"Gott stellt Deine Füße auf weiten Raum": Psalm 31 hat Petra Hartmann begleitet

Die beliebte Pfarrerin verabschiedet sich am Sonntag, 27. Juni, von der Christusgemeinde im Nordkreis -

Rund ein Viertel-Jahrhundert mit vielen persönlichen Begegnungen

 

"Petra Hartmann" und "Evangelische Kirchengemeinde Hoengen-Broichweiden" (bzw. "Gemeindebezirk Hoengen-Broichweiden der Evangelischen Christusgemeinde Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden"): Dieses Begriffspaar gehört seit 1996 untrennbar zusammen. Doch kurz nach dem Silberjubiläum ihrer Ordination und kurz vor der 25. Wiederkehr ihrer Einführung in der evangelischen Kirche am Mariadorfer Dreieck durch Superintendent Hans-Peter Bruckhoff wird die beliebte Pfarrerin in einem feierlichen Gottesdienst am Sonntag, 27. Juni, dort aus ihrem bisherigen Amt entpflichtet. Pfarrerin Petra Hartmann tritt am 1. August eine neue Vollzeit-Pfarrstelle in der Versöhnungsgemeinde in Wiesbaden an. Damit verbunden ist ihre Beurlaubung von der Rheinischen Landeskirche und ihre Bedienstung in der Landeskirche von Hessen-Nassau.

Verständnis für den nächsten Lebensabschnitt

Überraschung und Bedauern: Dies war die Reaktion der Gemeinde-Mitglieder, des Prebyteriums sowie der Kolleginnen und Kollegen im Pfarramt, als Petra Hartmann ihnen in persönlichen Gesprächen die bevorstehende Änderung mitteilte. Gleichzeitig, so Hartmann, sei ihre Entscheidung auf viel Verständnis gestoßen: "Ich bin gerührt über Zeichen und Worte der Zuwendung und des Mutmachens für meinen neuen Lebensabschnitt". Denn die Gründe dafür sind persönlicher Natur und nachvollziehbar. Die in Bingen im Rheingau aufgewachsene Hartmann, die nach dem Theologie-Studium in Wuppertal und Heidelberg erste Berufserfahrung als Vikarin und Pfarrerin zur Anstellung in Bad Kreuznach sammelte, möchte die jetzige Lebensphase möglichst nahe bei ihrem 85-jährigen Vater verbringen. Und nun, mit 56 Jahren, bot sich für sie die vielleicht nicht wiederkehrende Chance, diesen persönlichen Wunsch mit einem beruflichen Stellenwechsel zu verbinden. Hartmann: "Ich habe mich Jahrzehnte menschlich sehr wohl gefühlt in der Aachener Region. Doch ich spürte immer stärker den Wunsch, den nächsten Lebensabschnitt wieder in meiner alten Heimat zu verbringen".

Die Weite im Leben erfahren in fast 25 Gemeinde-Jahren

Sie erinnert an einen ihren Wahlsprüche, den Psalm 31: "Gott stellt Deine Füße auf weiten Raum". Gott habe den Menschen und ihr ganz persönlich damit die Verheißung gegeben, "eine Weite im Leben zu erfahren". Diese Weite habe sie fast 25 Jahre in Hoengen-Broichweiden gespürt: in der Jugendarbeit, die ihr besonders am Herzen liegt, in der von ihr initiierten Kinder-Bibelwoche ("ich möchte dazu ermutigen, den Glauben zu finden"), in der Kirchenmusik ("der Gesang der schönen alten Texte etwa von Paul Gerhardt sättigt mich"), das Lichterlabyrinth zur Adventszeit, nicht zuletzt die Ökumene am Ort, welche sie vor allem mit dem inzwischen verstorbenen katholischen Pastor Heribert Brendt aus Mariadorf seit 1998 zu einem Herzensanliegen erkor. 
Nach den fundamentalistischen Terroranschlägen in New York von 2001 weiteten sich diese ökumenischen Beziehungen aus zu Muslimen und Muslimas miteinbindenden Friedensgebeten. Auch das Judentum ("Fundament und Geschwister-Religion unseres christlichen Glaubens") fand eine besondere Berücksichtigung in der Arbeit von Petra Hartmann. Die Aktion "Stolpersteine" des Arbeitskreises "Wider das Vergessen" der Reichspogromnacht -  bestehend aus den christlichen Kirchen und dem Alsdorfer Geschichtsverein - unterstützte sie nach Kräften. Auch dies war für Petra Hartmann ein theologisches und Herzensanliegen. Mit Dankbarkeit denkt sie an das haupt- und ehrenamtliche Engagement vieler "ihrer" Gemeinde-Mitglieder zurück, das oft zeitliche Rahmen sprengte.

Verschönerung der Kirchen war ein besonderes Anliegen

Viel Zeit verbrachte Pfarrerin Petra Hartmann im Bau-Ausschuss. Sie, der Gottes Verkündigung durch Wort und Musik wichtig ist, wertschätzt auch die Architektur des Kirchenraumes. Verkündigung käme erst durch die Schönheit des Raumes zur Geltung. Diesbezügliche Projekte während der Amtszeit der scheidenden Pfarrerin waren der Bau des schmucken Gemeindehauses neben der Kirche in Vorweiden sowie erst kürzlich der Anbau an der Kirche in Mariadorf sowie dort die Renovierung der Orgel. Bei der Bewältigung dieser auch abendfüllenden Arbeit - nach der Fusion von Gemeinden 2017 noch verstärkt - fühlte sich Petra Hartmann auch durch den zweiten ihrer Wahlsprüche geborgen: "Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und Besonnenheit" (2. Timotheus-Brief, 1-7).

Die Verabschiedung von Pfarrerin Petra Hartmann findet am Sonntag, 27. Juni, 11 Uhr, mit einem Präsenz-Gottesdienst in der evangelischen Kirche Mariadorf statt. Er wird auch als Zoom-Gottesdienst geschaltet. An eine Verabschiedung in Form eines anschließenden Gemeindempfangs ist zwar leider wegen der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen nicht zu denken. Aber in bestimmten Zeitfenstern kann sich jeder in der Zeit von 12 bis 17 Uhr von Petra Hartmann persönlich in Mariadorf verabschieden. Anmeldungen für den Gottesdienst und für die persönliche Verabschiedung: im Gemeindebüro der Christusgemeinde unter Telefon 02404/1266. Zum Zoom-Gottesdienst: Einwahl unter www.zoom.us mit der Meeting-ID: 926 0927 3321.

(Text: Joachim Peters)