"Wenn Menschen miteinander essen, entsteht Gemeinschaft"

"Dialog der Religionen" lud zum siebten Friedensmahl ein - Pfarrer Johnsen moderierte Tischdiskussion

Mit seinen Stuckverzierungen und großen Kronleuchtern gilt der Ballsaal im Alten Kurhaus als einer der schönsten Veranstaltungsräume Aachens.  Ein passender Rahmen für das siebte Friedensmahl, zu dem der Arbeitskreis des Dialogs der Religionen am vergangenen Sonntag eingeladen hatte. Vor elf Jahren durch den Integrationsbeauftragten der Stadt gegründet, regelt der Dialog der Religionen das Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Konfessionen der Menschen in Aachen. Respekt und gemeinsames Lernen mit- und voneinander leitet die Mitglieder dabei von der ersten Stunde an, das erklärte Shahab Ebrahimi, der die Gäste für den Arbeitskreis im Ballsaal begrüßte. Doch die Mitglieder des Arbeitskreises wollten den Dialog nicht nur auf die institutionelle Ebene beschränken, sondern den Austausch auch in die Gesellschaft hinaustragen.  So entstand die Idee zum Friedensmahl.  „Wenn Menschen miteinander essen, entsteht Gemeinschaft“, meint Hans Christian Johnsen, evangelischer Pfarrer im Pfarrbezirk Versöhnungskirche und an diesem Tag einer der Tischmoderatoren. Jeder, der möchte, trägt etwas zum Mahl bei. In diesem Jahr hat die Koordination des Buffets die Aachener Quäkergemeinschaft übernommen.

Leitthema: "Wie viel Religion braucht der Mensch?"

Zum Friedensmahl gehört auch immer ein Leitthema, zu dem an den Tischen diskutiert werden darf. Und das diesjährige Thema barg großes Potenzial für Diskussionen: „Wie viel Religion braucht der Mensch?“ war der Nachmittag überschrieben. Eine schwierige Frage, die auch differenziert zu sehen ist, fand Bürgermeisterin Hilde Scheidt, die für den Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp, der die Schirmherrschaft über das Friedensmahl übernommen hatte, Grußworte überbrachte. Auch Pfarrer Johnsen war gespannt im Vorfeld der Veranstaltung, wie das Thema aufgegriffen würde. „Gerade in diesen konfliktbeladenen Zeiten wünschen sich Menschen eher, dass Religion nicht so eine große Rolle spielt. Uns geht es an diesem Tag auch ein bisschen darum zu zeigen, dass Religion nicht die Ursache für Konflikte ist, sondern dass sie verbinden kann, wenn man miteinander spricht.“

Poetry-Slammer tragen eigene Gedanken zur Religion vor

Seit der Einführung des Friedensmahls ist die Resonanz bei den Gästen ständig gewachsen. Auch dieses Mal wurde die Zahl der erwarteten 150 Gäste überschritten. An neun Tischen diskutierten sie miteinander, was Religion in ihrem Leben bedeutet, wie sich Religion und Glaube voneinander abgrenzen und wie sie Religion und Glaube in ihrem Alltag wahrnehmen. Der 22-jährige Magnus Schwarz vom tibetischen Buddhismus-Zentrum, Paul Bank und Carolin Hertz (beide 16) von der evangelischen Kirchengemeinde Kornelimünster und die 20-jährige Iman Laghmari vom islamischen Zentrum Bilal-Moschee trugen ihre Gedanken in einem Poetry Slam vor. Dabei wurde deutlich: Glaube kann ein Anker sein, eine Art Kompass im Leben. Diese Ansicht teilten auch viele, die an den Tischen diskutierten.  „Gott und Glaube ist in uns“ lautete einer der zentralen Gedanken, immer gehe es um den Menschen. Alle Religionen stammen aus gemeinsamen Quellen und gemeinsam stünden die Menschen vor großen Herausforderungen. Einigkeit bestand auch darin, dass der Glaube verbinden kann – Menschen untereinander und den Menschen mit Gott. Was bedeutet in diesem Zusammenhang Frieden? – Iman und Carolin gaben darauf zum Abschluss noch einmal poetisch eine Antwort: „Lass uns reden“ (Carolin) und „wenn wir lernen, dem Menschen nicht Wolf, sondern Mensch zu sein“ (Iman).

(Text: Kathrin Albrecht)