Erstes Rendezvous zu dritt

Abgeordnete der Kirchenkreise Aachen und Humbang Habinsaran fahren auf Kontaktreise nach Tansania – Deutsche, Indonesier und Tansanier prüfen die Möglichkeiten für trilaterale Partnerschaft – „Northern A District“ der Nordwest-Diözese (ELCT/NWD) liegt westlich des Viktoriasees

Moskitonetze und eine gute Reiseapotheke haben sie ebenso im Gepäck wie englische Informationsbroschüren über den Evangelischen Kirchenkreis Aachen, Werbe-Frisbees der rheinischen Landeskirche und Bastelbögen der Monschauer Kirche für die Kinder. Denn Pfarrer Volker Böhm aus der Kirchengemeinde Monschauer Land und Imke Buchholz, Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses Indonesien, werden die nächsten drei Wochen in Tansania verbringen – gemeinsam mit den Partnern aus Indonesien. Superintendentin Debora Purada Sinaga und Lamganda Siregar, Vorsitzender des indonesischen Partnerschaftsausschusses, werden in Mwanza bei der letzten Flugetappe zu den beiden deutschen Delegierten stoßen, so dass alle vier Gäste die tansanischen Gastgeber gemeinsam treffen.

Gastgeber sprechen Kisuaheli und Englisch

„Wir machen zusammen eine erste Kontaktreise, um den Kirchenkreis dort, den ‚Northern A district‘, kennenzulernen und zu sehen, ob eine trilaterale Partnerschaft sinnvoll sein kann“, erklärt Volker Böhm. Schon im Jahr 2008 hatte die Vereinte Evangelische Mission (VEM) den Kontakt zwischen den drei Kirchenkreisen vermittelt. Der „Northern A district“ ist Teil der Nordwest-Diözese von Tansania, die westlich des Viktoriasees ganz im Norden des Landes liegt. Als möglichen Partnerkirchenkreis nannte ihn die VEM, da die Menschen dort neben Kisuaheli auch Englisch sprechen, so dass alle drei Partner sich verständigen können werden. Außerdem hat dieser Kirchenkreis bisher noch keinen Partner in Deutschland.

Station der Bethel-Mission in Bukoba seit 1910

Christen gibt es im Nordwesten Tansanias etwa seit 1890, besonders durch die Arbeit der katholischen Weißen Väter.  Die EMDOA/Bethel-Mission gründete 1910 eine Station in Bukoba. Großen Einfluss hatten später die anglikanische Kirche von Uganda und die schwedische Kirchenmission. Seit 1955 ist die Kirche selbständig. Heute hat die Nordwest-Diözese (NWD) rund 140.000 Mitglieder in 235 Gemeinden.

"Da sieht es ja ähnlich aus wie bei uns"

Ein erstes Vorbereitungstreffen der Kontaktreise für Deutsche und Indonesier hatte es bereits 2010 bei der VEM in Wuppertal gegeben. Dort hatten die indonesischen Partner ganz erstaunt festgestellt: „In Bukoba sieht es ja ein bisschen aus wie bei uns zu Hause!“, erinnert sich Imke Buchholz. In der Tat handelt es sich bei den Kirchenkreisen in Indonesien und in Tansania um sehr ländliche Gebiete, beide gelegen auf einem Hochplateau in der Nähe eines großen Sees. „Wir werden sehen, auf welcher Ebene wir den Gastgebern dort begegnen können, aber auch der Süd-Süd-Austausch wir unheimlich spannend“, meint Volker Böhm. Themen wie „Gerechtigkeit“, „Umweltzerstörung“, der Umgang mit HIV/AIDS, Landflucht von Jugendlichen oder die Stellung der Frau in der Gesellschaft  könnten dabei angesprochen werden.

Von Programm und Unterbringung lassen die Gäste sich überraschen

Für die dreiwöchige Reise ist nach ein bis zwei Tagen in Bukoba, der Hauptstadt der Diözese, eine Rundreise durch den Distrikt geplant, mit Besuchen in den Gemeinden und bei Gottesdiensten, in Schulen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen. „Wie wir untergebracht sein werden und was uns genau erwartet, wissen wir noch nicht“, erzählt Imke Buchholz kurz vor der Abreise. „Wir lassen uns überraschen.“ Anschließend wollen die deutschen und indonesischen Partner gemeinsam fünf Tage zur Reflexion verbringen, in denen überlegt wird, ob eine Dreierbeziehung der Kirchenkreise sinnvoll und möglich ist. Ein solches Pilotprojekt von „Missionsgemeinden in drei Kontinenten“, die gemeinsam auf Augenhöhe zusammenarbeiten, müsste im Kirchenkreis Aachen von der Kreissynode und in der indonesischen HKBP vom Bischof genehmigt werden.