Abschied in großer Dankbarkeit

Pfarrer Harald Fenske geht nach 30 Jahren in seiner "so geliebten Gemeinde" Kornelimünster-Zweifall in den Ruhestand - Mehr als 300 Gäste nehmen an der Verabschiedung teil

"Der hinterlässt große Fußstapfen", hört man eine ältere Dame beim Empfang nach dem Abschiedgottesdienst zu ihrer Bekannten sagen. "Ein ganz toller Kollege!", meint ein Pfarrer aus der Nachbargemeinde. Und beim Gruppenfoto für die Presse sind sich alle unsicher: "Wie sollen wir denn gucken? Sollen wir zu diesem Anlass fröhlich sein, oder weinen?" Schließlich jedoch ist es weder Freude, noch Trauer, sondern ein drittes Gefühl, das sich durch alle Abschiedworte zieht: das großer Dankbarkeit für die gute gemeinsame Zeit, auf beiden Seiten.

Studienfahrten bleiben vielen in besonderer Erinnerung

Schon in der aktuellen Gemeindebrief-Ausgabe, die der Verabschiedung von Pfarrer Fenske insgesamt 14 Seiten widmet, zog sich die Dankbarkeit durch alle Beiträge. Fenske selbst dankte den Menschen in "dieser von mir so geliebten Gemeinde" für die vielen Gespräche und Begegnungen, für gemeinsam Erlebtes in Gruppen, Kreisen und Gottesdiensten. Und viele Gemeindeglieder und Weggefährten aus der evangelischen Kirche, aus den örtlichen Schulen und der Ökumene dankten ihm unter anderem für die besonders beliebten und kompetent gestalteten Studienfahrten, die langjährige Begleitung und Unterstützung in Freud und Leid, bei der er vielen zum echten Freund wurde, die Offenheit, Ansprechbarkeit und intensive spirituelle Erfahrungen.

"Die Früchte deines Wirkens bleiben spürbar"

Zum Ende seiner Amtszeit und der Entpflichtung von den Aufgaben als Pfarrer sagte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff im Gottesdienst zu Harald Fenske: "Ich halte es für bemerkenswert und für gesegnet, in welchem Maß es dir gegeben und gelungen ist, den Menschen in dieser Gemeinde nachhaltig eine Heimat zu geben. Über Jahrzehnte hin hast du dabei die Freude an deinem Beruf behalten und zugleich in großer Treue und Zuverlässigkeit ein Riesen-Arbeitspensum geschultert. Wir danken dir und deiner Familie für den Dienst, den du in dieser Gemeinde getan hast. Die Früchte deines und eures Wirkens sind und bleiben spürbar."

Gottesdienst als Zentrum des Gemeindelebens

Pfarrer Harald Fenske hatte im Jahr 1984 die Stelle in der Evangelischen Kirchengemeinde Zweifall angetreten, die erst später in "Kornelimünster-Zweifall" umbenannt wurde. Zuvor hatte er, nach seiner Ordination 1976, acht Jahre lang eine Pfarrstelle in Essen-Kray innegehabt. Sich selbst bezeichnet Fenske als "Flüchtlingskind", das durch Zufall nach der Flucht der Eltern aus Westpreußen in Ostfriesland geboren wurde, dann aber in Wuppertal aufwuchs.

Nach dem Studium in Wuppertal und Bonn wurde Fenske Vikar in Rösrath bei Köln und wechselte dann in den Kirchenkreis Essen-Nord, wo er schon im Alter von 30 Jahren als Skriba im Kreissynodalvorstand tätig war. Besonders wichtig sei ihm in seiner Tätigkeit als Pfarrer immer der Gottesdienst als Zentrum des Gemeindelebens gewesen, sagte Fenske in seiner Abschiedspredigt. Außerdem sei es sein Ziel gewesen, die Gemeindearbeit so zu gestalten, dass sie offen und einladend für alle gewesen sei und dass alle Menschen sich in der Gemeinde wohlfühlten, sich zu Hause wussten und Ruhe schöpfen konnten.

Immer versucht, Alt und Jung gleichermaßen anzusprechen

So klang auch aus den Abschiedsworten der Gemeindeglieder durch, dass die von Harald Fenske gehaltenen Gottesdienste die Menschen anzogen und meist gut besucht waren. "Ich habe immer versucht, in der Predigt eine verständliche Sprache zu sprechen, so dass Alt und Jung sich angesprochen fühlen, vom Konfi bis zum 80-Jährigen", erklärte Fenske im Rückblick auf seine Tätigkeit in den Tagen vor seiner Verabschiedung. Als Pfarrer sei es ihm außerdem immer wichtig gewesen, ansprechbar für seine Gemeinde zu sein. "Ich verstehe zwar, wenn jüngere Pfarrer und Pfarrerinnen heute sagen, dass sie auch mal Abstand von ihrem Beruf und ihrer Gemeinde haben wollen - aber bei mir war das nicht so." Nicht nur als Seelsorger blickt Fenske bei seinem Abschied auf jahrzehntelange Erfahrungen zurück, sondern auch auf 30 Jahre Synodaler bei den Kreissynoden des Kirchenkreises Aachen. Früher sei mehr gestritten worden und mehr um Positionen gekämpft, erinnert er sich. Jetzt gebe es weniger Widerstand "gegen das, was aus Düsseldorf kommt, oder auch vom Kirchenkreis".

Im Presbyterium nie Spaltungen

In seiner Gemeinde und im Presbyterium hingegen, habe es zwar auch manches Mal unterschiedliche Meinungen gegeben, nie jedoch Spaltungen. "Jeder hat für die ganze Gemeinde gesprochen und hatte die ganze Gemeinde im Blick", sagte Fenske. Dies drücke sich auch darin aus, dass es für die Presbyteriumswahlen eine gemeinsame Wahlliste für alle Teile der Gemeinde gebe.

Seine Gemeinde forderte Fenske im Abschiedsgottesdienst auf, nun den oder die Nachfolger nicht ständig mit ihm zu vergleichen. "Akzeptiert es, dass jemand vielleicht den Gottesdienst anders gestaltet und andere Schwerpunkte in der Gemeindearbeit setzt", sagte er zu den mehr als 300 Gottesdienstbesuchern, die sich in der Kirche drängten und teilweise nur noch mit Stehplätzen vorlieb nehmen mussten.

Im Ruhestand mehr Zeit für Kultur und Familie

Für seine eigene Zukunft plant Harald Fenske, nun zunächst einmal "im Ruhestand anzukommen", sich an seinem neuen Haus in Roetgen zu betätigen und sich mehr seinen kulturellen Interessen zu widmen. "Mein Herz schlägt in Richtung Reisen, Kunst, Literatur und Musik, aber auch Philosophie und weiterhin Theologie", sagte Fenske. Außerdem spiele er sehr gerne Gesellschaftsspiele und könne sich sogar vorstellen, wenn sein Nachfolger und das Presbyterium einverstanden seien, die Studienreisen fortzusetzen, die in der Gemeinde so beliebt waren und so bleibende Eindrücke hinterließen.

Mehr Zeit wird Fenske außerdem in Zukunft für seine Familie haben, seine Frau Brigitte, die drei erwachsenen Kinder und den kleinen Enkel. Die prägende Rolle, die auch Pfarrer Fenskes Frau Brigitte in der Gemeinde spielte, würdigte im Abschiedsgottesdienst Presbyterin Christa Schumacher in einem Grußwort an Brigitte Fenske. Trotz ihrer Arbeit als Lehrerin an der Viktor-Frankl-Schule in Aachen habe sie viel ins Gemeindeleben eingebracht, darunter die "Zeit der Stille", die sie wöchentlich als offene Gruppe leitete. Und schließlich sagte sie zu Pfarrer Fenske: "Harald, du bist dieser Mensch, dieser Pfarrer, den wir alle kennen, weil Brigitte die Frau an deiner Seite ist." 

Weitere Eindrücke von der Verabschiedung von Pfarrer Harald Fenske: