Fair-Trade-Projekt gibt indonesischen Kleinbauern Sicherheit

Kirchenkreis Aachen unterstützt Weiterbildung von Kaffeebauern aus dem Partner-Kirchenkreis Humbang Habinsaran - Lintong-Gebiet produziert auch den exklusiven "Kopi Luwak"

"A cup of coffee ist a cup of peace" - das ist das Credo von Kaffeehändler Gani Silaban aus Nord-Sumatra. Der Exportfachmann für Fair Trade-Kaffee aus Lintong ist heute 37 Jahre alt. Früher war er Kaffeebauer und hat sein Handwerk bei Vater und Großvater von der Bohne auf gelernt. Er weiß, dass eine Kaffeepflanze drei Jahre braucht bis die ersten Bohnen geerntet werden können. Er weiß, dass hier in Nord Sumatra seit 1888 eine besondere Arabica-Bohne kultiviert wurde, als die Hollander diese aus Sulawesi und Timor mitbrachten. So entstand ein großes Gebiet rund um Lintong, wo der Kaffeeanbau noch heute die Existenzgrundlage für viele Familien darstellt.

900 Euro Unterstützung für Agrar-Training in Japan

Gani Silaban wurde mit Hilfe der Superintendentin des Distrikts Humbang Habinsaran der protestantischen Toba-Batak-Kirche, Debora Sinagar, zu einem zehnmonatigen Training nach Japan entsandt. Am dortigen ARI (Asia Rural Institution in Japan) können asiatische Landwirte ihre Fähigkeiten zur Agrarstruktur des jeweiligen Heimatgebietes vertiefen und Konzepte der Nachhaltigkeit und des Marketings erlernen, um anschliessend als Multplikator und Trainer in der Herkunftsregion mit Fachkompetenz zukunftsorientierte Entwicklungsschritte anzuleiten. Aus dem Partnerschaftsbereich des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, dem Distrikt Humbang Habinsaran, wurden seit 2003 mittlerweile vier Personen dorthin entsandt. Mit einer Kostenunterstützung von rund 900 Euro ist dies ein sinnvoller Beitrag auf dem Weg der Kaffeebauern aus der Abhängigkeit.

Geregeltes Einkommen für die Kleinbauern

Die am Fair-Trade-Projekt teilnehmenden Kleinbauern liefern ihre Arabica-Bohnen nun zu einem festverabredeten Marktpreis an die Kooperative. Der Preis ist höher und konstanter als auf den regionalen oder überregionalen Märkten. In der Kooperative wird darüber hinaus auch außerhalb der Hochsaison dazugekauft. So können kontinuierlich ca. 200 Tonnen Kaffeebohnen pro Woche von 200-300 sogenannten „Sammlern“ zusammengetragen werden, und eine permanente Kaffeeproduktion wird gewährleistet. Nur so ist  eine Verbindlichkeit und Repräsentanz auf dem weltweiten Kaffeemarkt möglich. Und nur so kann dem einzelnen Kleinbauern ein geregeltes Einkommen zugesichert werden.

Das klassische Maß für die Bohnen heißt in Nord-Sumatra "Tumba". Ein Tumba (gleich zwei Liter) entsprechen ca. 1,1 bis 1,2 kg. Die Lintong-Arabica-Bohne für Organic und Fair Trade-Kaffee wächst hier in 1300 bis 1450 Meter über dem Meeresspiegel, bei einer Durchschnittstemperatur von 17 bis 29 Grad Celsius. Blühzeiten sind April und August. Erntehochsaison ist Mai, im September ist die Ernte etwas geringer. Es wird traditionell angebaut und mit der typischen Batak-Kaffeemühle aus Holz die Bohnen gemahlen.

Gütesiegel in Köln beantragt

Das Fair Trade-Siegel wurde von der Kooperative bei Trans Fair e.V. in Köln beantragt, damit für dieses Kaffee-Produkt eine Fair Trade-Lizenz erstellt und registriert wurde. So dürfen das Produkt und die Verpackung mit dem bekannten Logo versehen und vermarktet werden. Zuvor ist eine Zertifizierung durch die FLO-CERT GmbH notwendig, die jede beteiligte Schnittstelle von Hersteller, Verarbeitung und Vermarkter im Sinne des Endverbrauchers begutachtet.

Ein langer Weg mit vielen Gliedern an der Fairtrade-Kette. Aber mittlerweile ist dieses Gütesiegel ja auch in Deutschland bei über 69 Prozent der Bevölkerung bekannt und gut eingeführt.

"Schleichkatzen-Kaffee" mit besonderem Aroma

Die laufenden Kosten betragen 22 Cent pro Kilo des verpackten Kaffees, die laut Vertrag vom Hersteller/Vermarkter an die Lizenzgeber entrichtet werden müssen.  (Mindestens jedoch 250 Euro pro Jahr.)

Zwischen 2005 und 2010 wurden 100 Tonnen dieses Kaffees aus Lintong verkauft. Der Kaffee wurde als Fairtrade, Organic oder "Kopi Luwak" vertrieben. Bei der Sorte "Kopi Luwak" wird eine festgelegte Anzahl Kaffeebohnen beigemischt, die von einer wieselähnlichen Schleichkatzenart verdaut wurden und so ein besonderes Aroma entwickeln konnten. Schwerpunktabnehmer sind Schweden, Holland, England und Japan.

In Deutschland bisher kein Absatzmarkt für Lintong-Kaffee gefunden

In Nord-Sumatra werden jährlich ca. 45.400 Tonnen Kaffeebohnen gepflückt und verarbeitet. 7000 Tonnen kommen aus dem Gebiet rund um Lintong. Die Zahlen sind deutlich steigend, auch wenn ein Absatzmarkt für Deutschland bisher leider nicht gefunden werden konnte – ABER vielleicht ja in Kürze, nachdem wir alle nun um diesen exzellenten Kaffeegenuss wissen!

In diesem Sinne – "enjoy a cup of peace with Kopi Lintong!".

(Text und Fotos: Imke Buchholz)