Bewährtes erhalten, Neues ermöglichen: Kirchengemeinde Monschauer Land will Stiftung gründen

Wichtiger Pfeiler in der Sicherung einer lebendigen Gemeindearbeit - Einlagen bei gemeinnütziger Stiftung sind steuerlich begünstigt

„Ja, ich werde Gründungsstifter/in und gestalte die Zukunft der Evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land mit!“ Pfarrer Jens-Peter Bentzin und Professor Georg Schuppener als Mitglied des Presbyteriums wären begeistert, wenn möglichst viele Menschen diesen „Zeichnungsbrief“ unterschreiben würden. Er ist der Kern einer angestrebten Stiftung, welche die Finanzierung der Gemeindearbeit auf eine neue, breitere Basis stellen soll. Dazu präsentierten sie im Gespräch mit unserer Zeitung in Roetgen eine attraktiv gestaltete Werbebroschüre: „Bewährtes erhalten, Neues ermöglichen“, heißt es darin.

Ziel sind mindestens 100.000 Euro Startkapital

Diese Botschaft soll möglichst reiche Früchte tragen. Denn das Ziel von Bentzin und Schuppener ist ehrgeizig: Mindestens 100.000 Euro Startkapital sollen als Grundstock zusammenkommen, bevor die Stiftung offiziell gegründet werden kann. Wer sich daran finanziell beteiligen möchte, sollte wenigstens 1000 Euro zur Verfügung stellen – nach oben sind natürlich absolut keine Grenzen gesetzt. Eine echte Herausforderung, ist den beiden Verantwortlichen durchaus bewusst. Diesen finanziellen Rahmen hat – angelehnt an das Bundesstiftungsgesetz – die Kölner Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde für solche Stiftungen gesetzt. Daneben gibt es auch eine kircheninterne Kontrollinstanz, die bei den vielfältigen und schon vor etwa zwei Jahren eingeleiteten Vorbereitungen beratend zur Seite gestanden hat.

Jede/r darf sich angesprochen fühlen

„Unsere Stiftung soll ganz in der Tradition unserer Kirchengemeinde ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Sicherung aktiven Gemeindelebens sein“, betont Jens-Peter Bentzin als Vorsitzender des Presbyteriums in seinem Vorwort der Broschüre. Jeder darf sich angesprochen fühlen, egal ob evangelisch oder katholisch, ob privat oder als Firmeninhaber. Die geforderte „Hundertschaft“ der Erststifter sei sicher nicht leicht zu gewinnen, ist dem Pfarrer und dem Presbyter Georg Schuppener bewusst. Aber wenn schon einige kräftigere „Schultern“ ein deutlich höheres finanzielles Engagement zeigten, sei die Zahl der Gründer schon nicht mehr ganz so ganz anspruchsvoll hoch...

Auch Unternehmen können Einlagen tätigen

Und die beiden Initiatoren vergessen auch nicht den Hinweis, dass die Stiftungseinlagen durchaus steuerlich begünstigt seien und in der persönlichen Erklärung geltend gemacht werden könnten, um die eigene Steuerlast zu senken. Was natürlich genauso für Unternehmen gelte, was die Klärungen mit den Steuerbehörden bestätigt hätten. Denn die Ziele der Stiftung, deren Wirken nachhaltig angelegt werden solle, seien eindeutig gemeinnützig und damit deren Zuwendungen abzugsfähig.

Konzertleben oder Hospizarbeit könnten gefördert werden

Wo die Stiftung mit ihrem segensreichen Wirken ansetzen könnte, darüber haben sich Bentzin und Schuppener schon viele Gedanken gemacht – und klar auch in der notwendigen Satzung zu Papier gebracht. Zum Beispiel beim der Gemeinde wichtigen Konzertleben oder der eigentlich noch wertvolleren Hospizarbeit. Sie war vor 25 Jahren über die evangelischen Pfarren des Monschauer Landes ins Leben gerufen worden und feierte jüngst ihr Silberjubiläum. Wichtig sei es, mit den Aktivitäten – nach Corona – wieder einen breiteren Wirkungskreis zu erreichen. Denn, so Pfarrer Bentzin, die evangelische Kirche solle nicht nur ihr eigenes Gemeindeleben pflegen, sondern auch „für die Öffentlichkeit da sein“. Schuppener: „Wir wollen breiter in die Gesellschaft reinwirken und uns nicht auf die Kirchenmauern begrenzen.“

Nordeifeler Bürgermeister unterstützen die Pläne

Diese Gedanken finden Unterstützung bei den Nordeifeler Bürgermeistern. So auch bei Simmeraths Verwaltungschef Bernd Goffart (CDU): „Eine lebendige Kirche zeigt sich durch ihre Taten und Werke. Eine Stiftung hilft, diese sichtbar zu machen“, sagt er.

Gefragt nach dem Anstoß für den Stiftungsgedanken, machen Bentzin und Schuppener keinen Hehl daraus, dass es angesichts rückläufiger Mitgliedszahlen und Kirchensteuereinnahmen sowie auch sinkender Kollektenerträge nicht passieren dürfe, dass man sich wichtige Dinge „nicht mehr leisten“ könne, weil einfach das Geld fehle und „wir kürzertreten müssen“. Die Gemeinde tue schon einiges, um zu sparen. So sei etwa die Stelle, die durch die Pensionierung des Roetgener Pfarrers Wolfgang Köhne frei wurde, nicht wieder besetzt worden.

Bindung der Menschen an die Kirchengemeinde lässt auch im ländlichen Raum nach

Die Evangelische Kirchengemeinde Monschauer Land zählt derzeit rund 4100 Mitglieder – Tendenz rückläufig. Wobei Bentzin betont, dass die Zahl der Austritte „deutlich weniger gravierend als in den Städten“ sei. Aber es sei schon schmerzlich zu spüren, dass „die Bindung der Menschen nachlässt“.

Die Stiftung soll, so formuliert es der Pfarrer, „ein starkes Stück und eine Ergänzung zur Gemeindefinanzierung'“ werden, neben bestehenden und weiter wichtigen Gruppierungen wie dem Förderverein oder dem Kirchbauverein. Beim Stiften gehe es auch „um etwas Bleibendes“, macht er deutlich. Denn während etwa Spenden mit entsprechenden Nachweisen schnell ausgegeben müssten, sei eine Stiftung etwas, „das bleibt“. Und sie könne zum Beispiel auch die Nachlässe von Gemeindemitgliedern und sonstigen Menschen annehmen, der die Tätigkeit der evangelischen Kirche am Herzen liegen. Sozusagen ein bleibendes Vermächtnis, das die Erinnerung an den Verstorbenen und sein Wirken wachhalten könne.

Investition in Aktion oder Fonds ist für die Stiftung tabu

Angesichts von Zinsen nahe dem Nullpunkt dürfte es schon eine Herausforderung sein, akzeptable Erträge mit der Stiftung zu erwirtschaften und diese zu verteilen, um nicht den verpflichtend zu bewahrenden finanziellen Grundstock anzugreifen. Dennoch, so Bentzin und Schuppener, sei es tabu, etwa in renditeträchtige Aktien oder Fonds zu investieren. Da helfe es nur, die Substanz der Stiftung zu vergrößern, also mehr Geld einzuwerben, etwa auch durch Zuwendungen von Förderinstitutionen.

Startlinie für die Akquisition ist überschritten

Hier ist Jens-Peter Bentzin eigentlich sehr zuversichtlich, dass er mit diesem Wunsch auf offene Ohren treffen wird. Denn es bestehe in der Geschichte der evangelischen Kirche in der Diaspora des Monschauer Landes eine lange Tradition, dass es manche „wunderbaren Kirchenbauten“ nur gebe, weil großzügige Gönner für deren Finanzierung gesorgt hätten, womit die Gemeinde „am Leben gehalten“ worden sei. Somit sind Bentzin und Schuppener sehr zuversichtlich, nicht allzu lange um die ersten finanziellen Zusagen werben zu müssen. Es gebe bereits entsprechende Kontakte. „Mit der Broschüre wird die Startlinie für die Akquisition überschritten“, sagt der Pfarrer und macht deutlich: „Wir fangen nicht bei Null an!“

Kleines Rechenbeispiel: Wenn von den 4100 Seelen nur knapp 2,5 Prozent die Stiftung unterstützen, wäre die Gemeinde bereits am Ziel. Das scheint tatsächlich nicht unmöglich zu sein...

Schon im kommenden Jahr 2022 soll die Stiftung ins Leben gerufen werden, wenn das erste Ziel, 100.000 Euro an Einlagen, erreicht ist. In dem geplanten Kuratorium, das über die Verteilung der Mittel wachen soll, sei durchaus auch Platz für – großzügige – Stifter, betont Bentzin etwa mit Blick auf spendable Betriebe. Damit könnten die Geldgeber auch Einfluss auf die Verwendung „ihrer“ Beiträge nehmen. „Dafür sind wir offen“, sagt der Pfarrer und fügt an, dass solch ein Engagement aufgeschlossener Mitbürger auch „frischen Wind und neue Ideen in das Gemeindeleben bringen“ könne – immer abgestimmt mit dem verantwortlichen Presbyterium, betont Bentzin: „Es muss immer um eine Ergänzung des Angebots gehen, was die Kirchengemeinde allein nicht leisten kann.“ Dafür wolle man „Menschen gewinnen“. Georg Schuppener macht deutlich, dass ein persönlicher finanzieller Einsatz auch die Identifikation der Menschen mit der Gemeinde erhöhen werde.

Ankerpflöcke für Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit einschlagen

Jens-Peter Bentzin: „Wenn es uns gelingt, in einer Situation, in der vieles ins Rutschen gerät, Ankerpflöcke zur Sicherung einzuschlagen, etwa für Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit, dann ist die Stiftung ein guter Gesprächsbeitrag.“ Sein Herzenswunsch? „Dass wir im Zusammenspiel vieler weiter gut miteinander leben können“ – und dies in einer Zeit, „in der viele Warnzeichen leuchten“.

(Text: Berthold Strauch)

Weitere Informationen:

Zum Zweck der Stiftung heißt es unter anderem in der Satzung: Förderung der Kinder- und Jugend- sowie Familienarbeit, Förderung der Seniorenarbeit und des betreuten Wohnens, Förderung der Kirchenmusik sowie der kirchlichen Kultur- und Geschichtsarbeit, der interkulturellen Zusammenarbeit. Außerdem soll bürgerschaftliches Engagement „zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke, insbesondere mit der Zielsetzung ,Bewahrung der Schöpfung'“, gestärkt werden.

Stiftungsbroschüre und Zeichnungsbrief können über das Gemeindebüro (Telefon 02473/8336, E-Mail: monschauer-land@ekir.de) angefordert oder von der Internetseite https://monschauer-land.de/evangelische-stiftung-monschauer-land/ heruntergeladen werden.