"Gott braucht Sie, um uns anzusprechen!"

Guido Hinz von Superintendent Bruckhoff zum Prädikanten ordiniert - Vielschichtige und anspruchsvolle Aufgabe in der Gemeinde

Als Lehrer für Evangelische Religion, Informatik und Physik hatte Guido Hinz bereits Theologie studiert. Dennoch wurde er bei seiner Ausbildung zum Prädikanten immer wieder überrascht: "Obwohl ich mit der theologischen Auseinandersetzung vertraut bin, war ich erstaunt, wie vielschichtig und anspruchsvoll diese Aufgabe ist", sagt Guido Hinz. "Der Dienst am Wort und das Hineintragen der theologischen Fragen in die Gemeinde ist noch einmal etwas ganz anderes als ein Studium." Am Sonntag wurde Hinz von Superintendent Hans-Peter Bruckhoff in einem Gottesdienst in der Auferstehungskirche in Aachen zum Prädikanten ordiniert. Damit kann er, nach einer zweijährigen "Zurüstung", den Dienst an Wort und Sakrament und in der Seelsorge ausüben - ähnlich wie ein Pfarrer, aber ehrenamtlich.

Offen sein für die Bedeutung des Evangeliums

Superintendent Bruckhoff wies bei der Ordination darauf hin, dass die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) die einzige deutsche evangelische Landeskirche sei, in der Prädikantinnen und Prädikanten genauso ordiniert werden wie hauptamtliche Pfarrer und Pfarrerinnen. Er sagte: "Gott ruft aus der Mitte der Gemeinde Menschen,  um sein Wort zu verkünden. Gott braucht Sie, er braucht uns, um uns anzusprechen." Und in der Verkündung des Evangeliums, in den Predigten im Gottesdienst, gehe es nicht darum, ein Feuerwerk der Worte oder Lebensweisheiten abzufeuern, sondern das Entscheidende sei es, immer wieder neu auf Gottes Wort zu hören und darauf, was er uns zu sagen hat. "Was das Evangelium ist, steht nicht im Vorhinein fest. Wir müssen hinhören und immer wieder offen sein für Gott und dafür, was sein Wille heute bedeutet."

Gottesdienst früher "eine Zumutung"

Guido Hinz predigte anschließend über den Bibelvers "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Mt 18,20), denn dieser sei auch in seiner persönlichen Biographie ganz entscheidend gewesen. "Im Alter von 20 Jahren wäre es für mich eine Zumutung gewesen, an einem Gottesdienst teilzunehmen, und der Gedanke wäre absurd erschienen, dass ich einmal ein Amt in dieser Kirche übenehmen würde", sagte er. Dann jedoch habe er Menschen getroffen, die ähnliche Zweifel gehabt hätten wie er und durch die er doch zum Glauben gefunden habe. Inzwischen gehört Guido Hinz seit 14 Jahren zur Kirchengemeinde Aachen. Er engagiert sich unter anderem für das Projekt "Junge Kirche" und hält Schul- und Jugendgottesdienste an der Viktoriaschule.

Praktische Ausbildung an der Auferstehungskirche

Die praktische Ausbildung zum Prädikanten hat Guido Hinz an der Auferstehungskirche in Aachen-Forst absolviert, mit Pfarrer Martin Obrikat als Mentor. Pfarrer Obrikat sagte in seinem Grußwort nach der Ordination, auch für ihn sei es eine aufregende Zeit gewesen, da er diese Funktion zum ersten Mal übernommen habe. "Was ich mit dir vor allem verbinde, ist die Wahrhaftigkeit", sagte Obrikat zu Hinz. "Und du stehst ganz stark für einen globalen Blick, und dies schon lange, auch als das noch nicht modern war." Besonders habe er sich auch über die vielen tiefgehenden theologischen Gespräche gefreut, wobei Gesprächspartner von Guido Hinz jedoch wissen müssten, worauf sie sich einließen: "wenn man mit ihm ins Reden kommt, ist man intellektuell gefordert!"

Guido Hinz sagte, er habe die Zeit der Zurüstung als eine sehr bereichernde Zeit empfunden, die ihm aber auch viel abverlangt habe. Sein Tätigkeitsschwerpunkt wird in Zukunft weiter im Bereich Aachen-Süd liegen, vor allem an der Auferstehungskirche. Etwa alle acht Wochen wolle er dort nun gern einen Gottesdienst übernehmen.

 

(Text und Fotos: C. Braun / Kirchenkreis)