Ökumenisches Miteinander per Vereinbarung besiegelt

Lydia-Gemeinde Herzogenrath und Pfarrei St. Josef in Herzogenrath-Straß unterzeichnen ökumenische Partnerschaftsvereinbarung – Offizielle Verpflichtung zu bereits gelebtem Austausch

„Wir wollen aufstehen, aufeinander zugehn“, besser als das Kirchenlied, das Gemeindeglieder aus der katholischen Pfarrei St. Josef in Herzogenrath-Straß und der evangelischen Lydia-Gemeinde Herzogenrath gemeinsam im Gottesdienst anstimmten, kann man es nicht beschreiben. Beide Gemeinden sind einander bereits über viele Jahre im ökumenischen Miteinander verbunden, nehmen in den Blick, was sie verbindet, nicht, was sie (noch) trennt. Nun haben sie ihre Partnerschaft mit einer entsprechenden Vereinbarung miteinander bekräftig und auch offiziell besiegelt – ganz symbolträchtig im Gottesdienst zum Reformationstag in der Herzogenrather Markuskirche.

Zweite ökumenische Partnerschaftsvereinbarung für die Lydia-Gemeinde

Bereits im Februar hat die Lydia-Gemeinde eine ähnliche Partnerschaftsvereinbarung mit der katholischen Pfarrei „Christus unser Friede“ in Herzogenrath-Kohlscheid unterzeichnet. Grundlage ist die Rahmenvereinbarung für ökumenische Partnerschaften, die das Bistum Aachen und die Kirchenkreise Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 geschlossen haben. Die wiederum fußt auf der „Charta oecumenica – Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den christlichen Kirchen in Europa“ von 2003.

Diakonische, caritative und gottesdienstliche Kooperation

Die beiden Herzogenrather Gemeinden verpflichten sich in ihrer ökumenischen Vereinbarung miteinander: Selbstgenügsamkeit zu überwinden und ökumenische Gemeinschaft verbindlich zu gestalten; Raum für Begegnungen, Dialog und Zusammenarbeit zu schaffen; gemeinsam das Evangelium durch Wort und Tat zu verkündigen; zusammen Gottesdienste zu feiern; sich gemeinsam caritativ bzw. diakonisch einzusetzen und soziale und öffentliche Verantwortung zu übernehmen; konfessionsverbindende Ehen und Familien zu unterstützen und Strukturen zum Austausch von Haupt- und Ehrenamtlichen zu schaffen und zu pflegen. In der Praxis leben St. Josef und die Lydia-Gemeinde das bereits über ökumenische Gottesdienste zu Buß- und Bettag sowie weiteren Anlässen, in der Flüchtlingsarbeit oder über gemeinsame Veranstaltungen der Kulturkirche St. Josef mit dem evangelischen Erwachsenenbildungswerk. Die Vereinbarung soll dieses Miteinander weiter vertiefen und ausbauen.

Offizielle Urkunde, Partnerschaftsbuch und -Kerzen als „Erinnerungsstütze“

Im Rahmen des ökumenisch gefeierten Gottesdienstes, den der Martin-Luther-Chor aus Herzogenrath-Merkstein musikalisch mitgestaltet hat, unterzeichneten Vertreter der pastoralen Leitungsteams und Gremien beider Gemeinden die offizielle Urkunde. Sie soll ebenso als „Erinnerungsstütze“ dienen wie ein Partnerschaftsbuch, in dem Erfahrungen und Aktionen miteinander geteilt werden sollen, und die Partnerschaftskerzen für die Kirche St. Josef und die Markuskirche. Sie wurden von Britta und Georg Schwering entzündet. Beide engagieren sich in den Gemeindegremien, sie als Vorsitzende des Bevollmächtigungsausschusses der Lydia-Gemeinde, er im Pfarreirat von St. Josef, in dem sie ebenfalls als Vertreterin der evangelischen Kirche ist.

Einheit statt Einheitlichkeit

Es gebe mehr Verbindendes als Trennendes, hatte Britta Schwering zu Beginn des Gottesdienstes betont. Doch eine Sache trennt die Christen beider Konfessionen nach wie vor und zwar schmerzlich, wie Pfarrer Joachim Wehrenbrecht in seiner Predigt erklärte: „Mein großer Wunsch ist gemeinsam am Tisch des Herrn zusammenzukommen, und damit bin ich nicht allein.“ Die Menschen vor Ort könnten den theologischen Diskurs dazu nicht nachvollziehen und seien daran auch gar nicht interessiert. Sie teilten die große Sehnsucht, gemeinsam das Brot zu brechen und das Sakrament zusammen zu feiern, „das uns verbindet und Gemeinschaft im Glauben erleben lässt“. Die Einheit der Kirche werde nicht durch Einheitlichkeit erreicht, sondern durch Verständnis der Liturgie des anderen. Aufeinander zugehen und voneinander lernen, dazu ist auch die Partnerschaftsvereinbarung ein weiterer wichtiger Schritt.

(Text und Fotos: Andrea Thomas)