Wie Weihnachten im Batakland begangen wird

Aus unserem Partner-Kirchenkreis Humbang Habinsaran auf Sumatra in Indonesien berichtet Pfarrerin und Superintendentin Debora Purada Sinaga über geschmückte Verkehrsmittel, weiße Weihnachtskleidung und das beliebte "Pajojorhon"

In der ersten Dezemberwoche beginnen in fast allen Kirchen, die zur Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Nordtapanuli gehören (in dieser Region in Sumatra liegt unser Partnerkirchenkreis, DP), die Weihnachtsfeierlichkeiten. Christen aus allen Kirchenkreisen in diesem Verwaltungsgebiet kommen in einem Stadion zu einer Weihnachtsfeier zusammen. Jeder Kreis soll dabei seine Kreativität zum Ausdruck bringen, indem er etwas weihnachtlich Geschmücktes oder Ausgestaltetes mitbringt. Das kann ein Fahrrad sein, ein Motorrad, ein Auto, oder was auch immer. Es gibt einen richtigen Wettbewerb dafür und was am schönsten geschmückt ist, gewinnt einen Preis.

Danach wird im Stadion ein Gottesdienst gefeiert und anschließend gibt es verschiedene Aufführungen, wie beispielsweise ein Krippenspiel, weihnachtliches Chorsingen oder Pantomime. Die Weihnachtsfeierlichkeiten gehen danach in jedem Kirchenkreis weiter. Dort versammeln sich dann Christen aus allen Dörfern an einer zentralen Stelle und das Feiern setzt sich fort.

Schönheitssalons haben jetzt Hochkonjunktur

Während der Weihnachtstage kleiden sich die meisten Leute in weiß. Die Läden beginnen schon zwei Monate vorher damit, Weihnachtskleidung und Weihnachtsbäume zu verkaufen; und in jedem Geschäft hört man Weihnachtsmusik im Hintergrund. Die Preise für Weihnachtsartikel sind recht hoch, aber die Kinder wollen unbedingt neue Kleidung und neue Schuhe tragen und für Mädchen soll es auch einige Accessoires geben, eine Kette vielleicht oder Ohrringe. Auch die Friseurläden und Schönheitssalons haben jetzt Hochkonjunktur, weil alle ihre Frisur besonders attraktiv haben wollen. Man sieht, die Weihnachtsfeierlichkeiten sind auch für die Händler sehr wichtig, weil sie dadurch gute Einkünfte erzielen können.

Auf den Märkten kann man Tupperbehälter erwerben, um Weihnachtsgebäck aufzubewahren und zu transportieren, auch Weihnachtsgebäck selber, aber auch zu den Festtagen passende Tischwäsche oder Vorhänge. Die Frauen sind jetzt damit beschäftigt, das Haus besonders sauber zu machen, und einige Häuser werden sogar extra neu gestrichen.

Zum Weihnachtsessen gibt es Reis mit "Saksang"

Zu Weihnachten selbst, vom 24. bis 26. Dezember, finden in den Gottesdiensten viele Kindertaufen statt. Auch darum sind an diesen Tagen die Kirchen normalerweise rappelvoll von Gemeindegliedern. Ja, oft müssen zusätzlich Stühle aufgestellt werden, um Menschen, die sonst eher nicht zur Kirche gehen, willkommen zu heißen. Auch aus der Stadt kommen viele an diesen Tagen zurück in die Dörfer, um Weihnachten in ihrer Heimat in schön geschmückten Kirchen zu feiern.

Neben den großen Weihnachtsfeiern im Kirchenkreis hat auch jeder Sippenverband (indon. „marga“) seine eigene Feier. Dann kommen alle zusammen, die den gleichen Familiennamen tragen, etwa alle Sinagas oder Lumbantombings. Dort gibt es dann vor den eigentlichen Feiern am späten Abend noch ein gemeinsames Essen. Hierzu bereiten die Organisatoren meist Saksang vor (geschnetzeltes Schweinefleisch in einer Soße, die aus Blut gemacht wird. Vielleicht ein bisschen wie warme, nicht so feste Blutwurst, DP), während die einzelnen Familien Reis mitbringen und sich zum gemeinsamen Verzehr unter einem Mattendach niederlassen.

Nach der Mahlzeit folgen einige Reden, in denen man sich zum Beispiel für die Arbeit der anderen bedankt. Später am Abend folgen dann Gottesdienste zusammen mit Kindern und Eltern und hierbei ist „Pajojorhon“ sehr beliebt (ein auswendig vorgetragenes Rezitieren von Bibeltexten).

Diakonie unterstützt Alte, Bedürftige und Gefangene

Während der Weihnachtstage ziehen auch die Kinder ab sechs Jahren von Tür zu Tür und singen Weihnachtslieder zur Gitarre oder in Begleitung traditioneller Instrumente. Diese werden hierfür ganz einfach aus Dosen oder Flaschen und Löffeln selber hergestellt und klingen sehr schön. Am Ende bekommen sie dafür vom Hausbesitzer ein wenig Kleingeld. Das macht sie fröhlich, denn wenn sie für 10-15 Häuser gesungen haben, können sie die Münzen kaum noch halten. Ganz glücklich können sie jetzt den einen oder anderen Plan mit „selbst verdientem Geld“ realisieren.

Die Diakonieabteilung der Kirche hat jetzt auch Hochkonjunktur. Sie unterstützt finanziell Bedürftige, wie Waisen, Witwen, und Kranke, besuchen Waisenhäuser und bringen dafür Geschenke mit, besuchen allein wohnende Alte und auch Altersheime. Die Kirche ist der festen Überzeugung, dass auch diese Gemeindeglieder nicht vergessen werden dürfen, denn sie gehören auch dazu und verdienen unsere Aufmerksamkeit.

Zur gleichen Zeit denken wir auch ganz besonders an diejenigen, die im Gefängnis sitzen. Der Kirchenkreis XVI Humbang-Habinsaran leistet jeden Sonntag Dienst im Gefängnis. Dann können die, die das wollen und noch nicht sind, Katechumenen werden. Ihnen wird Gelegenheit gegeben, sich mit der Bibel, den Zehn Geboten, oder dem Glaubensbekenntnis zu beschäftigen. Erst nach intensiver Beschäftigung von mindestens sechs Monaten können sie den Katechumenenkurs erfolgreich abschließen. Der feierliche Abschluss geschieht dann durch die nächstgelegene Gemeinde.

Versöhnung beim Abendmahl

Am Heiligen Abend, findet dann auch das Heilige Abendmahl statt (wird in der protestantischen Toba-Batak-Kirche sehr selten gefeiert, DP), damit alle sich mit ihren Feinden versöhnen können und sie die Feindschaft nicht in das neue Jahr mit hineinnehmen.

 

(Text: Debora Purada Sinaga; Übersetzung aus dem Englischen und Erläuterungen: Pfr. Dirk Puder)

 

Link zur Seite über die Kirchenkreis-Partnerschaft mit Humbang Habinsaran