„Wir dürfen den Traum von Frieden und Freiheit nicht aufgeben“

Protestanten aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden feierten in Eupen den Dreiländertag mit Gottesdienst und buntem Programm

Mit einem mehrsprachigen Gottesdienst in der Eupener Friedenskirche und anschließendem Programm haben Protestanten aus der Euregio am Sonntag einen bunten Dreiländertag gefeiert. Das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch über Länder- und Sprachgrenzen hinweg standen dabei im Mittelpunkt. Der Einladung waren mehr als 80 Teilnehmende gefolgt, vor allem aus Eupen, Vaals, Aachen, Geleen und Gulpen sowie aus dem Kirchenkreis Jülich. Das alle zwei Jahre in jeweils einem anderen Euregio-Land ausgerichtete Treffen stand dieses Mal unter dem Jahresthema Frieden: „make peace not borders – faire la paix et non les frontières – sluit vrede geen grenzen – schließt Frieden und nicht Grenzen“.

Bunte Armbänder und Friedensgruß ausgetauscht

„Wir wollen mit Gottes Hilfe Grenzen überwinden und Frieden schaffen, und wir fangen hier damit an, indem wir gemeinsam das Abendmahl feiern, das Mahl des Friedens, das alle Grenzen überwindet“, sagte Pfarrerin Bärbel Büssow im Gottesdienst, zu dem alle aus dem internationalen Vorbereitungs-Team etwas beigetragen hatten. Besonders gut kam bei den Gottesdienstbesuchern die Idee an, bunte Armbänder zu verteilen, eine Geschichte aus dem vierfarbigen „Viertelland“ erzählen und anschließend alle Anwesenden untereinander die Bänder mit einem Friedensgruß tauschen zu lassen. „Die Idee mit den bunten Bändern kam mir erst etwas einfach vor, wie für den Kindergottesdienst, aber dann fand ich es doch eindrücklich und gut“, sagte zum Beispiel Beate Haupt aus Aachen. „Mich beschäftigt die Friedensfrage sehr, und ich hoffe, dass ich heute mit Menschen aus Belgien und den Niederlanden ins Gespräch kommen kann und sie fragen, ob sie aktuell das Friedensthema auch so stark aufgreifen wie der Kirchenkreis Aachen und die Evangelische Kirche im Rheinland.“

Gefühlvoller Gesang macht Gottesdienst lebendig

Viel Lob erhielten auch Pfarrer Harrie de Reus aus Gulpen, der einen Song von Coldplay im Gottesdienst sang, der Aachener Jugendreferent Axel Büker für Gitarrenbegleitung und Gesang, sowie Beatrice Jongen aus Eupen, die ebenfalls mehrere Lieder von der Orgelempore aus vortrug. Die Orgel spielte Johannes Fleu. Vor der Kirche zeigte außerdem die Junge Kirche (JuKi) Aachen Präsenz: Eine sechsköpfige Gruppe um JuKi-Leiterin Pia Schneider hatte sich zuvor mit den Themen Frieden und Freiheit in Europa beschäftigt und dazu Spanplatten mit buntem Graffiti besprüht. Sarah Emmel und Kim von Kannen stellten das Ergebnis und ihre Gedanken dazu nach dem Gottesdienst vor. „Jeder ist anders, das macht uns so vielfältig, und wir können so viel entdecken und voneinander lernen“, sagte Sarah Emmel. „Aber in Europa werden wieder Rufe laut, neue Grenzen zu schaffen. Wir dürfen unseren Traum von Frieden und Freiheit jetzt nicht auf aufgeben!“

Weitere Aktivitäten könnten Freundschaften pflegen

Nach dem Gottesdienst äußerten sich viele Besucher sehr angetan. „Wir sind zum ersten Mal beim Dreiländertag, und es hat uns super gefallen“, sagte zum Beispiel Angelika Zyfuß aus Düren. „Wir fanden vor allem die Gitarrenmusik gut“, sagten Eva und Mieke aus Vaals. Organisatorin Bärbel Büssow freute sich, dass sich beim gemeinsamen Mittagessen im Pfarrhaus von selbst die Gruppen und Länder mischten und rege Gespräche entstanden. Und auch die Baelener Presbyterin Martina Pieper, welche im Gottesdienst die Schriftlesung übernommen hatte, äußerte sich zufrieden über die Veranstaltung in ihrer Heimatgemeinde: „Ich finde diesen Tag sehr schön und wichtig, weil bei uns in der Kirche immer weniger junge Leute nachkommen. Da sollten die Gläubigen sich vereinen und einen Zusammenhalt schaffen.“ Vielleicht könne man über den selten abgehaltenen Dreiländertag hinaus ja noch weitere euregionale Aktivitäten planen, meinte sie, zum Beispiel einen Wandertag, um sich noch besser kennen zu lernen und Freundschaften zu pflegen.

Einblicke in die bewegte Geschichte Eupens

Zwar keine Wanderung, aber immerhin eine ausgedehnte Stadtführung, wurde am Nachmittag noch - neben Malerei im Gemeindehaus - für alle Interessierten angeboten. In seiner Geschichte gehörte der Ort Eupen - etwas vereinfacht gesagt - bereits zu Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und Belgien. Heute leben hier rund 19.000 deutschsprachige Belgier. Den Gästen erläuterte Stadtführerin Renate Wünsche unter anderem die Farbharmonie der Eupener Tuchmacherhäuser, die Erbauung der evangelischen Friedenskirche unter preußischer Herrschaft Mitte des 19. Jahrhunderts, die Bedeutung der Kapuziner und der Franziskanerinnen für Eupen sowie abschließend mit einem Augenzwinkern auch die belgische Mentalität im Vergleich zur deutschen und französischen: „In Deutschland ist alles verboten, es sei denn, es ist ausdrücklich erlaubt. In Frankreich ist alles erlaubt, es sei denn, es ist ausdrücklich verboten. In Belgien, ist alles erlaubt, auch das, was ausdrücklich verboten ist.“

(Text: C. Braun / Kirchenkreis Aachen)