Was in unserem Leben wirklich zählt

Weihnachtsgruß von Superintendent Bruckhoff: Wie angesichts der aktuellen Herausforderungen Weihnachten feiern? - Aus dem Versprechen Gottes leben und einander ermutigen

Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Schwestern und Brüder,

tanzende afrikanische Frauen und Kinder weisen uns auf der diesjährigen Weihnachtskarte der Difäm gerade auf das hin, was uns coronabedingt in diesem Jahr zu Weihnachten nur sehr eingeschränkt möglich sein wird, miteinander feiern und zusammen fröhlich sein. Das diesjährige Motiv provoziert uns und stellt uns vor wichtige Fragen, denen wir nicht mehr ausweichen können: Woran hängt die Freude zu Weihnachten? Wie können wir dieses Jahr Weihnachten feiern angesichts der weltweiten Probleme und Herausforderungen?

Die Weihnachtsgeschichte im Evangelium, deren Klang uns so vertraut ist, beschreibt ja keineswegs eine beschauliche Szene. Ein Ehepaar, die Frau hochschwanger, findet keinen Einlass auf ihrer Wanderschaft. Das Kind wird in einem Stall geboren und die ersten Gäste sind Hirten. Das Ganze findet in einem Winkel der Welt und im Dunkeln statt. Und schon bald ist die junge Familie auf der Flucht. Wäre da nicht der Stern und das Licht der himmlischen Heerscharen für die Hirten und das Versprechen der Engel: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas 2, 10) Gott weiß also um unsere Angst. Gott kümmert es, wie es uns geht. In seinem Sohn, in diesem kleinen Menschenkind ist er uns nahe in allem, was geschieht und auf uns zukommt. Heil für unser Leben liegt in der Nachfolge dieses Kindes. Zu Weihnachten werden wir jedes Jahr daran erinnert, wir sind nicht uns selbst überlassen.

Hoffnungsbilder einer Malerin und Chirurgin

Wer aber malt heute ein solches Bild von tanzenden und feiernden afrikanischen Menschen angesichts der schrecklichen Situation der geflüchteten Menschen an den Grenzen Europas? Sabine Waldmann-Brun ist Malerin und Medizinerin. Als Chirurgin macht sie Notfalldienste in Stuttgart. Das lässt ihr viel Zeit fürs Malen – und für Afrika. Beiden Leidenschaften geht sie nach, wenn sie nach Afrika reist. Dort arbeitet sie als Chirurgin und verarbeitet ihre Eindrücke in Bildern.

Hoffnungsbilder von einer Malerin, die hinguckt und handelt. Auch wir haben in diesem Jahr zumindest für einen Moment die Menschen in den Mittelpunkt gestellt, die unter Einsatz von Leib und Leben in vielen Berufen und Diensten unser Leben am Laufen halten und haben von den Helden des Alltags gesprochen.  Dieselben Menschen und Berufsgruppen sind in diesen Wochen wieder im Dauereinsatz für uns.

Weihnachten 2020 sind wir noch einmal anders und neu vor die Frage gestellt, was in unserem Leben wirklich zählt, auf wen und was wir uns verlassen können. Die altgewohnten Antworten werden unter Umständen nicht ausreichen.

Kraftvolle und spürbare Art, das Weihnachtsfest 2020 zu feiern

Vielleicht liegt die Weihnachtsfreude 2020 gerade darin, aus dem Versprechen Gottes zu leben und danach zu suchen, was wir gemeinsam miteinander für die Menschen, die uns brauchen, tun können, um das Dunkel zu erhellen. Dann hoffen wir miteinander und ermutigen uns. Dann helfen wir einander, diese Zeit durchzustehen, dann begegnen wir der allgemeinen Empörung und Eskalation von Gewalt mit Geduld und Liebe. Dann lassen wir einander nicht im Stich und stehen füreinander ein. Das wäre eine sehr kraftvolle und für uns alle spürbare Art, das Weihnachtsfest 2020 zu feiern. Das Versprechen Gottes und das Beispiel vieler Menschen in unserem Alltag ermutigen uns dazu.

Ich danke Ihnen und Euch auch in diesem Jahr für viele persönliche Begegnungen und alle gute Zusammenarbeit. Ich bin dankbar für die Verbindung, die wir gehalten haben, für Ihren und Euren Einsatz, die vielfältigen Ideen und die liebevolle Phantasie, die Sie und Ihr aufgebracht habt, um den Kontakt zu den Menschen nicht abreißen zu lassen.

Ich wünsche Ihnen und Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen behüteten Übergang in das Neue Jahr. In allen Belastungen bleiben wir getragen von dem, den das Weihnachtsevangelium Heiland nennt. Bleiben Sie behütet und seien Sie herzlich gegrüßt!

Hans-Peter Bruckhoff
Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Aachen