Das Friedenthema trifft den Nerv der Zeit

Im Themenjahr „Frieden geht anders“ arbeitet die Aachener Kreissynode an der Weiterentwicklung zur „Kirche des gerechten Friedens“ – Eröffnungs-Gottesdienst und Synoden-Workshop mit Gästen aus englischer Partnerstadt Halifax

„Wir wollen Kirche des gerechten Friedens werden!“ Diese Zielsetzung hatte sich die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) bei der letzten Landessynode im Januar 2018 gegeben, und mit ihr der Evangelische Kirchenkreis Aachen in seinem entsprechenden Jahresthema „Frieden geht anders“. Fast ein Jahr lang haben viele Menschen im Kirchenkreis, den Gemeinden und Einrichtungen nun erste Erfahrungen mit diesem Thema und Vorhaben gesammelt. Die Kreissynode in Aachen, bei der mehr als 100 Delegierte aus dem ganzen Kirchenkreis nun zwei Tage lang zusammenkamen, hatte deshalb ebenfalls „Frieden geht anders“ als Schwerpunktthema.

Kreissynode als Ermutigung und "Ort der Bewusstseinsbildung"

„Die Kreissynode sehe ich an diesem Wochenende als einen Ort der Bewusstseinsbildung“, sagte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff im Pressegespräch am Samstag. „Wir stellen fest, dass unser Jahresthema den Nerv der Zeit trifft und in den Gemeinden sehr gut ankommt. Es ist aber weiterhin eine Herausforderung für uns, auf diesem Weg weiterzugehen und wirklich ‚Kirche des gerechten Friedens‘ zu werden.“ Der Superintendent bezeichnete die Synode als eine Zäsur im Themenjahr, die zur Weiterarbeit ermutige und frage, was die Synodalen konkret tun können, um die Inhalte des Friedenswortes in den Gemeinden noch bekannter zu machen und umzusetzen.

Mehr als 1000 Menschen nahmen an Bildungsveranstaltungen zum Jahresthema teil

Allein an den zahlreichen Veranstaltungen des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks zum Thema „Frieden geht anders“ haben im Kirchenkreis Aachen in diesem Jahr schon mehr als 1000 Menschen teilgenommen. Die gleichnamige Wanderausstellung war in der Citykirche Aachen sowie in Gemünd und in Alsdorf zu sehen. Ein großformatiges Banner an einer Außenwand der Annaschule griff das Friedensthema ebenso auf wie der „Dreiländertag“, den Protestanten aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden gemeinsam feierten, ein ökumenischer Kinderbibeltag oder ein jüdisch-christlich-muslimischer Trialog.

Uns nicht zu Feinden machen lassen

Auf der Synode ging Kirchenrätin Anja Vollendorf vom Dezernat „Ökumene“ der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) nun in einem Impulsreferat auf das bisher Erreichte und den weiteren Weg der Friedensarbeit ein. „Die Kreissynode Aachen ist dazu aufgerufen, selbst zu definieren, was es hier vor Ort konkret bedeutet, auf dem Weg einer Kirche des gerechten Friedens zu sein“, sagte sie. „Auf jeden Fall heißt es aber, dass wir uns weigern, Feinde zu schaffen und Feinde zu sein, andere zu Gegnern zu machen und uns dazu machen zu lassen. Dialog, Mediation und gewaltfreie Kommunikation sollten unsere ersten Gedanken sein, wenn wir an Konflikte denken.“

Sechs Arbeitsgruppen zu Friedensaspekten

Nach dem Referat am Samstagvormittag hatten die Synodalen die Gelegenheit, an verschiedenen Werkstattgesprächen und Workshops teilzunehmen. Inhalte waren unter anderem „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall B. Rosenberg, die Reise des Jugendreferates „Bis ans Mittelmeer“ zur Flüchtlingsthematik, biblische Impulse zum Frieden und ein Gespräch mit den Gästen aus der englischen Partnergemeinde in Halifax.

Gegenbesuch aus Halifax beteiligte sich an Synode

Eine Gruppe des Kirchenkreises Aachen hatte am vorhergehenden Wochenende in Halifax an den Gedenkfeierlichkeiten zum britischen „Remembrance Day“ teilgenommen, begleitet von der Aachener Bezirks-Bürgermeisterin Marianne Conradt und einer Fahnenabordnung der Bundeswehr aus der Lützow-Kaserne. Den direkten Gegenbesuch statteten Reverend Canon Hilary Barber und drei weitere Gäste aus Halifax nun der Aachener Synode ab. Gemeinsam mit dem Monschauer Pfarrer Jens-Peter Bentzin und weiteren Beteiligten aus dem Kirchenkreis gestalteten sie den Eröffnungsgottesdienst der Synode am Freitag zweisprachig. Der Workshop mit den Gästen stand unter dem Titel „Schuld eingestehen: Erfahrungen von der gemeinsamen Feier des Remembrance Day in Halifax, 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs“.

Englischer Pfarrer kritisiert "Inselmentalität" vieler Briten

Reverend Barber kritisierte auf der Synode die „Inselmentalität“ vieler Briten, die aufgrund verfälschter Erinnerungen an eine vergangene Ära heute glaubten, es im Alleingang besser zu schaffen. „Wir werden nun umso härter daran arbeiten sicherzustellen, dass wir Europa nicht  verlassen, nur weil wir die Union verlassen“, sagte er. Es sei nun an der Zeit für die christlichen Gemeinschaften, mit einer Stimme zu sprechen, im gemeinsamen Glauben vereint. „Wir kommen deshalb zu Ihnen als Wegbegleiter auf dieser irdischen Reise, auf der Suche nach gerechtem Frieden, nach dem die Welt sich sehnt.“

Jahreslosung 2019 greift Friedensthema auf

Die evangelischen Kirchengemeinden, Einrichtungen und der Kirchenkreis Aachen werden auch im kommenden Jahr weiter mit dem Friedenswort der Landessynode arbeiten und konkrete Umsetzungen entwickeln, wie der Weg zu einer „Kirche des gerechten Friedens“ vor Ort fortgesetzt werden kann. Perfekt passt dazu die Jahreslosung für 2019: „Lass ab vom Bösen und tu Gutes; suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34, 15)

(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)