz aus dem Josua-Buch (1, 9), der ihn auch in der Seelsorge begleitet habe: „Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“

(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)