Seit vor drei Wochen die Flutkatastrophe über Westdeutschland hereinbrach und enorme Verwüstungen verursachte, ist auch in den besonders stark betroffenen Eifelorten Schleiden, Gemünd, Kall und Hellenthal viel geschehen. "Viele ehrenamtliche Helfer haben hier geschuftet, teils mit Unterstützung der Bundeswehr, Schlamm beseitigt und Angeschwemmtes weggeräumt", erzählt Pfarrer Erik Schumacher von der Situation rund um die Evangelische Kirche in Schleiden. "Es war ja überall Müll, bis zu drei Meter hoch - Plastik, auch Gasflaschen und Europaletten - und alles war voller Schlamm."
Warten auf Sachverständige, Handwerker und das Trocknen
Kirche ist ständig geöffneter Andachtsraum
In der Schleidener Kirche sind inzwischen die Wände abgewischt, Stühle und Kerzen aufgestellt, und ein Ambo aus einer anderen Gemeinde trägt ein Gedenkbuch. Hier ist, neben dem großen Parkplatz, der zum zentralen Schleidener Müllsammelplatz geworden ist, ein ständig geöffneter Andachtsraum eingerichtet. "Viele Menschen kommen zum Innehalten und zum Gedenken", hat Pfarrer Schumacher beobachtet. Jeden Freitag um 18 Uhr findet auch für alle, die teilnehmen möchten, eine Andacht statt.

(Foto: E. Schumacher)
Die Kirche ist nun als Andachtsraum geöffnet, in dem man auch eine Kerze anzünden kann.

(Foto: E. Schumacher)
Ein aus einer anderen Gemeinde beschaffter Ambo trägt ein Gedenkbuch, in das Anwesende etwas eintragen können.
Das Ausmaß der Zerstörung wird noch lange bleiben
Mit einer unheimlichen Kraftanstrengung hätten die Menschen nach der Flut die ersten groben Schäden beseitigt, sagt Pfarrer Schumacher. Doch nach den ersten Tagen der großen Aktivität mache sich jetzt, da das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar ist, bei vielen auch Trauer, Lähmung, Ernüchterung und Ratlosigkeit breit. "Eine Mischung aus Heizöl, Fäkalien, Schlamm und Unrat ist in die Wände gezogen. In vielen Häusern müssen Putz und Estrich abgeschlagen werden. Im Erdgeschoss hat man Rohbauten vor sich. Die Bewohner warten auf Sachverständige, Handwerker und das Trocknen und realisieren, dass dieses Ausmaß der Zerstörung noch lange bleiben wird", meint er. "Manchen sind ihre Erinnerungsstücke, das ganze eigene Leben verloren gegangen. Ihre Häuser sind nicht mehr bewohnbar."

(Foto: Erik Schumacher)
Besonders dankbar äußert sich Pfarrer Schumacher, neben dem Dank für die ehrenamtlichen Helfer, über den Einsatz der Bundeswehr, die dabei half, den Friedhof von Müll und Schlamm zu befreien und wieder zu einem "würdigen Ort" zu machen.
Mittel aus Diakonie-Soforthilfe an Betroffene verteilt
Unterdessen konnten die Zuständigen der Ev. Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal schon 20.000 Euro an Mitteln aus der Diakonie-Soforthilfe zu den Betroffenen bringen. Doch gebe es noch viel mehr Menschen, die sofort Unterstützung brauchen. Der Gemeinde selbst wurde vom Ev. Kirchenkreis Aachen Hilfe zugesagt, vor allem schnelle, zinslose Kredite. Alle vier Kirchen der Gemeinde seien von den Schäden betroffen, die nach bisherigen Erkenntnissen im Bereich von mehr als 1,5 Millionen Euro lägen, so Schumacher.

(Foto: Hans-Joachim Jürgens)
Bei der Reinigung der Kirchen halfen viele Ehrenamtliche, so wie hier in Schleiden.
Im Vertrauen auf Gott jetzt einen Neuanfang machen
Als Motto für die Arbeit vor Ort gelte ihm momentan der Monatsspruch für August, sagt Pfarrer Schumacher: "Neige, HERR, dein Ohr und höre! Öffne, HERR, deine Augen und sieh her!" (2. Könige 19,16) Denn dies sei nun auch Aufgabe der Kirche und der Seelsorgenden in ihrer Arbeit: zuhören, bei den Menschen zu sein, sie zu begleiten. "Was mich sehr beeindruckt, ist der Optimismus, den ich bei vielen trotzdem spüre", sagte Erik Schumacher. "Diese Einstellung: wir schaffen das und machen jetzt einen Neuanfang! Und so machen wir es auch als Kirche, im Vertrauen auf Gott."
(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)