"Die Geschichte des guten Hirten wurde zu meiner Geschichte"

Pfarrer Joachim Wehrenbrecht in der evangelischen Kirchengemeinde Herzogenrath in sein Amt eingeführt - Wechsel nach 20 Jahren in der Gemeinde Braunfels in Hessen - "Steckenpferd" Kunst und Literatur in die Arbeit einbringen

Mit einer teils sehr persönlichen Predigt hat sich am Sonntag Pfarrer Joachim Wehrenbrecht in der Markuskirche noch einmal offiziell der evangelischen Kirchengemeinde Herzogenrath vorgestellt. Von Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, war er dort zuvor in sein Amt eingeführt worden. Am Sonntag „Misericordias Domini“ predigte Wehrenbrecht über das Gleichnis vom verlorenen Schaf und verband dies mit seiner eigenen Lebensgeschichte: „Schon als Kind war ich fasziniert von der Glaubenswelt meiner Großmutter, die mir den Glauben vorgelebt und mit mir gebetet hat“, sagte er. „Ein Bild in ihrer Wohnung zeigte Jesus, wie er das Schaf auf den Schultern heimträgt. Diese Geschichte wurde zu meiner Geschichte und ist es bis heute geblieben. In allen Tiefen meines Lebens und in meinem Verlorensein werde ich gesucht und gefunden – das glaube ich, und das ist meine Hoffnung.“

Seit Anfang Februar in Herzogenrath zu Hause

Pfarrer Wehrenbrecht hat bereits Anfang Februar in Herzogenrath die Nachfolge von Pfarrerin Angelika Krakau angetreten, die auch unter denen war, die ihm im Einführungsgottesdienst ein Segenswort zusprachen und ihm alles Gute für seinen Dienst wünschten. In den vergangenen Wochen hatte Wehrenbrecht nicht nur Gottesdienste abgehalten und mit der evangelischen Religionslehre an der Realschule in Kohlscheid begonnen, Mitarbeitende, Gruppen und Kreise kennengelernt, sondern auch mit einem kritischen Leserbrief in der Zeitung zu Ladenöffnungszeiten und Sonntagsarbeit auf sich aufmerksam gemacht. Viele Gemeindeglieder meldeten sich außerdem  auf seine Anzeige im Gemeindebrief, mit der einen „Hunde-Sitter“ für seinen jungen Border-Collie „Kalle“ suchte.

 

Kulturelles Interesse bleibt Arbeitsschwerpunkt

Fast 20 Jahre lang war Wehrenbrecht zuvor Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Braunfels in Hessen gewesen. Geboren wurde er in Herne, sein Studium absolvierte er in Berlin und Tübingen. Er hat drei inzwischen erwachsene Kinder. Schwerpunkte seiner Arbeit in Braunfels waren unter anderem der Aufbau von Angeboten für Kinder und Familien sowie für kulturell Interessierte, die Einrichtung eines Tafel-Ladens und die Ökumene. Außerdem schloss er eine zweijährige Zusatzausbildung als „Geistlicher Begleiter“ ab. „Erwachsenenbildung ist ebenfalls ein Punkt, der mich bewegt, und ich habe ein großes Interesse an der Verbindung von Kunst, Literatur und Spiritualität“, erzählt der Seelsorger. Dieses "Steckenpferd" wolle er gerne auch in seine Arbeit in Herzogenrath einbringen. Von seiner Gemeinde Braunfels habe er Abschied genommen, da es Zeit für einen Neuanfang gewesen sei, sagt der 50-Jährige. Seine Lebenspartnerin, die in Maastricht lebt, gestaltete den Einführungsgottesdienst mit zwei selbst komponierten Musikstücken mit.

Neue Gemeinde als "offen und engagiert" erlebt

Seine neue Gemeinde in Herzogenrath habe er bisher als sehr offen und engagiert erlebt, berichtet Pfarrer Wehrenbrecht. „Die Teamarbeit mit Pfarrer Dielmann und den gemeinsamen Gestaltungswillen erfahre ich als sehr positiv und es macht Freude zu sehen, dass es hier sehr viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt“, sagte er. Die Stadt Herzogenrath habe er zunächst als eher funktional und ohne Zentrum wahrgenommen, aber er sei nun dabei, sich hier einzuleben und sehr schöne Orte zu entdecken, zum Beispiel an Burg Wilhelmstein und im Wurmtal.

Zahlreiche Gäste gratulieren

Um Wehrenbrecht noch besser mit seiner neuen Heimat vertraut zu machen, überreichte ihm Kirchmeisterin Ulrike Ermert bei der Feier im Anschluss an den Gottesdienst im Namen des Presbyteriums Vorschläge für mehrere Wanderrouten und ein Euregio-Gutscheinheft. Viele weitere Gratulanten, darunter die stellvertretende Bürgermeisterin Marie-Theres Sobczyk und der katholische Gemeindereferent Wilfried Hammers, begrüßten ihn außerdem herzlich und überreichten Präsente. Für seine Tätigkeit in Herzogenrath und den gemeinsamen weiteren Weg wünschte Superintendent Bruckhoff dem neuen Pfarrer „Schwung und Tatkraft, aber auch Ruhe und Beharrlichkeit, und dass ihm die Freude an der Arbeit erhalten“ bleibe. Pfarrer Martin Dielmann sagte, bezugnehmend auf Wehrenbrechts Predigt, er und die Gemeinde freuten sich schon auf Wehrenbrechts neue Ideen, seine Kreativität und seien gespannt darauf, wie er das Evangelium in Herzogenrath zu seinen Schäfchen trage.