Menno-Simons-Predigtpreis 2023 für Pfarrer Joachim Leberecht

Karfreitagspredigt 2022 ausgezeichnet - Würdigung der klaren und dichten Sprache - Preisverleihung am 3. September in Hamburg-Altona

Die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen (Universität Hamburg) gemeinsam mit der Mennonitengemeinde Hamburg-Altona verleiht den internationalen Menno-Simons-Predigtpreis 2023 an Joachim Leberecht, Pfarrer der Evangelischen Lydia-Gemeinde Herzogenrath.

Die prämierte Predigt wurde am Karfreitag 2022 in der Ev. Markuskirche (Herzogenrath) im Rahmen einer Passionspredigtreihe über 7 Träume aus dem Buch der Bücher gehalten. Überraschend geht sie von jenem Alptraum der Claudia Procula (Ehefrau des Pilatus) aus, den Selma Lagerlöf in ihren „Christuslegenden“ ersann. In diesem Traum tauchen die Kriegsopfer aller Zeiten auf, um „den großen Propheten von Nazareth“ aufzusuchen, „der Krieg und Feindschaft abschaffen und den Frieden auf Erden bringen wird“. Sie werden enttäuscht, denn „Pilatus hat ihn getötet”. – Die Predigt verbindet diesen Alptraum unmittelbar mit den gegenwärtigen Erfahrungen des Krieges in der Ukraine: „Es wird nicht auf Frieden, es wird auf Krieg gesetzt. Der Traum von Frieden ist geplatzt,“ konstatiert die Predigt in klarer, prägnanter Sprache. Der Legende nach wurde Claudia Procula später selbst Christin, „ließ sich von Güte, Liebe und Gewaltlosigkeit ihres HERRN einholen“ und starb als Märtyrerin. Zu Karfreitag erinnert die Predigt an das Opfer Jesu am Kreuz und folgert: „Wir sollen keine Menschen mehr opfern. Es ist ein für alle Mal genug.“ Der Prediger drückt seine Scham aus für die Haltung von Kirchenleitungen in diesem Krieg und erinnert an das Zeugnis von Kriegsdienstverweigerern. „Durch Jesu Tod sind wir befreit und berufen zu gewaltlosem Widerstand“, schließt die Predigt.

Die Jury würdigt mit der Auszeichnung die klare und dichte Sprache der Predigt, die gelungene Verbindung zwischen Karfreitag und dem Krieg in der Ukraine sowie die theologische und ethische Aussage. Die Predigt ist - zusammen mit sechs anderen Passionspredigten der Lydia-Gemeinde Herzogenrath über biblische Träume des Alten und Neuen Testaments - auch als Buch erschienen. Auch die Aachener Zeitung hat die vollständige Predigt von Pfarrer Leberecht frei zugänglich online gestellt.

Die öffentliche Preisverleihung findet im Anschluss an den Gottesdienst am 3. September in der Mennonitenkirche Hamburg-Altona (10 Uhr) statt, in dem die ausgezeichnete Predigt zu hören sein wird. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, auch per Live-Übertragung: https://www.youtube.com/c/MennonitengemeindeZuHamburgUndAltona.

Der Menno-Simons-Predigtpreis

Mit dem internationalen Menno-Simons-Predigtpreis sollen Predigten angeregt und gewürdigt werden, die das biblische Zeugnis im Licht der täuferisch-mennonitischen Tradition zur Sprache bringen. Im Horizont gelebter Ökumene sollen sie friedenskirchliche Orientierung fördern und durch Glaubwürdigkeit überzeugen, um spirituelle Stärkung zu bieten. Ferner sollen die Predigten zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen des öffentlichen Lebens anregen – über die eigenen konfessionellen Grenzen hinaus.

Der jährliche Preis wurde von Dr. h.c. Annelie Kümpers-Greve (1946–2017), Mitglied der Mennonitengemeinde Hamburg-Altona, gestiftet. Er ist mit 2.000 Euro dotiert und geht zur Hälfte an den Preisträger und zur anderen Hälfte an seine Heimatgemeinde. DerJury gehören mennonitische Theolog*innen aus verschiedenen Ländern an.