Ein Türöffner und Wegbereiter der Ökumene

Er war ein Türöffner, hat die Ökumene in Aachen maßgeblich auf den Weg gebracht: Mit einem Gottesdienst in der Annakirche und anschließendem Empfang feierte der Pfarrer und frühere Superintendent Friedhelm Lindner am vergangenen Sonntag sein 60-jähriges Ordinationsjubiläum. Der Gottesdienst am ersten Advent war sehr gut besucht und stand in einem ökumenischen Licht. Als Gäste setzten der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff und der Vertreter der griechisch-orthodoxen Gemeinde Vikarbischof Evmenios Tamiolakis mit ihrer Anwesenheit ein starkes ökumenisches Zeichen.

Bemerkenswertes Jubiläum

Pfarrer Armin Drack eröffnete den Gottesdienst und betonte, welch besonderes Jubiläum man feiere. Gerade in einer Zeit, die von Umbrüchen geprägt sei, in einer zerrissenen Welt voller Herausforderungen sei ein diamantenes Ordinationsjubiläum in jeder Hinsicht bemerkenswert.
Der 1926 in Krefeld geborene Lindner feierte seine Ordination 1954, war ab 1972 stellvertretender Superintendent und von 1978 bis 1988 Superintendent. Ab 1975 hat er die ökumenische Telefonseelsorge aufgebaut. 1989 verabschiedete sich Lindner, der mit Ehefrau Waltraud vier Kinder hat, in den Ruhestand.

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff ging in seiner Predigt auf Friedhelm Lindners Werdegang ein und würdigte sein Schaffen, insbesondere seinen „Dienst am Wort“ als Prediger: „Er hat eine Kultur des theologischen Wahrnehmens geschaffen und damit unserer Vision von Kirche und dem Wort Gottes lebendigen Raum gegeben. Seine ökumenische Verbundenheit ist außerordentlich groß. Er ist der jüdischen Gemeinde und der griechisch-orthodoxen Gemeinde bis heute treu verbunden“, erklärte Bruckhoff. Lindner sei musisch begabt – und das nicht nur an den Instrumenten. „Er steht für das Wort und den Dienst am Nächsten, hat einen respektvollen Umgang. Gottseidank ist er Theologe geworden und nicht Musiker.“ Lindner sei stets nah an den Menschen, stelle sich den aktuellen Herausforderungen.

Durch Menschen wie Lindner bleibe das Wort Gottes nicht im Himmel. Durch ihn habe sich Gott mitten unter uns gemischt. „Mehr als sechs Jahrzehnte hat er die richtigen Worte gefunden, nicht nur an der Kanzel, sondern auch im Seelsorgegespräch und im Alltag. Stets ist er den Menschen mit Geduld, Aufrichtigkeit, Interesse und Aufmerksamkeit begegnet. Dafür können wir heute froh und dankbar sein“, betonte Bruckhoff. Lindner habe durch seinen Dienst die evangelische Kirche als Kirche des Wortes gefördert und dafür gesorgt, dass dies keine Kopfgeburt bleibe.
„Lindner ist ein profilierter evangelischer Theologe, der in den Alltag der Kirche übertragen hat, was er bei seiner Ordination versprochen hat. Er hat ökumenische Netzwerke geknüpft. Er steht nicht für eine Wohlfühlökumene oder Kuschelkirche.“

Hervorragender Prediger

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Waltraud und seiner Familie sei sein Tun stets von Menschenfreundlichkeit und Geistesgegenwart geprägt gewesen, sagte Bruckhoff. Als Superintendent sei er gerne in Lindners Fußstapfen getreten.

Von der beglückenden Erfahrung, dass Gott uns beisteht, handelte eine Predigt Lindners vor der Synode im Jahr 1977. Bruckhoff zitierte diese als Beispiel der hervorragenden Arbeit des Jubilars. Thema war das Verhalten bei Trauungen, Bestattungen und anderen Gelegenheiten im Gemeindealltag. „Wir sind eine Last, aber wir werden getragen“, heißt es darin.

Beim anschließenden Empfang im großen Saal des Hauses der Evangelischen Kirche gratulierten die Gäste dem Jubilar und tauschten sich über Erinnerungen vergangener Jahrzehnte und aktuelle Herausforderungen im Kirchenalltag aus.

Nina Krüsmann