Blumensträuße und Büffet standen bereit, Kirche und Saal waren geheizt, die Gottesdienstliturgie stand – doch dann kam am Donnerstag im ganzen Kirchenkreis Aachen der heftige Wintereinbruch mit Schneefällen und Glatteis, der alles umkrempelte. Bis zum Nachmittag hofften die Mitglieder der Kirchenkreis-Leitung noch, Gottesdienst und Empfang wie geplant in der Annakirche in Aachen veranstalten zu können. Schließlich wurde jedoch aus Sicherheitsgründen entschieden, dass niemand bei den herausfordernden Wetter- und Straßenverhältnissen zu Schaden kommen und deshalb der Anlass per Videokonferenz im Internet gefeiert werden solle. Und so wurden gestern die aus dem Kreissynodalvorstand ausscheidenden Mitglieder online verabschiedet und die neu gewählten oder im Amt bestätigten Mitglieder online eingeführt.
Leitungsgremium am Bildschirm statt in der Kirche eingeführt
Know-how und Material aus der Corona-Zeit reaktiviert
„Wie schön, dass Sie da sind, zu diesem Gottesdienst, der doch so anders geplant war“, begrüßte Superintendentin Verena Jantzen die fast 50 Teilnehmenden an den Bildschirmen. Musikalisch werde der Gottesdienst „auf Musikkonserven aus unserer Edinburgher Zeit während Corona“ zurückgreifen, kündigte sie an und bat alle, zwar für sich daheim herzhaft mitzusingen, dabei aber die Mikrofone ausgeschaltet zu lassen. Mit tatkräftiger Unterstützung von Thomas Jantzen gelang dann die so kurzfristig nötig gewordene technische Umsetzung auch gut und manche freuten sich, dass sie an diesem Anlass nun teilnehmen konnten, was ihnen in Präsenz nicht möglich gewesen wäre. Leider gelang es einigen hingegen nicht online teilzunehmen, darunter auch die beiden zu verabschiedenden langjährigen KSV-Mitglieder Rolf Gündel und Roswitha Rienäcker.
Jahreslosung 2025 passt zur Situation im Kirchenkreis Aachen
In ihrer Predigt sprach Superintendentin Jantzen über das Thema der „Prüfung“ und meinte damit nicht nur Prüfungen in der Schule, die Kontrolle beim TÜV oder Zahnarzt, sondern auch die Überprüfung des eigenen Lebens, so wie sie Paulus im Brief an die Thessalonicher versteht: „Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thess 5,21) Diese Jahreslosung 2025 könne passender nicht sein, sagte Jantzen. Denn auch vor dem Kirchenkreis Aachen und dem neuen Kreissynodalvorstand lägen einige Prüfungsaufgaben. „Als Prüfkriterium ist es Paulus wichtig, den Verstand einzuschalten und einen kühlen Kopf zu bewahren“, sagte sie. Dies solle auch für die Entscheidungen im Kirchenkreis Aachen gelten. Gleichzeitig sei es wichtig, auch den zweiten Halbsatz des Verses zu berücksichtigen und „das Gute“ zu behalten. Damit sei jedoch nichts Materielles gemeint, sondern „das Gute, das in unserem Herzen wohnt, die gute Botschaft, die wir teilen“.
Danksagung und Begrüßung
Anschließend dankte die Superintendentin den Mitgliedern des Leitungsgremiums dafür, dass sie in den vergangenen Jahren ihre Zeit, ihre Gaben und Kräfte in den Dienst des Kirchenkreises Aachen gestellt haben und entpflichtete sie offiziell aus ihrem Amt. Als bis dahin dienstältestes KSV-Mitglied war dies Pfarrer Martin Obrikat (2000-2024), sowie die stellvertretenden Synodalältesten Rolf Gündel (2008-2024) und Roswitha Rienäcker (2008-2024).
Als neue bzw. im Amt bestätigte KSV-Mitglieder mit Amtszeit bis 2032 führte Superintendentin Jantzen dann in ihr Amt ein: Pfarrerin Monica Schreiber, Susanne Degenhardt, Claudia Immendorf, Pfarrer Axel Neudorf, Pfarrer Oliver Joswig, Gabriele Leufgen und Dirk Stock. Als Synodalassessorin ist Pfarrerin Monica Schreiber nun erste Stellvertreterin von Superintendentin Verena Jantzen. (Eine aktuelle Übersicht über alle Mitglieder des KSV und ihre Amtszeiten sehen Sie hier.)
Erstmals mehr Frauen als Männer im Leitungsgremium vertreten
Nach dem Online-Gottesdienst blieben die Anwesenden noch zusammen, um einige persönliche Worte zu wechseln, den ausgeschiedenen KSV-Mitglieder zu danken und die neuen Mitglieder zu begrüßen. In einer Ansprache blickte der Synodalälteste Matthias Quarch auf die Arbeit des KSV und die großen Veränderungen, welche in den vergangenen 20 Jahren im Kirchenkreis Aachen und im KSV stattgefunden haben. Vor 20 Jahren habe es im Kirchenkreis Aachen noch 17 selbständige Gemeinden gegeben, heute sind es nur noch neun, stellte er fest. Damals waren alle sieben stimmberechtigten KSV-Mitglieder männlich. Insgesamt gehörten dem Leitungsgremium elf Männer und nur zwei Frauen an. „Jetzt haben wir bei den stimmberechtigten Mitgliedern ein Geschlechterverhältnis von vier Frauen zu drei Männern und einschließlich der Stellvertretenden von sieben Frauen zu sechs Männern. Erstmals sind im KSV des Kirchenkreises Aachen also die Frauen im Leitungsamt insgesamt in der Überzahl“, berichtete Quarch. „Sie sehen an diesen Zahlen, welche bemerkenswerte Entwicklung in Sachen Geschlechtergerechtigkeit der Kirchenkreis Aachen in den letzten 20 Jahren zurückgelegt hat.“ Im Weiteren verglich Matthias Quarch, inspiriert von der anstehenden Bundestagswahl, den KSV des Kirchenkreises mit der Bundesregierung, stellte sich vor, welche Ministerposten die nun ausgeschiedenen Mitglieder bekleidet hätten und würdigte dabei ihre besonderen Kompetenzen und Verdienste. „Wie es in Berlin nach dem 23.2. geschehen wird, so wird sich auch die Regierung unseres Kirchenkreises neu sortieren und aufstellen müssen“, schloss er. „Der neue KSV wird anders, aber genauso gut werden wie sein Vorgänger, davon bin ich überzeugt.“ (Die ganze Ansprache von Matthias Quarch zum KSV können Sie hier lesen.)
(Text: Kirchenkreis Aachen / C. Braun)