Superintendentin Verena Jantzen leitete erstmalig Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Aachen

Rund 100 Teilnehmende tagten am Freitag und Samstag in Stolberg – Viele Leitungs-Mitglieder neugewählt - Positionierung gegen extreme Parteien

Zum ersten Mal hat die neue Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, Pfarrerin Verena Jantzen, am Freitag und Samstag die ordentliche Kreissynode geleitet. Die 50-jährige Theologin hatte im Oktober ihr Amt angetreten. Vor den rund 100 Teilnehmenden aus Kirchengemeinden, Ämtern und Einrichtungen des Kirchenkreises sprach sie nun in Stolberg erstmals seit ihrer Wahl im Juni.

Veränderungen proaktiv gestalten

Da sie erst seit 46 Tagen Superintendentin sei, werde sie keinen “klassischen” Jahresbericht halten können, sagte Jantzen, sondern eher eine erste Sammlung von Eindrücken und eine Bestandsaufnahme. So dankte sie zunächst allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sowie Gemeindegliedern für die freundliche Aufnahme im Kirchenkreis Aachen. Als ersten Eindruck nannte Jantzen, dass der Kirchenkreis sehr groß und sehr heterogen sei. Zwar sei ihr letztes dienstliches Einzugsgebiet in Schottland und Nordengland noch deutlich größer gewesen, deshalb sei diese Situation für sie keine Überraschung. Jedoch sei der Umstand wichtig für das weitere Denken. 

Seit ihrer Ankunft habe sie in der Region Aachen Kirchen in Stadt und Land besucht, große und kleine, digitale und analoge, mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Ressourcen. Ein Schluss, den die Pfarrerin bisher zieht: “Wir sollten uns im Kirchenkreis besser kennenlernen und besser miteinander kommunizieren.“ Dies sei unabdingbar, sagte die Superintendentin, weil die evangelische Kirche vor Veränderungen in einem Ausmaß stehe, das noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war. „Wenn wir diese Veränderungen proaktiv gestalten wollen, müssen wir alle wissen, wovon wir sprechen“, sagte sie. Schon im Juni bei ihrer Wahl habe sie freudige Aufbruchsstimmung spüren können, sagte die Superintendentin. So sei es auch in diesen Tagen zur Synode wieder. Jantzen: “Kirche war immer in Bewegung und nie gleich. Es wird immer intensiv sein. Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit!”

KSV-Mitglieder neu gewählt und im Amt bestätigt

Einer der wichtigsten Tagesordnungspunkte bei der diesjährigen ordentlichen Kreissynode waren Wahlen zum Leitungsgremium des Kirchenkreises, zu Fachausschüssen und Synodalbeauftragungen. In das Leitungsgremium, den Kreissynodalvorstand, wurden neu- oder für die Amtszeit von acht Jahren wiedergewählt: Pfarrerin Monica Schreiber (Aachen), Pfarrer Axel Neudorf (Stolberg), Pfarrer Oliver Joswig (Schleidener Tal), Susanne Degenhardt (Alsdorf-Würselen-Hoengen-Broichweiden), Gabriele Leufgen (Schleidener Tal), Claudia Immendorf (Stolberg), Dirk Stock (Stolberg).

Finanzielle Aussichten sind negativ

Als Vorsitzender des Finanzausschusses wiedergewählt wurde Torsten Hackländer. Vor seiner Wiederwahl hatte er den Synodalen den Finanzbericht vorgestellt und die Haushaltsberatungen geleitet. Wie viele andere Kirchenkreise sieht der Evangelische Kirchenkreis Aachen sich in einer Situation, in der die Einkünfte aus der Kirchensteuer abnehmen. Ein wichtiger Grund dafür ist die sinkende Zahl der Gemeindeglieder, sowohl durch den demographischen Wandel als auch durch die hohe Zahl von Kirchenaustritten. Dies wird noch verstärkt durch die aktuelle schlechte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Torsten Hackländer: „Die finanziellen Aussichten für die kommenden Jahre sind leider negativ. Ohne tiefgreifende strukturelle Veränderungen wird ein großes Haushaltsdefizit auf uns zukommen. Wir müssen schwierige, unvermeidliche Maßnahmen ergreifen, diese aber verantwortungsbewusst und solidarisch umsetzen.“

Aufgrund der angespannten Finanzlage und der weiterhin herausfordernden Aussichten beschloss die Synode, im Juni kommenden Jahres eine außerordentliche Kreissynode abzuhalten, bei der zwei Tage lang über die zukünftige Verwendung und Einteilung der finanziellen Mittel beraten und entschieden wird.

Stellungnahme zu extremen und populistischen Parteien verabschiedet

Ein weiteres Thema der Kreissynode war der Bericht über die Erarbeitung eines Modells, das eine gemeinsame Zukunft der Kindertagesstätten im Kirchenkreis Aachen unter dem Dach eines einzigen evangelischen Trägers erlaubt. Auch den aktuellen Stand der Gebäudebedarfsanalyse wurde berichtet und beraten. Abschließend stimmten die Delegierten einem Text mit dem Titel „Ausgrenzen oder auseinandersetzen? - Einladung zum Diskurs“ zu, in dem der Evangelische Kirchenkreis Aachen Position gegen extreme und populistische politische Parteien bezieht. „Wir reden so über die Zukunft, dass Hoffnung und nicht Angst unsere Botschaft ist“, heißt es in dem Dokument. Eine Auseinandersetzung mit allen politischen Gruppen gehöre zwar zur gewachsenen christlichen Praxis des Dialogs. Jedoch müsse man die liberalen Werte unserer offenen Gesellschaft verteidigen und an den Werten von Güte und Gerechtigkeit unserer Europäischen Gemeinschaft festhalten.


(Text: Evangelischer Kirchenkreis Aachen, Caren Braun)

zuletzt bearbeitet am: