Premiere im Kirchenkreis: Pfarrer Joswig tauft zwölf Menschen in der Olef

Strahlender Sonnenschein und eisiges Wasser - Peter und Heiko Schäfer feiern zum vierten Mal ihre Heirat - Rund 300 Besucher verfolgen außergewöhnlichen Open-Air-Gottesdienst

„Was für ein Abenteuer“, strahlte Pfarrer Joswig bei dem Gottesdienst, wie es ihn noch nicht in der Eifel gegeben hatte. Herrliches Sommerwetter begleitete am Sonntag in Hellenthal die erste Flusstaufe im Evangelischen Kirchenkreis Aachen. Zwölf Täuflinge und ihre Familien stiegen mit Pfarrer Oliver Joswig in das gerade einmal acht Grad kalte Wasser der Olef, um mit dem kirchlichen Segen in die christliche Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Viele Menschen wollten an dem Erlebnis teilhaben, so dass mit rund 300 Menschen ein eindrucksvoller Rahmen geschaffen wurde.

Taufe Jesu als Vorbild

Vorbild der Taufen in Flüssen und Seen ist die Taufe von Jesus Christus im Jordan. Doch an dieser Stelle kann das christlich geprägte Abendland nicht verbergen, dass das Christentum eigentlich aus dem Orient stammt. Denn während die Wassertemperatur in Galiläa mit Sicherheit zweistellig gewesen sein dürfte, konnte in Hellenthal keine Rede davon sein. Trotz des herrlichen Sonnenscheins, bei dem die Gläubigen während des Gottesdiensts schwitzten, schmerzte das eisige Wasser im „Bach“ nach wenigen Minuten richtiggehend.

Spannende Taufgespräche und zwangsläufige Kneippkur

Doch den Gläubigen war das egal. Besonders die Jugendlichen und Erwachsenen, die getauft wurden, nahmen die Kneippkur, die die Taufzeremonie zwangsläufig begleitete, mit Fassung. Philipp Langlitz nahm die Sache so ernst, dass er sich gleich der Länge nach in das Wasser legte, um sich taufen zu lassen.
„Man muss stark sein“, sagte Joswig in seiner Predigt, die dem Taufsakrament voranging. Spannende Taufgespräche habe er gehabt. Für den Glauben öffentlich einzutreten, sei etwas Besonderes. „Die Taufe ist eine Verbindung, die ewig hält“, fuhr er fort.

Idee kam beim Gottesdienst am Glockenturm

Die Idee, die Taufe in der Olef durchzuführen, sei ihm vor einem Jahr gekommen, berichtete Joswig kurz vor Beginn des Gottesdienstes. Damals sei ihm bei einem Freiluftgottesdienst am Hellenthaler Glockenturm, die Baustelle zur Treppe an die Olef ins Auge gefallen. Berichte über Flusstaufen, wie sie in Köln zum Beispiel durch Pfarrer Matthias Bonhoeffer regelmäßig durchgeführt würden, hätten ihr übriges gegeben. Im Kirchenkreis Aachen habe es das noch nicht gegeben. 

"Ohnehin immer gern am Wasser"

„Als im Januar die Eltern von Jakob Neugebauer zu mir kamen, um ihn zur Taufe anzumelden, habe ich vorgeschlagen, das hier in der Olef zu machen“, erzählte Joswig über die Entstehungsgeschichte. „Und wir haben sofort zugestimmt“, ergänzte Susan Neugebauer, die mit ihrem Mann Christoph bei der Taufe dabei war. Die Taufe im Fluss durchzuführen habe sie überzeugt. „Das kommt der Urtaufe am nächsten“, befand sie. Außerdem seien ihre Kinder ohnehin immer gern am Wasser. „Das passt!“ sagte sie überglücklich nach der Zeremonie.

Zwei Jahre sei Jakob schon alt gewesen, als sie ihn zur Taufe angemeldet hätten. „Die beiden älteren Brüder sind als Babys getauft worden, aber beim dritten fanden wir, er solle es mitbekommen“, erzählte Neugebauer. Die Warterei sei ganz bestimmt für die Eltern schwerer gewesen als für Jakob, gab sie augenzwinkernd zu. „Ich bin froh, dass er endlich aufgenommen worden ist“, sagte sie abschließend.
Als Joswig bekannt gemacht hatte, dass er im Rahmen des Freiluftgottesdienstes für jung und alt eine Taufe in der Olef durchführen werde, meldeten sich immer mehr Menschen an, um an der Zeremonie teilzunehmen. „Das ist eine ganz andere Atmosphäre als in der Kirche“, sagte Michael Teuber, der mit seinen sechs und drei Jahre alten Kindern an der Taufe teilgenommen hatte. „Wir ahnten, dass es nett wird, aber nicht, dass es so schön wird“, freute er sich. Auch sei es beeindruckend, an der Premiere teilgenommen zu haben. 

Gottesdienst für die ganze Familie

Für die kleineren Zuschauer, die bei dem „Gottesdienst für jung und alt“ mit dabei waren, erklärten die Puppen „Kiki“ und „Max“ den Sinnen der Taufe. Spielerisch spannten sie den Bogen von einem Tauchgang in der Olef bis zum Wasserspielplatz, der wenige Meter weiter auf die Kleinen wartete. Gespielt wurden die Puppen von Annette Kruschack-Gehlen und Brigitte Vogel-Joswig.
Im Rahmen des Freiluftgottesdienstes fand eine weitere außergewöhnliche Zeremonie statt. Zum vierten Mal heirateten Peter und Heiko Schäfer. Nachdem sie sich 2014 zuerst „verpartnert“ hatten und im Anschluss den kirchlichen Segen erhalten hatten, gaben sie sich nun noch einmal nach der standesamtlichen Heirat auch im kirchlichen Rahmen das Jawort. Ein paar Tränen der Rührung konnte Peter bei der Zeremonie nicht verbergen.

„Es klingt einfach anders, wenn man sagen kann, dass man verheiratet ist“, begründete Heiko, warum sie sich nun noch einmal das Jawort vor dem Alter der Hellenthaler Gemeinde geben wollten. Beide würden zur Gemeinde stehen und die Gemeinde auch zu ihnen. Deshalb sei es ihnen wichtig gewesen, genau in dieser Hellenthaler Gemeinde Mitglied sein zu können. „Wir sind extra in diese Gemeinde hinübergegangen“, erzählte Heiko.

(Text: Stephan Everling)