Überwältigender Besucherandrang zur Eröffnung der Aachener Genezareth-Kirche

Präses Manfred Rekowski predigte im Festgottesdienst – Einziger Kirchen-Neubau in der Evangelischen Kirche im Rheinland – „Dieser Ort ist mehr als ein wunderschönes Gebäude“

Am Pfingstsonntag, dem „Geburtstag der Kirche“, hat die Evangelische Kirchengemeinde Aachen mit einem Festgottesdienst ihre neue Kirche eröffnet: die Genezareth-Kirche an der Vaalser Straße. Zur Eröffnung hatte die Gemeinde zwar schon mit großem Interesse der Öffentlichkeit gerechnet und deshalb alle verfügbaren Flächen des neuen Gebäudes geöffnet und bestuhlt. Es erschienen aber schließlich so viele Festgäste, dass viele bis zur Eingangstür, in den neuen Café-Bereich hinein und auch im Garten stehend den Gottesdienst mitverfolgen mussten.

Erste Kirchen-Eröffnung von Präses Rekowski

Die Predigt hielt Präses Manfred Rekowski, der oberste Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland. Eine neue Kirche zu eröffnen, sei ein ganz besonderes Ereignis – für die Gemeinde genauso wie für ihn selbst, sagte er. Denn obwohl er bereits seit 25 Jahren kirchenleitende Funktionen wahrnehme, habe er bisher noch nie an der Eröffnung eines neuen Kirchengebäudes teilgenommen. Wie viele der Gäste äußerte auch der Präses sich begeistert über die helle, freundliche und einladende Architektur des Gebäudes: „Es ist wichtig, dass die Menschen hier nicht erst eine schwere, dunkle Kirchentür öffnen müssen, sondern dass man gleich von außen sieht, dass hier viele sympathische Menschen engagiert sind!“, sagte er.

Zenith-Licht erhellt fensterlosen Kirchraum

Die Genezareth-Kirche wurde von der Berliner Architektin Gesine Weinmiller entworfen, die ebenfalls bei der Eröffnung anwesend war. Das Besondere an ihrer Planung: Der große Kirchraum hat zwar keine Fenster, ist aber trotzdem lichtdurchflutet. „Zenith-Licht, das senkrecht von oben kommt, ist siebenmal stärker als Seitenlicht“, erläuterte die Architektin in ihrem Grußwort. „Durch das Licht, das von oben durch Schächte und Oberlichter einfällt, spürt man in diesem Raum ein ‚Atmen‘, das es in einem normalen Raum nicht gibt.“ Eine zweite Besonderheit des neuen Gemeindezentrums ist der Innenhof, um den sich Räume für die Jugend, für eine Kindergruppe und für andere Angebote sowie die große Küche sich gruppieren. Zudem kann ein Außengelände in die Gemeindeaktivitäten einbezogen werden.

"Der Geist von Pfingsten erfüllt dieses Haus"

Die Eröffnung leiteten Pfarrerin Bettina Donath-Kreß und Pfarrer Mario Meyer, die beide von nun an in der neuen Kirche tätig sind. „Dieses Haus ist ein wunderschönes Gebäude – aber es ist noch mehr als das“, sagte Bettina Donath-Kreß. Das Haus sei auch von einem besonderen Geist erfüllt, dem Geist von Pfingsten, „der aus vielen Ichs ein Wir macht, eine Gemeinschaft, eine Kirche.“ Pfarrer Meyer zeichnete in seinem Grußwort die Entstehung der Genezareth-Kirche nach und auch die Herausforderungen, welche die Gemeinde mit dem Bau bewältigen musste – nicht zuletzt in den eigenen Reihen. Modern könne man aber nur sein und bleiben, wenn man sich verändere und bei den Menschen sei, sagte er.

In der modernen, aber einladenden Genezareth-Kirche sei dies wunderbar verwirklicht. Er dankte vor allem den Baukirchmeistern Harald Lange, Karsten Fricke und Heiner Schroth, die den Bau in unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit überhaupt möglich gemacht hatten. „Das Interesse an unserer neuen Kirche ist heute viel größer als erwartet“, sagte Mario Meyer. „Ich hoffe, dass dies nicht nur die Neugier des Anfangs ist, sondern dass viele Menschen die Chance nutzen, sich hier zu beheimaten und noch länger bei uns blieben.“ Der überwältigende Zuspruch zur Eröffnung ermutige ihn und alle Beteiligten in der Gemeinde, jetzt am neuen Ort die Arbeit aufzunehmen.

"Solche Orte braucht unsere Stadt"

Glückwünsche zur Eröffnung überbrachten von der Stadt Aachen die Bürgermeisterin Marianne Conradt und von der Katholischen Kirchengemeinde St. Jakob Pfarrer Andreas Mauritz. Bürgermeisterin Conradt sagte, das neue Kirchengebäude sei ein sichtbares Zeichen der Einladung, sich auf die uralte und doch moderne Botschaft des Evangeliums zu besinnen, ein Zeichen für gelebte Nächstenliebe und praktizierte ökumenische Geschwisterlichkeit. „Solche Orte braucht unsere Stadt.“ Pfarrer Mauritz ging auf den „Traum und Wunsch“ ein, dass Katholiken und Protestanten irgendwann einmal das Abendmahl gemeinsam feiern könnten. „Dies ist auch mein Traum“, sagte er. „Wir fangen hier schon mal damit an, gemeinsam ökumenische Gottesdienste zu feiern“, sagte er. „Ich hoffe, dass wir das andere später dann auch hinbekommen.“

Ein Ort der Erwartung und Verheißung für die Menschen

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff gratulierte der Kirchengemeinde Aachen im Namen des Evangelischen Kirchenkreises Aachen. In einer Zeit der Säkularisierung sei es wichtig und mutig, mit einer sichtbaren neuen Kirche ein Zeichen zu setzen, sagte er. „Nicht triumphal und besitzergreifend, sondern als Ort der Erwartung und Verheißung für die Menschen.“ Denn in der Kirche werde man nicht so empfangen wie anderswo, wo vor allem der Geldbeutel, das Alter und die Leistungsfähigkeit zählten. „Hier zählt etwas Anderes“, sagte Bruckhoff, „nämlich man selbst zu sein und zu Gott zu kommen.“ Die Genezareth-Kirche biete dafür die optimalen Voraussetzungen, nämlich die Gelegenheit Stille zu erleben, aber auch in Gemeinschaft mit anderen zu sein.

Mehr Platz in Küche und Jugendraum

Unter den Festgästen, welche die neue Kirche besichtigten, war allerseits ebenfalls viel Lob für die Gestaltung und die neuen Möglichkeiten zu hören. „Wir haben jetzt viel mehr Platz als vorher in den Jugendräumen und eine direkte Verbindung nach draußen“, sagte zum Beispiel Jugendleiter Vincent Klein. „Wir freuen uns schon darauf, diese tollen Räume zu nutzen!“ Von der Seniorenkochgruppe nahmen Hella Krumbach und Trude Döring direkt die neue große Küche in Augenschein. „Wir sind begeistert“, sagten sie. „Einmal im Monat haben wir in der Arche zusammen gekocht, das wollen wir hier weiter machen. Die Aufteilung hier im Haus ist sehr schön, das Licht ist toll, der Boden federt angenehm, und die Küche riecht noch ganz neu.“

Die Genezareth-Kirche ist eine "Offene Kirche"

Als „Offene Kirche“ soll die Genezareth-Kirche künftig auch an Wochentagen geöffnet sein. Montags, mittwochs und freitags von 11 bis 13 Uhr gibt es zusätzlich den „Genezareth-Treff“. In dieser Zeit laden Ehrenamtliche dazu ein, bei einer Tasse Kaffee oder Tee im Café zu entspannen, zu lesen oder bei Bedarf das Gespräch zu suchen. Auch der „Eine-Welt-Laden“ mit seinem reichhaltigen Angebot an fair gehandelten Waren ist in dieser Zeit geöffnet.  In der ersten Etage des Gemeindezentrums befindet sich nun die „Evangelische Beratungsstelle“ des Diakonischen Werks mit Erziehungs-, Familien-, Paar- und Einzelberatung.

Konfirmationen, Taufen und Musical sind nächste große Ereignisse

Nach der festlichen Eröffnung sind die Zusatzflächen des Kirchraums auch in den nächsten Wochen schon verplant: Am kommenden Wochenende werden in der Kirche Konfirmationen gefeiert, für den Sonntag darauf haben sich vier Familien zur Taufe angemeldet. Danach wird am Freitag, 8., und Sonntag, 10. Juni, das Musical „Genezareth“ aufgeführt. „Wir werden die Größe des Raumes weiter brauchen“, freut sich Pfarrer Meyer in Hinblick auf diese Veranstaltungen. Und auch Presbyterin Sabine Rey sieht der Arbeit in der neuen Kirche freudig entgegen: „Wir wollen dieses tolle Gebäude jetzt mit Leben füllen. Heute war große Eröffnung – die eigentliche Arbeit geht morgen los!“

(Text: Kirchenkreis Aachen / C. Braun)