Nachhaltiger Ferienspaß in der OT Kullen

Palettenmöbel-Bau, umweltfreundliche Wasserdusche und Bio-Pizza kommen bei Kindern und Jugendlichen gut an - "Bedarfsorientiertes" Betreuungsangebot noch bis 28. August für alle kostenfrei offen

Ein köstlicher Duft von frisch gebackenem Brot zieht vom großen Gemeinschaftsraum der OT Kullen bis zur Eingangstür. Fröhliches Johlen und Quietschen dringt vom Außengelände herein: Die „Wasserdusche“ mit überraschenden Spritz-Attacken ist zur Abkühlung in Betrieb. Einige Kinder, die nicht nassgespritzt werden wollten, sind an einem Tisch mit einem Brettspiel beschäftigt.

In den Sommerferien ist die „Offene Tür Gut-Kullen“ der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen jeden Wochentag für Kinder und Jugendliche geöffnet. Das ist ungewöhnlich, erklärt die Erzieherin und Sozialmanagerin Annette Abt, denn die meisten Offenen Türen und anderen Ferienspielangebote in Aachen finden nur wochenweise oder höchstens in der Hälfte der Sommerferienzeit statt. Und noch etwas unterscheidet die OT Kullen von den meisten Ferienspielen: Statt einer verbindlichen Anmeldung und festen täglichen Betreuungszeiten hat die Leitung sich hier vor drei Jahren dazu entschieden, ein offenes Angebot zu gestalten. Täglich zwischen 13.30 und 19 Uhr können die Kinder und Jugendlichen kommen, wann sie möchten. „Wir arbeiten nämlich bedarfsorientiert“, so Michael Sarasa. Dies gilt auch noch für den Rest der Sommerferien: Wer eine Einverständniserklärung der Eltern mitbringt, kann einfach vorbeikommen und noch bis zum 28. August mitmachen. Und das ist sogar kostenlos.

Spielen, quatschen und gesunde Snacks

Neben dem Betreuungskonzept der Ferienspiele hat sich im Philipp-Neri-Weg seit der Gründung der OT 1984 noch so einiges verändert. Im Gemeinschaftsraum mit eigener Küche und Bar können die Besucher sich nach Belieben mit Erfrischungen und gesunden Snacks versorgen. Im Außengelände können die Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs Jahren bis ins junge Erwachsenenalter sich beim Fußball, Volleyball oder anderen Aktivitäten auspowern. Über den Flur erreicht man außerdem eine Art „Wohnzimmer“, in dem viele vor allem bei der jetzigen Hitzewelle gern einfach chillen, quatschen und Playstation spielen. Sogar einen eigenen Trainingsraum für das OT Fit-Programm und einen Musikraum gibt es, wo Anfänger sich das erste Mal am Schlagzeug oder an der Gitarre erproben können.

Unzählige Beschäftigungsmöglichkeiten - auch bei heißem Wetter

Trotz der unzähligen Beschäftigungsmöglichkeiten sei die Zahl der Gäste in diesem Sommer mit etwa 20 pro Tag allerdings vergleichsweise gering, sagt Annette Abt. „Für unsere Verhältnisse ist es extrem ruhig. Sonst sind etwa 40 bis 60 Kinder pro Tag hier“, berichtet die OT-Mitarbeiterin. „Aber wir haben schon gehört, dass manche Eltern wohl ihren Kindern nicht erlauben, bei dieser Hitze überhaupt die Wohnung zu verlassen. Dabei nehmen wir bei unseren Angeboten auf die Temperaturen natürlich Rücksicht und machen eher ruhigere Sachen.“ Annette Abt arbeitet seit achtzehn Jahren hauptamtlich in der OT Gut Kullen. Obwohl das bei ihr kaum wie Arbeiten aussieht - so sehr blüht sie in der Arbeit mit den Kindern und in im Mitarbeiter-Team auf. Dieses besteht neben ihr aus den zwei weiteren hauptamtlichen Mitarbeitern Michael Sarasa und Ulrich Grande sowie einer Gruppe von ehrenamtlichen und honorarbasierten Kräften. Sie alle sind die kreativen Köpfe hinter dem vielfältigen Programm der OT.

Dort gibt es unter der Woche ein offenes Freizeitangebot mit Namen „Minimax“, sowie einen gesonderten Jungentreff und das Jugendbistro für die älteren Teilnehmer zwischen 15 und 21 Jahren. Aber die Mitarbeiter der OT sind auch Anpacker, Zuhörer und Vorbilder, die sich ihres Bildungsauftrags bewusst sind: „Vor ungefähr zwei Jahren haben wir hier alles auf bio, fair und nachhaltig umgesattelt“, erzählt Abt mit leuchtenden Augen.

Teilnehmer tragen das Konzept der Nachhaltigkeit mit

Dies ist auch der Themenschwerpunkt der diesjährigen Ferienspiele. Er findet schon bei den jüngsten Teilnehmern von sechs Jahren genauso viel Anklang wie bei den Ältesten. Die neunjährige Hanin, von Abt auch liebevoll die „Umweltfachfrau“ genannt, erklärt zum Beispiel während des Essens einer – natürlich vegetarischen - Bio-Pizza stolz den Unterschied zwischen Bio-Milch und Milch von konventionell gehaltenen Kühen. Auch besteht sie darauf, dass die Wasserdusche, mit der die Kinder sich zur Abkühlung nassspritzen, vor den Bäumen im Außengelände gemacht wird, um zugleich die Pflanzen zu bewässern und unnötige Wasserverschwendung zu vermeiden. Außerdem ist die "Dusche" wassersparender als die Befüllung eines Beckens. Diese Art der Sensibilisierung sei ihr „ganz persönliches Steckenpferd“, sagt Annette Abt über sich selbst.

Und offensichtlich tragen die Teilnehmer der OT das Konzept der Nachhaltigkeit inzwischen mit. Mit großer Motivation haben sie in diesem Sommer schon mitgeholfen, aus alten Holzpaletten coole Loungemöbel zu bauen und so Ressourcen wiederzuverwenden. „Die Kinder waren erst erstaunt über die Idee, haben dann aber fleißig mitgeschraubt und sind nun vom Ergebnis begeistert“, freut sich Annette Abt. „Unsere neue schattige Sofa-Ecke mit den Solar-Lampions wird super angenommen.“ Auch ein Hochbeet, ebenfalls aus Paletten, ist in den Ferienspielen daneben schon entstanden. Dort sollen noch Feldsalat und vielleicht Erbsen und Porree wachsen.

Kleiner Öko-Fußabdruck, großer Fußabdruck im Leben

Was die Kinder und Jugendlichen in der OT Kullen machen und gemeinsam geschafft haben, können sie auch ihren Eltern zeigen. Einmal in der Woche, immer am Freitagabend, gibt es das Angebot „Familienzeit“, das Michael Sarasa leitet. In dieser Zeit können Kinder gemeinsam mit ihren Eltern zum Abendessen vorbeikommen. Dies sei zudem eine „Plattform des Austauschs“, bei der die OT auch private Unterstützung leistet, sagt Sarasa. Ob Job- oder Wohnungssuche, Bewerbungen oder Alltags- und Erziehungstipps  – besonders toll sei das Gefühl, manchmal „größere Fußabdrücke“ im Leben der Menschen hinterlassen zu können, erzählt Sarasa mit einem zufriedenen Lächeln.

Umso kleiner jedoch ist der ökologische Fußabdruck des Hauses, und das ist auch ein zentraler Aspekt der Philosophie hinter der evangelischen Jugendeinrichtung. Ein konkretes Ziel streben Annette Abt und das Team bereits an: das Zertifikat als „Faires Jugendhaus“, eine Auszeichnung der Evangelischen Jugend im Rheinland. „Die meisten Standards erfüllen wir schon jetzt“, sagt Annette Abt, „und die bio-fair-nachhaltigen Ferienspiele aktuell sind auch ein Teil davon!“

(Text: Leonie Ndoukoun)