Großzügige Spende für den Hospizdienst der Kirchengemeinde Monschauer Land

Geldspenden zum 100. Geburtstag für diese ehrenamtliche Einrichtung - Als Dank für wiedererweckte Lebensfreude

Peter Meisen ist ein Phänomen. Vor kurzem konnte der Rotter, bei halbwegs passabler Gesundheit, stolz seinen 100. Geburtstag feiern. Und von wegen, Menschen dieses Alters wollen von solch modernem „Zeugs“ wie Handys und Laptops nichts mehr wissen: Erst vor wenigen Jahren ist Meisen zu einem begeisterten Blogger geworden, der mit seinem Notebook spannende, interessante Episoden aus seinem reichhaltigen Leben im Internet veröffentlicht. Und vor nicht allzu langer Zeit ließ er sich sogar vom ADAC seine Fahrtauglichkeit bestätigen. Er setzt sich aber trotzdem nicht mehr hinters Steuer, auch wenn etwa seine Augen ohne Brille noch bestens die Fernsicht schaffen.

Es war nicht immer so, dass Peter Meisen sein Leben wieder dermaßen genießen kann, auch wenn ihm die altersgemäßen Beeinträchtigungen natürlich auch zu schaffen machen. Irgendwann hatte ihn sein Lebensmut praktisch verlassen. Seine Söhne sahen dies mit Sorge. Und sie öffneten die Tür zu einer Begegnung, die ihm zu einem spürbaren Aufschwung verholfen hat: Das schafften ehrenamtliche Helferinnen des Eifeler Ambulanten Hospizdienstes der evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land. Und eine Mitarbeiterin aus diesen Reihen kümmert sich seitdem besonders intensiv um Peter Meisen. Das ist Gisela Skaletz-Koch. Sie lebt auch in Rott, nicht weit von Meisens Haus an der Straße Auf der Alm entfernt. Regelmäßig besucht sie seit knapp einem Jahr den nun Hundertjährigen, erzählt viel mit ihm, kümmert sich einfach rührend um ihn, begleitet ihn zu Ärzten. „Ich bin froh, dass ich sie habe“, sagt Meisen bei einem Treffen des Hospizkreises in den Roetgener Räumen der evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land an der Rosentalstraße. „Ich wäre einsam, wenn ich sie nicht hätte.“

Mehr als 1000 € kamen als Spende zusammen

Bei dieser Gelegenheit wird zudem offiziell gemacht, was Meisen bereits anlässlich seines hohen, runden Geburtstags im August versprochen hatte: All die Geldgeschenke, die ihm dabei zugedacht wurden, spendet er dem Hospizdienst. Dabei kam die beachtliche Summe von 1155 Euro zusammen. Weitere finanzielle Gaben, die ihm aufs Konto überwiesen wurden, so auch von der Gemeinde Roetgen, sollen gleichfalls an die Hospizhelfer weitergereicht werden.

Dankend nahm Pfarrer Volker Böhm dieses großzügige Geldgeschenk entgegen. „Klasse, wie dies entstanden ist“, freute sich Böhm bei dieser „schönen Begegnung“. Natürlich wurden dem hochbetagten Geburtstagskind zunächst einige Lieder nachträglich zum Geburtstag gesungen. Und jede der Ehrenamtlerinnen – nur ein einziger Mann war bei dieser Gelegenheit in ihren Reihen dabei – überreichte Peter Meisen je eine Blume als kleine Gabe, die zu einem stattlichen Strauß anwuchsen.

Geschenk von Herzen

„Mir ist viel Gutes passiert mit dem, was Sie tun“, lobte Meisen in seinen kurzen Dankesworten die Arbeit des Hospizdienstes, „Das macht mir viel Freude. Das Geschenk kommt von Herzen. Ich bin froh, dass ich diesen Tag mit Gesundheit erleben kann. Das Gedächtnis ist noch gut, aber der Rest muss repariert werden“, macht er indes keinen Hehl, dass natürlich auch das Alter an ihm nagt. „Der Mensch ist nicht für 100 Jahre geboren.“

Peter Meisen stammt gar nicht aus der Eifel. Vielmehr wurde er im späteren Jülicher Stadtteil Titz geboren. Mit seiner Familie war er öfters zum Wandern in herrlicher frischer Luft in die hiesige Landschaft gefahren und hat sie dabei schätzen und lieben gelernt. Somit stand für ihn und seine Frau Maria fest, dass das Paar seinen Lebensabend in der Eifel verbringen wollte – und dass sie dabei im fortgeschrittenen Alter nochmals komplett neu anfangen wollten. In Rott bauten sie ein finnisches Blockholzhaus, bei dem sie es nicht einfach hatten, ihre Pläne gegenüber den Baugenehmigungsbehörden durchzusetzen. 1979 war das. Bis er 85 Jahre alt war, hat Meisen noch selbst den Garten seines 2500 Quadratmeter großen Grundstücks in Ordnung gehalten. „Das war mein Lebensinhalt“, erzählt er.

Beruflich hatte Peter Meisen eine Lehre als Elektriker absolviert und dann in der Jülicher Zuckerfabrik gearbeitet. Später folgte die Meisterprüfung. Seine Frau Maria unterstützte ihn, als er sich in Ameln, das heute auch zu Jülich gehört, im Jahre 1948 mit einem Elektrofachhandel selbstständig machte. Eigentlich sollte einer der beiden Söhne den Laden übernehmen. Doch dies zerschlug sich, er musste 1983 geschlossen werden. Zu Spitzenzeiten zählten die Meisens zehn Mitarbeiter.

Flucht aus Kriegsgefangenschaft...

Unvermeidlich spielte auch der Zweite Weltkrieg in seinem Leben eine prägende Rolle. 1941, mit damals 19 Jahren, wurde Peter Meisen erstmals eingezogen, allerdings nach einem halben Jahr wieder entlassen, da er in der „kriegswichtigen“ Zuckerproduktion arbeitete. Ein Jahr später musste er erneut einrücken, kam bis ins weißrussische Minsk, wo er in Kriegsgefangenschaft geriet. Bei einem Marsch indes gelang ihm die Flucht. Instinktiv ließ er sich in einen Graben fallen, als sei er angeschossen worden. Zu Fuß gelang es ihm in langen Märschen nachts, über den Böhmerwald die deutsche Grenze zu erreichen. Mit einem Fahrrad ging es dann nach Jülich zurück, um ein neues Leben aufzubauen.

1948, dem Jahr ihres Firmenstarts, heirateten Peter und Maria Meisen. Seine Frau ist bereits 1995 verstorben. Inzwischen kümmern sich ausländische Pflegekräfte um seinen Haushalt. Neben den beiden Söhne Albert (72) und Bernhard (69) freut sich der betagte Jubilar auch darüber, dass seine vier Enkel und sechs Urenkel regelmäßig Kontakt zu ihm halten. Und seit Peter Meisen die elektronischen Hilfsmittel nutzt, gelingt dies bedeutend einfacher, als auf die Besuche seiner Verwandten zu warten. Da werden regelmäßig auch Videotelefonate geführt, gechattet und E-Mails ausgetauscht – der Hundertjährige ist erstaunlich „firm“ geworden in der Beherrschung dieser Geräte.

... und erfolgreicher Internet-Blogger

Aus dieser Begeisterung ist denn auch vor etwa sieben Jahren die Idee zu einer Art Internet-Tagebuch entstanden, einem Blog. Hier hat Peter Meisen, mehr oder weniger regelmäßig, manchmal mit längeren Pausen, bereits 130 Beiträge eigenhändig in die Tastatur getippt. Die Idee kam von den Enkeln, die ihn über sein Leben ausfragten. Daraus wurde dann die Überschrift: „Opa Peter, erzähl doch mal...“ Hier schreibt der tiefgläubige Katholik über seinen Alltag, aber auch schon mal über Glaubensfragen, die ihn bewegen.

Text: Berthold Strauch