Im Alltag geht immer mal etwas kaputt, sei es ein Kleidungsstück, ein Haushaltsgerät oder ein elektronisches Gerät. Oft ist es nur eine Kleinigkeit, wegen der man Dinge nicht einfach entsorgen möchte. Schon allein aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Manchmal handelt es sich auch um ein Gerät, das es so nicht mehr zu kaufen gibt (beispielsweise ein VHS-Recorder) oder an dem das Herz hängt, wie das alte Radio. Die Lösung heißt: Reparieren. Wer sich das allein nicht zutraut, der erhält Unterstützung in einem von inzwischen mehreren Repair-Cafés in Aachen. Eines davon findet seit zehn Jahren einmal im Monat – bis auf die Sommerferienmonate – in den Räumen der evangelischen Emmauskirche im Stadtteil Driescher Hof statt
Repair-Café macht Kaputtes wieder flott
Ehrenamtliche in den unterschiedlichsten Funktionen
Ein Team aus zurzeit 16 Ehrenamtlichen bietet hier seine Hilfe an, kaputte Geräte wieder flott zu bekommen. Die meisten sind Elektro-/Elektronik-Spezialisten, fünf davon mit besonderem Nachweis als „Elektrofachkräfte“, wie Peter Frieders erläutert. Er ist ehrenamtlich für die Organisation des Angebots zuständig. Dazu kommt ein Herr, der sich um Fahrräder kümmert und eine Dame, die bei Näharbeiten und Einstellungen an der Nähmaschine hilft sowie vier weitere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die den Café-Part im Repair-Café betreuen.
Damit der Nachmittag reibungslos abläuft und niemand vergeblich herkommt, wird um vorherige Anmeldung gebeten. Spontan gehe es auch, sagt Peter Frieders, aber dann müsse man mit Wartezeiten rechnen und damit unter Umständen nicht mehr dranzukommen. Im Schnitt hätten sie zwischen 15 und 20 Reparaturen in drei Stunden. „Das waren vor Corona schon einmal mehr.“ Angesichts von weiteren Repair-Cafés, die in Aachen und Umgebung gegründet wurden, und einer Reduzierung auf sechs Reparaturplätze, ist das Team jedoch zufrieden mit dem Zuspruch.
Die meisten Geräte verlassen das Café funktionsfähig
Besonders, weil unter den Besuchern auch zufriedene „Wiederholungstäter“ sind. Die Atmosphäre sei sehr angenehm, sagt eine Besucherin, die schon mit verschiedenen Geräten da war. Die Mitarbeiter gäben sich viel Mühe, Defekte zu finden und Probleme zu lösen und es entstünden immer interessante und angenehme Gespräche. Am meisten nachgefragt sind die Reparatur von Unterhaltungselektronik, Küchengeräten oder anderen Haushaltsgeräten, wie Staubsaugern. Die Erfolgsquote des Teams liegt bei 80 Prozent. „Und, wenn sich etwas doch nicht mehr reparieren lässt, dann weiß der Gast wenigstens, dass er es ruhigen Gewissens entsorgen kann“, sagt Peter Frieders.
„Frickeln“ seit Kindheitstagen
Walter Dressen ist schon von Anfang an mit dabei und freut sich auf den einen Samstag (meist der dritte im Monat), an dem das Repair-Café seine Türen öffnet. Der gelernte Ingenieur und ehemalige Gymnasiallehrer für Mathe und Physik „frickelt“ (wie der Aachener so nett sagt) gerne an Dingen und schaut, ob und wie man sie wieder zum Laufen bringt. Das habe er schon als Kind gerne gemacht und Spielzeug in seine Einzelteile zerlegt, erzählt er mit einem Schmunzeln. Mindestens genauso viel Freude wie beim Reparieren hat er bei den Gesprächen mit den Gästen. Im Cafébereich können die Gäste bei einer Tasse Kaffee und einem Stückchen Kuchen warten oder noch ein wenig miteinander plaudern.
Alten Schätzen wird ein zweites Leben gegeben
An diesem Nachmittag gibt es ein besonderes „Schätzchen“ für Walter (hier nennen sich alle nur beim Vornamen). Eine Dame hat ein etwa 60 Jahre altes Röhrenradio dabei. Mit leuchtenden Augen schraubt er die Rückseite ab: „Das war noch Material. Und das funktioniert auch noch nach all den Jahrzehnten.“ So auch das Modell der Dame, die nach gelungener Reparatur glücklich damit wieder heimgeht. Mit ähnlicher Leidenschaft schraubt Walters Kollege Roger am Nebenplatz an einem defekten Kassettendeck. „Entweder ist es was Kompliziertes oder ganz simpel“, sagt er und lacht. Die Fehlersuche sei meist das Aufwändige (und das Spannende). Dabei bezieht er, wie alle im Café, den Besitzer oder die Besitzerin mit ein. Sie seien keine Reparaturwerkstatt und wollten der auch keine Konkurrenz machen. Es gehe vielmehr darum Menschen zu unterstützen, Dinge wieder selbst in Ordnung zu bringen und die Scheu davor zu verlieren ein Gerät aufzuschrauben, um es nachzugucken. „Ich sage immer, kaputter als kaputt geht nicht. Also lohnt es sich. Manchmal ist nur eine Sicherung defekt, etwas locker oder muss nur sauber gemacht werden.“
Im Vordergrund steht das soziale Miteinander
Ermutigen die „Techniker“ dazu, selbst den Schraubenzieher in die Hand zu nehmen, so zeigt Gisela Hellbach den Gästen, dass der Umgang mit einer Nähmaschine oder das Umsäumen und Flicken keine Geheimwissenschaften sind. „Ich freue mich immer, wenn ich jemandem helfen kann und Tipps geben kann, wie man kleinere Defekte wie ein Loch in der Jeans ausbessern kann“, sagt sie. Außerdem sei es schön, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Ein Repair-Café dient der Nachhaltigkeit, aber eben auch dem sozialen Miteinander und passt damit perfekt in die Räume einer Kirchengemeinde.
(Text: Andrea Thomas)
Das nächste Repair-Café findet am Samstag, 15. Februar, von 14 bis 17 Uhr in der Emmaus-Kirche statt. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Website der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen.