Zur Geschichte der Protestanten im Raum Aachen

Seit 1838 existiert der evangelische Kirchenkreis Aachen ungefähr in den heutigen Grenzen. Die Geschichte der Christen in der Region ist weit älter. Bereits zur Römerzeit entstanden die ersten christlichen Gemeinden im Rheinland und der Eifel. Sie gelangten im 8. Jahrhundert zu einer ersten Blüte.

Auch die Gedanken der Reformation fanden hier früh Zustimmung. Ein erster Hinweis darauf ist, dass der Rat der Stadt Aachen 1534 jeden anderen Glauben als den römischen bei Todesstrafe untersagte. Die Region lag damals im Schnittpunkt zwischen den habsburgischen Niederlanden, in denen bis zur Unabhängigkeit die neue Lehre mit aller Macht unterdrückt wurde und dem reformfreundlichen Herzogtum Jülich. Dazwischen befanden sich kleinere freie Gebiete, wie die Reichsstadt Aachen, die Abteien Burtscheid und Kornelimünster oder die Grafschaft Schleiden. Hier fanden viele aus Glaubensgründen Vertriebene Aufnahme, weil sie durch ihre handwerklichen Fähigkeiten Wohlstand brachten.

Frühe Aufnahme der Reformation

Im Jahr 1550 ist Aachen mehrheitlich protestantisch. Auf 1548 wird der erste lutherische Gottesdienst in Stolberg-Zweifall datiert, 1559 trat der Graf von Schleiden mit seinen Untertanen geschlossen zum lutherischen Glauben über. 1564 gibt es erste Spuren der Reformation in Stolberg, ab 1572 eine reformierte Gemeinde in Lürken im Bereich der heutigen Kirchengemeinde Hoengen-Broichweiden.

Gegenreformation

Zwei Wellen der Gegenreformation 1598 und 1614 zerschlugen die Gemeinden. Evangelische Gottesdienste finden heimlich oder in anderen Gebieten, etwa im niederländischen Vaals statt. Der Westfälische Friede von 1648 beendete den Dreißigjährigen Krieg und führte zu einem Nebeneinander der Konfessionen. Ein Jahr zuvor, 1647, entsteht mit der Vogelsangkirche in der Gemeinde Stolberg die älteste noch existierende evangelische Kirche der Region. 1684 wird in Zweifall eine lutherische Kirche gebaut, 1725 die reformierte Finkenbergkirche in Stolberg. Erst mit dem Toleranzedikt Kaiser Josephs II von 1781 wurde der evangelische Glaube von der verbotenen zur geduldeten Konfession. Es entstehen wieder neue Kirchen, so 1787 in Hellenthal oder 1788 in Schleiden. Erst mit der Franzosenzeit kommt die faktische Gleichberechtigung. Im Juli 1803 erhalten die Evangelischen in Aachen die Annakirche als Gotteshaus zugewiesen.

Die Preußenzeit

Als die Rheinlande nach 1815 preußisch werden, entsteht für die Evangelischen eine neue Situation: Aus Mitgliedern einer presbyterial-synodal geordneten Freiwilligkeitskirche wurden Glieder einer Staatskirche. Als Folge der preußischen Religionspolitik schließen sich die reformierten und lutherischen Gemeinden ab 1817 nach und nach zu „Evangelischen Gemeinden“ zusammen, als letzte 1866 die Gemeinden in Stolberg.

Der wirtschaftliche Aufschwung durch den Bergbau führt ab Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere im Norden Aachens zu einem Zustrom vieler Menschen - und damit zum Anwachsen und zur Neugründung von Gemeinden. Nach dem zweiten Weltkrieg steigt die Zahl der Evangelischen durch die Ansiedlung von Flüchtlingen nochmals deutlich an. Sie bilden aber überall eine Minderheit. Am Beginn des 3. Jahrtausends leben etwa 80.000 Protestanten im Kirchenkreis.