Besonderer Moment der Gemeinschaft mit Freunden aus aller Welt

Kirchenkreis Aachen feiert internationalen, ökumenischen Gottesdienst mit Gästen aus Indonesien, Tansania und England – Beeindruckender Chorgesang und Schriftlesung auf Kisuaheli und Batak

Einen so internationalen, mehrsprachigen, ökumenischen Gottesdienst gab es im Kirchenkreis Aachen noch nie: Mit Freunden aus dem Kirchenkreis Humbang-Habinsaran in Nord-Sumatra, dem Kirchenkreis Kaskazini A in Tansania und aus der nordenglischen Stadt Halifax haben die Kirchengemeinde Monschauer Land und der Kirchenkreis Aachen am Sonntag einen Abendmahlsgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum gefeiert. In der Evangelischen Stadtkirche Monschau gestalteten Pfarrer Jens-Peter Bentzin und Pfarrer Volker Böhm gemeinsam mit allen Gästen den Gottesdienst mit Elementen auf Deutsch, Englisch, Kisuaheli und Batak.

Beeindruckt von neuen Erfahrungen

In seinem Grußwort drückte Reverend Diocres Mwesiga Mashongole seine Freude darüber aus, dass die Anwesenden aus den verschiedenen Ländern an diesem Tag im Gebet besonders verbunden seien. Ramses Sitompul, Mitglied des indonesischen Partnerschaftsausschusses, dankte den Verantwortlichen aus dem Kirchenkreis Aachen für den herzlichen Empfang in Deutschland und sagte, seine Gruppe sei sehr beeindruckt und werde viele neue Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Superintendent Bruckhoff betonte, welche Ehre und Freude es für den Kirchenkreis Aachen sei, einen solchen Moment besonderer Gemeinschaft mit den Freunden erleben zu dürfen.

Reverend Canon Hilary Barber sagte, er freue sich darüber, den Gottesdienst mit den Freunden aus Aachen zu feiern, und gleichzeitig auch neue Freunde aus Indonesien und Tansania gewinnen zu können. Das 500. Reformationsjubiläum gebe den Anlass dazu, Gläubige aus aller Welt zu vereinen, um Gott in Wort und Sakrament zu begegnen.

Halifax Minster Choir gab Konzerte im Kirchenkreis Aachen

Mit etwa 30 Sängerinnen und Sängern des Halifax Minster Choir befand Reverend Barber sich auf einer dreitägigen Konzertreise im Kirchenkreis Aachen. Auch in diesem Gottesdienst sangen die 10 Kinder und 20 Erwachsenen so klangstark, präzise und gefühlvoll, dass es ein Vergnügen war, ihnen zuzuhören.

Ungewöhnlich und reizvoll klangen aber auch die Gemeindelieder, die so ausgewählt worden waren, dass alle Anwesenden sie in ihrer eigenen Sprache mitsingen konnten. Der im Wechsel gesprochene Psalm 91 erhielt einen neuen Klang mit Versen wie: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, to guard you in all your ways… Ich will ihn sättigen mit langem Leben, and show them my salvation.“

Pfarrer Bentzin hielt die Predigt auf Englisch

Die Predigt hielt Pfarrer Bentzin auf Englisch. Der deutsche Text konnte im gedruckten Gottesdienstablauf mitgelesen werden. Pfarrer Bentzin befürwortete es darin, dass das Reformationsjubiläum in Deutschland nicht nur als Jubelfest, sondern auch mit Nachdenklichkeit gefeiert werde, unter anderem hinsichtlich des Antijudaismus Luthers, der Kolonial- und Ausbeutungsgeschichte zwischen den Ländern Europas und des Südens oder der Weltkriege. „Wir nehmen wahr und erkennen, dass auch wir als Kirche untrennbar in diese Schuldgeschichte eingewoben sind“, sagte er.

So sei auch die „elegante, schlichte, konzentrierte Schönheit“ der Stadtkirche Monschau nicht von der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Monschaus zu trennen, in der die reichen lutherischen Tuchmacher und Kaufleute den Arbeitern gegenüberstanden, die unter erbärmlichen Bedingungen ihr Leben verbringen mussten. Ein Reformationsgedenken ohne Erinnerung an die eigenen „religiösen Verblendungen“ sei deshalb Gotteslästerung, so Bentzin. Einzig die christliche Freiheit, die im Vertrauen auf Christus und die Bindung an das Wort Gottes liege, sei die wirkliche Freiheit.

Gäste besuchten auch den Gottesdienst in Kornelimünster

Nach dem Gottesdienst gab es für alle Anwesenden bei einem Mittagsimbiss noch die Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Mit dazu kamen die Mitglieder der Gruppen aus Indonesien und Tansania, die an diesem Morgen nicht in der Stadtkirche Monschau am Gottesdienst teilgenommen hatten, sondern im Gemeindezentrum Kornelimünster. Nach seinen ersten Eindrücken von Deutschland befragt, sagte Ramses Sitompul aus Indonesien, dass es hier viel kühler sei als in seinem Land und dass er beeindruckt von den vielen alten Gebäuden sei. Solche gebe es auf Sumatra überhaupt nicht. Er hoffe, dass das jetzige Treffen dazu beitrage, die Partnerschaft noch mehr zu stärken und zu verbessern.

Reverend Mashongole betonte, wie sehr es ihn bewegte habe, hier so freundliche Menschen kennenzulernen. Das Treffen sei ein wichtiger Schritt zum Ziel der trilateralen Partnerschaft, die drei Kulturen zu teilen, voneinander zu lernen und gemeinsam Schwierigkeiten zu überwinden. Viele Gemeinsamkeiten gebe es bereits. Unter anderem feiere auch die protestantische Kirche in Tansania das Reformationsjubiläum mit besonderen Gottesdiensten sowie einer Synode am 28. Oktober.

Für 2018 erneut deutsch-englische Gedenkfeier geplant

Reverend Hilary Barber hob hervor, dass es ihm und seiner Gemeinde in den Tagen des Brexit ein besonderes Anliegen sei, die Verbindung zum Kirchenkreis Aachen zu stärken. „Die Freundschaften, die wir in den vergangenen Jahren aufgebaut haben, sind jetzt so wichtig wie nie zuvor“, sagte er. „Viele Menschen in England sind zutiefst beunruhigt über den beschlossenen Austritt Großbritanniens aus der EU und wollen sich dafür einsetzen, dass der Frieden in Europa, für den die Europäische Union steht, gesichert und erhalten bleibt.“ Gemeinsam mit Pfarrer Bentzin und der Stadt Aachen arbeite er darauf hin, im kommenden Jahr noch einmal eine deutsch-englische Feier zu ermöglichen, die an das Ende des ersten Weltkrieges im Jahr 1918 erinnert.

Sie solle anknüpfen an die Gedenkfeier zum Beginn des Ersten Weltkriegs, die Vertreter aus Aachen und Halifax im Jahr 2014 gemeinsam begangen hatten. Ähnlich wie Barber äußerte sich auch die englische Unterhausabgeordnete Holly Lynch, welche den Chor auf seiner Reise begleitete. Sie sagte: „Wir sind entschlossen, ein Teil der europäischen Familie zu bleiben. Wir können Europa nicht verlassen, denn wir gehören dazu. Wir wollen mit unseren Nachbarn verbunden bleiben.“

Gäste aus Indonesien und Tansania besuchen Reformationssynode und "Fest der Begegnung"

Der Halifax Minster Choir gab am Sonntagabend noch ein Konzert in der evangelischen Kirche in Gemünd und reiste am Montag wieder ab. Die Gäste aus Indonesien und Tansania verbringen zwei weitere Wochen im Ev. Kirchenkreis Aachen, insbesondere um an der Reformationssynode am 1./2. September in Rheydt teilzunehmen und das „Fest der Begegnung“ im Brückenkopfpark Jülich am 10. September zu besuchen.

 

(Text und Bilder - wo nicht anders bezeichnet: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)