500. Reformationstag mit überwältigender Beteiligung gefeiert

Überall im Kirchenkreis Aachen besuchten noch mehr Menschen als erwartet die Gottesdienste, Konzerte und Feiern – Familien-Gottesdienst in der Auferstehungskirche und Bach-Kantate auf dem Finkenberg - Ökumenischer Impuls soll weiter in die Zukunft tragen

„Unsere Kirche war viel zu klein, bestimmt 200 Gäste sind nicht mehr reingekommen“, erzählt Pfarrer Joachim Büssow von der Aachener Annakirche. Bei Pfarrer Oliver Joswig aus Hellenthal war es ebenso: „Es war irre voll! Wir mussten noch Bänke in die Kirche stellen und das Abendmahl in zwei Runden feiern. Abends beim Konzert sind mindestens 50 Besucher wieder gegangen, weil einfach kein Platz mehr da war.“ Ebenso beim gemeinsamen Festgottesdienst der Nordkreisgemeinden in Baesweiler: Statt der erwarteten 400 Gäste kamen 600. „Es war eine richtig gute Stimmung, und auch viele Katholiken waren da, die sogar das Abendmahl nahmen“, berichtet Margret Nußbaum, die an der Veranstaltung teilnahm. Auch in Monschau, Kornelimünster, Roggendorf und Stolberg: überall sehr gut besuchte bis rappelvolle Kirchen zum Reformationstag, trotz Ferien und langem Wochenende. In welcher Form und mit welchen Programmpunkten die Gemeinden jeweils feierten, war ganz unterschiedlich.

Gemeindefest für alle Generationen

In der Auferstehungskirche, der größten evangelischen Kirche in Aachen, gab es einen Familiengottesdienst mit Gemeindefest für alle Generationen. Auch dort war der Zulauf mit rund 250 Besuchern wesentlich höher als erwartet. Als zentrales Element des Gottesdienstes hatte Pfarrerin Monica Schreiber eine Aktion vorgesehen, bei der alle Anwesenden gemeinsam eine große Lutherrose gestalten konnten. Dazu verteilten sich alle an vier Stationen mit den Farben rot, grün, blau und weiß, die für die Elemente der Lutherrose Himmel, Licht, Herz und Hoffnung standen. Mit verschiedenen Kreativ-Materialien wurde die auf dem Fußboden gelegte Lutherrose dann farbig gefüllt.

Holzbausteine, Stockbrot und Escape Room

Nach dem kurzweiligen Gottesdienst warteten ein Empfang, Kaffee und Kuchen sowie verschiedene Aktivitäten auf die Gäste. In der Kirche hatten Kinder, Jugendliche und Erwachsene viel Spaß daran, mit Holzbausteinen „ein feste Burg“ oder andere Gebilde zu errichten. Auch das Glücksrad mit Lutherquiz und „Luthers Wörter stempeln“ wurden gut angenommen. Viele Jugendliche versammelten sich draußen um die Feuerschale, die das Zentrum für Soziale Arbeit Burtscheid aufgebaut hatte, um daran Stockbrot zu backen. Pfarrerin Anna-Lina Becker leitete im „Escape Room“ ein Knobelspiel für Jugendgruppen, bei dem das Ziel war, Martin Luther zu entführen. Später gab es noch einen Vortrag zur Lutherzeit, ein offenes Singen und schließlich eine ökumenische Andacht.

"Zukunft kann nur eine gemeinsame sein"

„Ich hätte nicht damit gerechnet und freue mich sehr, wie gut besucht unser Gottesdienst und unser Fest ist“, sagte Pfarrer Martin Obrikat von der Auferstehungskirche. Zur Andacht am Schluss des Tages erwarte er auch noch viele katholische Gäste aus den Gemeinden St. Katharina in Forst und St. Gregor von Burtscheid. Mit beiden sei seine Kirche sehr eng und freundschaftlich verbunden. „Das war am ganzen Jubiläumsjahr für mich eigentlich das Erstaunlichste: die Stärke des ökumenischen Impulses“, sagte Obrikat. „Die Idee hat sich nun wirklich verbreitet: Unsere Zukunft als Christen kann nur eine gemeinsame sein.“

Projektchor singt Bach-Kantate

Einen kirchenmusikalischen Schwerpunkt hatte zur Feier des Jubiläumstages die Evangelische Kirchengemeinde Stolberg gewählt. Dort führte ein Projektchor aus Gemeindegliedern zusammen mit der Kammerphilharmonie „Europa“ und Solisten die Bach-Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“ auf. Auch dieser Kantaten-Gottesdienst war mit mehr als 200 Menschen so gut besucht, dass viele im hinteren Teil der Kirche mit Stehplätzen vorliebnehmen mussten. Die Predigt von Pfarrer Jens Wegmann war in zwei Teilen in die Kantate eingebettet. „In einer Kantate soll die Verkündigung von Gottes Wort in besonderer Tiefe geschehen, so dass Geist und Seele angesprochen werden“, erläuterte Pfarrer Wegmann zur Einführung. „Um die Zuversicht, dass Gott eine feste Burg ist, darum ging es sowohl Luther als auch Johann Sebastian Bach.“

Die nächsten 500 Jahre liegen vor uns

Unter der Leitung von Kantor Gunther Antensteiner hatte der Projektchor aus Sängern der Gemeinden Stolberg und Kornelimünster sowie verschiedener Chöre mehr als ein halbes Jahr lang geprobt. Unter den Mitwirkenden war auch Pfarrer Axel Neudorf. „Auf dem Finkenberg ist unsere musikalische Stärke und die Kirche hat eine hervorragende Akustik, deshalb wollten wir an diesem Tag hier ein Highlight setzen“, sagte er. „Für mich als Sänger war es wirklich etwas Besonderes mit so einem tollen Orchester zu singen. Und für die Kirchengemeinde war es eine angemessene Feier des Jubiläumstages. Jetzt liegen die nächsten 500 Jahre vor uns, in denen wir als Kirche nicht stehen bleiben dürfen und Gottes Wort aktuell halten wollen.“

(Text und Bilder: C. Braun / Kirchenkreis)