Kreissynode stellt die Weichen für eine nachhaltige Kinder- und Jugendarbeit auch in der Zukunft

Jugendliche begeistern Delegierte mit Poetry-Slam-Andacht und zeigen ihre Sicht mit Rollenspiel – Jugendreferent Axel Büker: „Wir wollen auch weiterhin professionell begleitete Jugendarbeit in den Gemeinden gewährleisten“

Manche Konfirmanden sagen: „In der Kirche kommen unsere Fragen nicht vor. Dafür bekommen wir Antworten auf Fragen, die wir gar nicht gestellt haben.“ Dass dies anders wird, und dass die Jugendlichen in der evangelischen Kirche aufgeschlossene und kompetente Ansprechpartner für ihre Anliegen haben, dafür setzen sich der Jugendreferent des Evangelischen Kirchen-kreises Aachen, Axel Büker, und die vielen haupt-, neben- und ehren-amtlichen Mitarbeitenden in den 13 Gemeinden des Kirchenkreises ein.

Sonntags-Gottesdienst bei Jugendlichen eher unbeliebt

Am Samstag war deshalb auch Kinder- und Jugendarbeit das inhaltliche Hauptthema der diesjährigen Synode des Kirchenkreises, bei der sich mehr als 100 Delegierte aus den Gemeinden trafen, um wichtige Themen zu beraten und Beschlüsse zu fassen. Um nicht nur über, sondern auch mit Jugendlichen zu sprechen, waren zur Synode Jugendliche aus der Kirchengemeinde Kornelimünster-Zweifall und aus der Aachener Friedenskirche eingeladen, ihre Sicht auf die Angebote ihrer Gemeinden zu schildern und ihr eigenes Engagement vorzustellen. Anhand des „Durchschnittsjugendlichen Paul“ spielten Lukas, Maria, Lynn und Henri aus der Jugendgruppe "Start Up Weekend" der Friedenskirche echte Reaktionen ihres sozialen Umfelds auf ihr Engagement in einer kirchlichen Jugendgruppe nach und zeigten zum Beispiel auch, warum viele Jugendliche sich in die Gemeindearbeit engagiert einbringen, jedoch eher ungern den hergebrachten Sonntagmorgen-Gottesdienst besuchen. "Der Pfarrer macht Frontalunterricht und predigt an die leeren Stühle", war da unter anderem zu hören und die Forderung: "Wo sind im Gottesdienst Spontaneität, Kreativität und Eigeninitiative?"

Als Praxisbeispiel für ein Angebot, das Jugendliche hingegen erfolgreich anspricht, stellte das Poetry Slam-Team aus Kornelimünster seine Rockandacht vor, die viele Synodale begeisterte. Die philosophischen und theologischen Überlegungen einer Schildkröte - geschrieben und vorgetragen von Sven, brachten dabei viele Zuhörer zum Schmunzeln, bewirkten aber auch zustimmendes und anerkennendes Kopfnicken. Nachdenklich machten sowohl Skrallans Kritik an digitaler Selbstdarstellung in Sozialen Netzwerken als auch Lilianes Beitrag über Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Bedeutung des Evangeliums für das eigene Leben nahebringen

Nach den Beiträgen der Jugendlichen und einem Referat von Landesjugendpfarrerin Simone Enthöfer zur Frage "Welche Kirche brauchen Kinder und Jugendliche heute?" erläuterte der synodale Jugendreferent Axel Büker sein Konzeptpapier zur Umstrukturierung der Jugendarbeit im Kirchenkreis. „Vielen Gemeinden fällt es immer schwerer, die Stellen in der Jugendarbeit zu finanzieren“, sagte Büker. „Wir wollen uns trotzdem in der Jugendarbeit gut aufstellen. Deshalb versuchen wir auf dieser Synode, ein zukunftsfähiges Modell für die Jugendarbeit im Kirchenkreis und den Gemeinden zu entwickeln.“

Es solle sicherstellen, dass die Jugendlichen in den Regionen Nord, Aachen und Eifel auch in Zukunft professionell begleitet werden.

Von gelebten christlichen Traditionen im Elternhaus könne die evangelische Kirche heute nicht mehr ausgehen, abgesehen nur noch von Weihnachten oder vielleicht auch Ostern, so der Jugendreferent. Deshalb müsse evangelische Jugendarbeit heute den Jugendlichen überhaupt erst wieder nahebringen, warum das Evangelium – die „Gute Nachricht“ – auch für sie Bedeutung hat und welche Rolle der christliche Glaube in ihrem Leben spielen kann.

Wie die Jugendarbeit heute aussehen kann und sollte und wie das zur Abstimmung stehende Konzept zur Umstrukturierung zur zukunftsfähigen Gestaltung im Kirchenkreis Aachen beitragen soll, dazu gab es anschließend im Haus der Kirche und im benachbarten Gemeindehaus acht verschiedene Workshops und Diskussionsrunden.

Superintendent: „Wir nehmen die Jugendlichen ernst“

In einem Pressegespräch erläuterten Superintendent Bruckhoff und weitere Gesprächspartner außerdem ihr Anliegen den Medien. „Wir nehmen die Jugendlichen ernst und wollen sie in dem unterstützen, was für ihr Leben wirklich relevant ist“, sagte Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff. „Jugendliche suchen heute in der Kirche noch nach Tradition, aber auch nach Teilhabe und Selbstbestimmung. Wenn wir die Jugendlichen erreichen wollen, müssen wir darauf eingehen und sicherstellen, dass sie auch in Zukunft bei uns in der evangelischen Jugendarbeit die Erfahrungen machen, die für Jugendliche bedeutsam sind: gewollt und geliebt zu sein, wirksam und wichtig zu sein, mit eigenen Ideen die Umwelt verändern zu dürfen und Teil einer Gemeinschaft zu sein.“ 

Besonders angetan äußerte Bruckhoff sich über die Beiträge der Jugendlichen am Morgen. "Die Jugendlichen haben uns einen hochkarätigen Gottesdienst geliefert", sagte der Superintendent. "Vieles was sie gesagt haben, könnte ich nicht so ausdrücken. Wie sie die zentralen Fragen des Glaubens benannt haben - da erschrecke ich und bin begeistert!"

Synodale stimmen für neues Konzept in der Jugendarbeit

Am Ende des Themenschwerpunktes Jugendarbeits stimmten die Synodalen schließlich nach einer auch kontroversen Diskussion mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung für das neue Konzept zur Jugendarbeit, das Jugendreferent Axel Büker erarbeitet hatte. Weitere Abstimmungen sind nun nötig, um für die Regionen Aachen, Nordkreis und Eifel jeweils den passenden Zuschnitt zu entwickeln. Das Ziel ist es, mittelfristig zwei weitere Jugendreferenten anstellen zu können, die einerseits die Gemeinden unterstützen und Projekte in den Regionen ins Leben rufen, andererseits aber auch grundsätzliche Aufgaben für den Kirchenkreis übernehmen. Der Abstimmungsprozess wird mindestens das nächste Jahr umfassen und wird in drei Regionalkonferenzen weitergeführt. Frühestens auf der nächsten Synode im Herbst 2015 ist mit konkreten Umstrukturierungsmaßnahmen zu rechnen.