Schule kann ganz viel Spaß machen
Die städtische evangelische Annaschule lud zum Tag der offenen Tür ein
Wo soll mein Kind zur Schule gehen? Diese Frage stellen sich viele Eltern, deren Kinder bald das schulfähige Alter erreichen. Eine Möglichkeit, die passende Schule zu finden, ist, bei einem Tag der offenen Tür einmal in den Alltag hineinzuschnuppern. Am letzten Samstag im September lud die Annaschule dazu ein.
Ausgerechnet Mathe steht an diesem Tag für die Erstklässler auf dem Plan – und das an einem Samstagmorgen, in der ersten Stunde. Doch Mathe kann auch Spaß machen, jedenfalls, wenn man die Rabenklasse von Kai Finkelmann besucht. Dort lernen die Schülerinnen und Schüler erst einmal, wie Zahlen aussehen. Mit einem Puzzle legen sie verschiedene Ziffern, die Drei, die Fünf oder eine Sieben. Wer das gelöst hat, kann versuchen, ob er in einem riesigen Liniengewusel Zahlen entdeckt.
Eltern dürfen beim Unterricht zuschauen
Bei der Klasse 2a steht indes das Kennenlernen und Kneten von Körpern auf dem Stundenplan. Dazu lässt Klassenlehrerin Ille Golissa einen Kasten herumgehen, der mit einem Tuch abgedeckt ist, sodass die Kinder nicht sehen, was drin ist. Sie müssen ertasten, ob sie einen Quader, eine Pyramide, eine Kugel oder einen Würfel in der Hand halten. In einem nächsten Schritt wird es kniffliger. Was genau sind die Unterschiede zwischen einem Quader und einem Würfel? Zwischen einem Kegel und einer Pyramide? Das sollen die Kinder selbst herausfinden, indem sie jetzt selbst die Körper herstellen. Zum Schluss stellen sie ihre Arbeit der Klasse vor. Kann man erkennen, was da hergestellt wurde? In der Mehrheit befindet die Klasse: Ja. Zwischendurch stecken Eltern die Köpfe durch die Tür und schauen zu. Auch bei der Klasse 2b schauen sie vorbei. Dort bereiten die Schülerinnen und Schüler etwas zum Thema „Apfel“ vor. Aus einem vorgegebenen Apfel-Gedicht sollen sie eigene kleine Texte herleiten.
Einzige evangelische Grundschule in Aachen
Indessen hat Schulleiterin Elisabeth Tillessen am Infostand alle Hände voll zu tun. Eltern stellt sie die Schule vor und erläutert das pädagogische Konzept. So ein Tag der offenen Tür bietet für sie zum einen die Möglichkeit, sich nach außen zu präsentieren. Doch auch intern ist der Tag wichtig: „Wenn ich erlebe, wie die Kollegen Tage vorher die Schule herausputzen, empfinde ich das als ein Zeichen von Loyalität und Wertschätzung der Schule gegenüber. Auch die Schüler freuen sich darauf“. 150 Kinder aus 30 Nationen besuchen die Annaschule zurzeit. Die Schule ist zwar in städtischer Trägerschaft, aber auch eine evangelische Bekenntnisschule. Alle Kinder nehmen am evangelischen Religionsunterricht teil. Dabei beginnen die Kinder mit den ganz grundlegenden Fragen: Wie sieht Gott aus? Was passiert mit meiner Oma, wenn sie gestorben ist? Wie ist die Welt entstanden? „Über solchen Fragen nähern wir uns dem an, was die Bibel anbietet. Auch andere Religionen sind Thema im Unterricht“, erzählt Elisabeth Tillessen.
Auseinandersetzung mit Religion ist Teil der Persönlichkeitsbildung
Offen für alle Menschen in der Stadt Aachen, das möchte die Annaschule sein. Die Auseinandersetzung mit Religion ist für die Schulleiterin ein integraler Teil der Persönlichkeitsbildung und Positionierung. „Das kann kein Ethikunterricht ersetzen“, findet sie. Seit dem Schuljahr 2007/08 ist die Annaschule eine Offene Ganztagsschule. Auch dazu haben die Eltern viele Fragen. Nach einer kurzen Pause beginnt der zweite Teil des Vormittags, der vom Schulchor unter der Leitung von Almuth Müller eingeleitet wird. Mit einem Lese-Lern-Lied und einem Herbstlied animieren die Chorkinder Mitschüler, Lehrer und Eltern zum Mitmachen.
Grusel-Musical, Erfindertüten und Geschmackstest
Dann wartet ein spannendes Programm auf Klein und Groß: an verschiedenen Stationen können die Kinder Aufgaben erfüllen. Auf einem Laufzettel können sie sich die Aufgabe abstempeln lassen. In der Klasse 1a können sie ihre Sinne schulen, und zum Beispiel mit verbundenen Augen verschiedene Düfte oder Geschmacksrichtungen erraten. Gespenstisch geht es im Musikraum zu: Die Klassen 3a und 3b führen das Musical „Villa Spooky“ auf. Die Kostüme und das Bühnenbild haben sie selbst gebastelt. Kleine Forscher konnten bunte Erfindertüten basteln und in der Turnhalle bot ein Bewegungsparcours Gelegenheit, sich richtig auszutoben. Wer es ruhiger mochte, war beim Vorlesen in der Bücherei gut aufgehoben und wen der Hunger plagte, durfte sich leckere Obstspieße zusammenstellen. Auch viele ehemalige Schüler nutzten den Tag der offenen Tür, um noch einmal Annaschulluft zu schnuppern. Fast im Flug verging der Vormittag. Für alle Beteiligten war klar: Schule kann auch ganz viel Spaß machen.
(Text und Bilder: Kathrin Albrecht)