„Mit viel Sorgfalt, Mühe, Liebe und Erfolg unterwegs“
Kirchenkreis-Leitung besucht Gemeindebereich Aachen-Süd – Konstruktive Gespräche vor allem zu Jugendarbeit, Stadtteilentwicklung und Ökumene
Pfannkuchen-Challenge und Posaunenchor, Frühlingsblumen-Pflanzen und ökumenischer Kanzeltausch, Erzählcafé, Familien-Gottesdienst und Gemeindeversammlung – das waren nur einige der vielfältigen Eindrücke, mit denen der Gemeindebereich Aachen-Süd sich am Wochenende den Gästen aus dem Kirchenkreis präsentierte. Denn bei einer sogenannten Visitation besuchte das Leitungsgremium des Kirchenkreises den Gemeindebereich, um sich zu informieren und ins Gespräch zu kommen: mit Pfarrstelleninhabern und Gemeindegliedern, Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Kooperationspartnern und Interessierten.
Im Mittelpunkt standen dabei drei Schwerpunktthemen unter dem Stichwort „Grenzüberschreitung“: die Konfirmandenarbeit und deren Übergang in die Jugendarbeit (am Standort Immanuelkirche), die Stadtteilentwicklung und Vernetzung der Kirche mit dem Stadtteil (am Standort Auferstehungskirche) sowie die ökumenische Zusammenarbeit mit den katholischen Gemeinden (am Standort Emmauskirche).
Drei Lösungsansätze für Herausforderungen der Zukunft
„Wir alle stehen miteinander vor der Herausforderung, dass die Kirchenmitgliedschaft zurückgeht und die Bevölkerung sich verändert“, sagte Pfarrer Martin Obrikat am Sonntag zu Beginn der Gemeindeversammlung in der Emmauskirche. „Deshalb stellen wir uns die Frage: Wie reagieren wir darauf? Wie wollen wir uns in Zukunft aufstellen? Welches Gesicht wollen wir haben? Wie entwickeln wir uns?“ Als Antworten hat der Gemeindebereich drei Arbeitsfelder besonders in den Blick genommen: den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen und ihre weitere Einbindung in das kirchliche Leben auch über die Konfirmation hinaus, die Vernetzung mit Partnern wie Kitas, Schulen, Senioren- und inklusiven Einrichtungen in der unmittelbaren Nachbarschaft sowie die vertiefte Zusammenarbeit mit den katholischen Schwestergemeinden.
Besuch und Berichte interessant für beide Seiten
Teil der Visitation waren außerdem eine Presbyteriumssitzung in Anwesenheit der Besucher aus dem Kreissynodalvorstand (KSV) und einzelne Gespräche mit dem Presbyterium und mit den Pfarrstelleninhabern. „Eine Visitation ist für eine Gemeinde die Gelegenheit, einmal aufzuräumen und auch selbst zu schauen: Wo stehen wir?“, sagte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff mit einem Augenzwinkern zu den Gastgebern. Teil der Visitation seien nicht nur die beiden Besuchstage selbst, sondern auch die Berichte der Gemeinde an den KSV im Vorfeld, sowie die Berichte der Synodalbeauftragten über die Arbeitsfelder der Gemeinde, erläuterte er.
Besonders hob der Superintendent hervor, dass die Leitung des Kirchenkreises und der Besuch der Gemeinden in der evangelischen Kirche nicht durch abgehobene „Funktionäre“ erfolge, sondern durch Frauen und Männer aus den anderen Gemeinden des Kirchenkreises, die selbst konkrete Erfahrungen aus ihren eigenen Zusammenhängen einbringen können.
"Solche Standorte sind wichtig für unsere Gesellschaft!"
Bezogen auf seine Eindrücke aus dem Gemeindebereich Aachen-Süd resümierte Bruckhoff: „Sie sind mit viel Sorgfalt, Mühe, Liebe und Erfolg unterwegs. Das bekommen die Menschen mit, nicht nur die aktiven Gemeindeglieder, sondern auch Menschen, die nicht oder nur selten zum Gottesdienst gehen. Solche Standorte in unserer Gesellschaft aufrechtzuerhalten, ist wichtig!“
Der ganze KSV habe die im Bereich Aachen-Süd geleistete Arbeit beeindruckend gefunden und er könne nur sagen: „Sie machen ein Angebot auf der Höhe der Zeit!“
Viel Lob für Arbeit der Gemeinde
Auch die einzelnen KSV-Mitglieder, die in den verschiedenen Arbeitsgruppen und in den drei Gottesdiensten anwesend waren, spendeten viel Lob. „Hier gibt es wirklich eine super Konfi-Arbeit“, sagte zum Beispiel Claudia Immendorf. An den drei Kirchen des Bereichs sei diese mit ganz unterschiedlichen Konzepten gestaltet, immer jedoch mit Unterstützung jugendlicher Teamer, die den Jüngeren zur Seite stehen. „Ich habe mich gefreut, dass der Bereich Aachen-Süd unser Jugendgästehaus Monschau sehr schätzt und finde auch die neuen Möglichkeiten der Vernetzung von Konfi-Arbeit und Junger Kirche spannend“, so Immendorf.
Besonders gut gefiel den Gästen auch der Familien-Gottesdienst an der Immanuelkirche. „Genau so sollte es sein, mit Anteilen für Kleine und Große und einer tollen Predigt“, sagte Pfarrer Ulrich Schuster. Und Matthias Quarch meinte: „Der Gottesdienst heute Morgen war ganz wunderbar, und ich bin dankbar für die großartige ökumenische Botschaft unseres Gastpredigers Frank Hendriks.“
Ökumenische Teilnehmer sind etwas Besonderes
Pfarrer Andreas Hinze hatte sich am Vortag an der Arbeitsgruppe Ökumene beteiligt, da dies auch einer seiner Arbeitsschwerpunkte in seiner Heimatgemeinde Stolberg ist. „Es war etwas Besonderes, dass am Samstagnachmittag auch zwei katholische Priester bei der Visitation anwesend waren“, sagte er. „Wir sind überzeugt: Die Zukunft des Christentums kann nur ökumenisch sein! Aber wie dies hier jetzt gelebt wird, ist hochinteressant.“ Wie Pfarrerin Monica Schreiber erläutert hatte, ist die katholische Gemeinde St. Katharina schon seit zweieinhalb Jahren in der Emmauskirche zu Gast, weil ihre Kirche „Christus unser Friede“ baufällig ist.
So gebe es nun drei katholische Messen pro Woche in der Emmauskirche, auch katholische Schulgottesdienste und viele Angebote. Ein neuer Gemeindebrief-Einleger fasst jetzt sowohl evangelische als auch katholische Angebote zusammen – die allen Interessierten offen stehen - ohne zu vermerken, von welcher der beiden Gemeinden sie ursprünglich gemacht werden. Außerdem denke man über verstärkte Zusammenarbeit im bei Senioren und Neuzugezogenen nach. Auch Möglichkeiten baulicher Veränderungen würden besprochen.
Größter Sanierungsstau an der Auferstehungskirche
Ein geplanter Umbau stand auch im Mittelpunkt der Gespräche über die zukünftige Arbeit der Auferstehungskirche. Dort habe sich nun unter den Aachener Kirchen der größte Sanierungsstau gebildet, sagte Pfarrer Martin Obrikat. Um die Potentiale des Standorts zu nutzen, wolle man die Vernetzung mit den Nachbarn wie Hauptschule, Kita, Lebenshilfe und Seniorenberatung weiter stärken. Durch eine Neugestaltung solle die Gemeindearbeit im Untergeschoss zusammengezogen werden. Es solle einen barrierefreien Zugang sowie eine neue Begegnungsfläche geben, auch für inklusive Arbeit.
„Dies alles wird eine Menge Geld kosten“, weiß Pfarrer Obrikat. Doch sei die Investition gerechtfertigt, da er immer wieder erlebe, dass solche Orte der Begegnung gebraucht würden. Die Gespräche bei der Visitation über die Vorhaben habe er als sehr konstruktiv und motivierend empfunden. „Für mich war es ein sehr aufbauendes und gewinnbringendes Wochenende“, so Obrikat.
(Text: C. Braun / Kirchenkreis)