Wiederaufbau mit neuen Möglichkeiten

Zwei Jahre nach der Brandstiftung an der Hellenthaler Kirche ist die Erneuerung des Dachs im vollen Gange - Wegen zusätzlicher Schäden werden noch Spenden benötigt

Fleißiges Hämmern ist vom Dach der Evangelischen Kirche in Hellenthal zu hören. Bekanntlich kommt ja alles Gute von oben, sollte man gerade in der Umgebung einer Kirche meinen, doch weit gefehlt. Vorsicht ist angesagt. Wer da nicht aufpasst oder einen Bauhelm trägt, der kann von einem der herabrieselnden Schieferstückchen getroffen werden, die die emsigen Dachdecker von den neuen Schieferschindeln abschlagen.
Es ist mittlerweile mehr als zwei Jahre her, und immer noch sind in Kirche und Pfarrheim nicht alle Spuren der Brandnacht vom 21. Februar 2019 beseitigt. An diesem Abend wurde die Hellenthaler Kirche Schauplatz eines Brandanschlages. Der jugendliche Brandstifter, der bereits das Schleidener Gymnasium angezündet hatte, hatte in einem Fachwerkanbau Feuer gelegt, das sich auf das Pfarrhaus ausbreitete und beinahe auch die direkt angebaute Kirche erfasst hätte. Mit einem Großeinsatz konnte die Hellenthaler Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen verhindern.

Zusätzliche Hindernisse erst später entdeckt

Die von sportlichem Ehrgeiz getriebene Hoffnung von Pfarrer Oliver Joswig, bereits Weihnachten 2019 wieder in der Kirche feiern zu können, erwies sich schnell als vergeblich. Ein Problem habe sich an das nächste gereiht, berichtet der Geistliche. So habe es sich schwieriger als gedacht gestaltet, einen Architekten für den Wiederaufbau zu finden. Als schließlich Christoph Commes aus Heimbach für diese Aufgabe begeistert werden konnte, habe dieser festgestellt, dass der Dachstuhl Schäden aufwies, die nichts mit dem Brand zu tun hatten.
Auch wenn die eigentlichen Brandschäden durch die Versicherung gedeckt würden, die Reparatur dieser Fehler gingen zu Lasten der Kirchengemeinde. Auch ein anderer Faktor erwies sich als kostenintensiv: Die Deckrichtung der Beschieferung sei so gewesen, dass die Neubedeckung des Pfarrheims nicht einfach angeschlossen werden konnte. Um eine einheitliche Fläche hinzubekommen, hätte auch das Dach der Kirche neu eingedeckt werden müssen, erläuterte Günter Krohn, stellvertretender Baukirchmeister.

Jugendliche helfen beim Streaming der Video-Gottesdienste

Auch im Inneren der Kirche ist noch nicht alles, wie es einmal war. Durch die Arbeiten am Dach sind kleinere Schäden am Gewölbe entstanden, die noch beseitigt werden müssen. „Dann wird die Kirche wieder neu gestrichen, WLAN, LAN, Kameras und Lautsprecher installiert“, so Joswig. Denn vor vielen Wochen ist die Kirche zum Aufnahmestudio für die Videogottesdienste geworden. Im ersten Lockdown startete Joswig mit seinem Sohn Thorge aus dem Gemeindesaal die Übertragungen. „Wenn mir vor 15 Monaten einer gesagt hätte, dass wir Youtube-Gottesdienste machen, ich hätte es nicht für möglich gehalten“, gab Joswig zu. Mittlerweile sind noch vier Jugendliche dazugestoßen, die über sechs Kameras die Gottesdienste ins Internet streamen. Sorgen bereitet der Kirchengemeinde noch der Schaden an der Orgel. Diese habe durch die Schnelltrocknung Risse an der Windlade davongetragen, die noch repariert werden müssen.

Neuer Gruppenraum im Dachgeschoss

Die Instandsetzung des Pfarrheims ruht zurzeit, bis das Dach vollständig geschlossen ist. Schon erkennbar ist der neue Gruppenraum im Dachgeschoss. „Mein neuer Lieblingsraum“, nennt ihn Joswig. Zwölf Personen können sich demnächst hier treffen. Im Erdgeschoss ist noch die alte Verfachung der Wände zu erkennen. „Das soll später mit Lehmputz wiederhergestellt werden“, stellt Joswig die Planung dar. Auch eine behindertengerechte Toilette wurde im Zuge des Wiederaufbaus integriert, und auch die aktuellen Anforderungen des Brandschutzes übernommen.

Spenden erbeten, um Kosten zu decken

Die Kosten, die durch die Renovierung des Dachstuhles und die Eindeckung der Kirche entstanden sind, sorgen Pfarrer Joswig und das Presbyterium. „Im Endeffekt werden es rund 250.000 Euro sein, die bei der Kirchengemeinde hängenbleiben“, sagt Joswig. Die Kalkulation für die Beseitigung des Brandschadens habe bei etwa 1,6 Millionen Euro gelegen. Nach dem Brand wurde in mehreren Spendenaktionen vom Förderverein der Kirchengemeinde Geld gesammelt, um den Neuaufbau unterstützen zu können. „Dabei sind um die 10.000 Euro zusammengekommen“, sagt Peter Schäfer, Vorsitzender des Fördervereins. „Wir sind dankbar, aber das Geld ist auch schnell weg“, beschreibt er die Lage. Deshalb bittet der Förderverein noch einmal um eine Unterstützung für die Sanierung der Kirche. Ein Kontakt mit dem Förderverein kann per E-Mail aufgenommen werden: Peter.schaefer@ekir.de

(Text: Stephan Everling)