Christliche Kirchen wollen Trennung nicht mehr akzeptieren

Ökumenischer Stationen-Gottesdienst in drei Aachen Kirchen - Aufruf zu Einigkeit und Nächstenliebe

An den großen Ökumenischen Kirchentag am Samstag auf dem Katschhof schloss sich am Sonntag in Aachen ein Ökumenischer Stationen-Gottesdienst an, ebenfalls in der Aachener Innenstadt. Gemeinsam mit Superintendent Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, dem Bischof des Bistums Aachen, Dr. Helmut Dieser, und dem griechisch-orthdoxen Bischof Evmenios von Lefka zogen knapp 200 Gläubige in einem Ökumenischen Taufgedächtnis-Gottesdienst vom Hohen Dom zur Annakirche und zur Kirche Hagios Dimitrios.

Höhepunkt des Gottesdienstes war die Tauferinnerung, bei der alle Anwesenden einander mit Wasser ein Kreuz auf die Stirn zeichneten. Alle Sprecher betonten, dass die eine Taufe das verbindende Element zwischen den christlichen Konfessionen sei. Sowohl Bischof Dieser als auch Bischof Evmenios dankten in ihren Ansprachen der evangelischen Kirche, dass sie das Reformationsjubiläum in diesem Jahr nicht als Fest der Kirchenspaltung, sondern mit dem Akzent als Fest der ökumenischen Verbundenheit aller Christen feiere.

Historisch getrennt, sakramental vereint

"Zum ersten Mal seit der Reformation begehen wir ein Reformationsjubiläum in ökumenischer Verbundenheit", sagte Bischof Dieser bei seiner Begrüßungsansprache im Dom. "Wir stehen heute vor der Herausforderung, das Getrenntsein der christlichen Kirchen nicht mehr akzeptieren zu wollen. Historisch sind wir getrennt, aber sakramental immer noch geeint, denn wir alle haben die eine und selbe Taufe empfangen. Vor Gott kann es nur eine Kirche geben." Der Bischof des Bistums Aachen sagte weiter, die Kirche müsse "der Sehnsucht nach der Überwindung mehr trauen als der Rechtfertigung der vorhandenen Widersprüche". Alle Konfessionen, ob katholisch, evangelisch oder orthodox sehten sich nach den jeweils anderen, und Gott halte schon jetzt alle im sakramentalen Geheimnis der einen Taufe zusammen.

Sich nicht mit dem in der Ökumene erreichten begnügen

In der evangelischen Annakirche, der zweiten Station des Gottesdienstes, predigte Superintendent Bruckhoff über ein prophetisches Wort aus Jesaja 55: „Fürwahr, wie Regen und Schnee vom Himmel niedergehen und dorthin nicht zurückkehren, sondern die Erde bewässern und [etwas] hervorbringen und sprießen lassen und Samen verschaffen dem, der sät, und Speise dem, der isst – so ereignet sich mein Wort, das aus meinem Mund hervorgeht. Es kehrt nicht fruchtlos zu mir zurück, sondern es wird getan haben, woran ich Gefallen fand, und es wird ausgeführt haben, wozu ich es sandte.“ (Jesaja 55,10-11) Die einzig gültige Währung unseres Lebens werde in Glaube, Liebe und Hoffnung gemessen, im gehörten Wort und der daraus erwachsenen Tat, sagte Bruckhoff. Er rief die Zuhörer "zum sakramentalen Dienst der Nächstenliebe" auf und erinnerte dabei an die Worte Jesu: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan." Schließlich forderte, dass die Kirchen sich nicht mit dem in der Ökumene erreichten begnügen dürften, sondern in Hinblick auf das 500-jährige Gedenken der Confessio Augustana im Jahr 2030 weiter auf eine Einheit hinarbeiten müssten.

Jesus Christus in den Mittelpunkt gestellt

In der St. Michaelskirche / Hagios Dimitrios sagte Bischof Evmenios von Lefka, die Anwesenheit der Gläubigen verschiedener Konfessionen zu diesem Gottesdienst anlässlich des Reformationsjubiäums berühre zutiefst sein Herz. "500 Jahre liegt der Thesenanschlag Martin Luthers nun zurück, und fast 1000 Jahre trennen uns von der Spaltung der Kirche in Ost und West, die Trennung der Patriachate von Rom und Konstantinopel. Wir sind unseren evangelischen Brüdern und Schwestern sehr dankbar, dass sie heute Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen, der uns eint. Dies empfinden wir alle heute hier als ein Zeichen des Himmels, eine sichtbare Frucht der Liebe und der Wahrheit."

(Text und Bilder: Ev. Kirchenkreis Aachen / C. Braun)

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