Wie sieht die Seelsorge der Zukunft aus – rein digital? „Nein“, meint Pfarrer Frank Ertel, Leiter der TelefonSeelsorge in Aachen, „bei dem neuen Projekt ‚Seelsorge auf neuen Wegen‘ geht es um die verbesserte Erreichbarkeit von Seelsorge.“ Sie müsse sichtbarer werden und sich den Gewohnheiten der Menschen anpassen. „Früher sind sie zum Pfarrer gegangen, der neben der Kirche wohnte. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Menschen gucken ins Internet, wenn sie Seelsorge benötigen“, so Ertel.
Auf www.seelsorge-aachen.de ist eine neuartige Buchungsmöglichkeit für seelsorgerische Angebote gestartet: Auf der Webseite kann man sich den oder die Gesprächspartner*in aussuchen. Das Gespräch wird dann per Telefon, persönlich in Präsenz, als Spaziergang oder als Zoom-Videokonferenz stattfinden – so, wie es der Hilfe suchende Mensch gerne möchte. Umgekehrt stellen die Seelsorger*innen nur solche Termine in das Buchungsportal ein, die sie selbst wahrnehmen können – auch die Art des Gesprächs. Man kann sich seinen Gesprächspartner aussuchen – zum Beispiel den Gemeindepfarrer – „oder aber sich den auch gerade nicht aussuchen“, so Ertel.
Unterschied zur anonymen Angeboten wie Telefonseelsorge
Das unterscheidet die neue Form der Seelsorge-Vermittlung von anderen Angeboten, zum Beispiel der Telefonseelsorge. Dort erfolgt die Kontaktaufnahme anonym, eine Kontaktaufname ist 24 Stunden täglich, 7 Tage in der Woche möglich. Auf der Webseite des neuen Angebots sind hingegen alle mitmachenden Seelsorgenden persönlich mit Bild, Standort und optional mit Profil sichtbar. Sie stellen nur die Stunden ein, in denen sie Zeit für ein Gespräch zur Verfügung stellen können – neben ihren übrigen Aufgaben.
Erwartet wird, dass die Gemeindepfarrer*innen etwa zwei bis vier Stunden pro Monat im Durchschnitt anbieten werden. 15 Menschen haben sich schon für den neuen Dienst registriert. „Es können auch Ehrenamtliche sein, wenn sie über eine entsprechende Ausbildung verfügen“, sagt Caren Braun, Pressesprecherin des Kirchenkreises Aachen, bei dem das Projekt angesiedelt ist. Das Ziel sei, dass sich mittelfristig etwa doppelt so viele Seelsorgende anmelden.