Würdevoller Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der Stadtkirche Monschau

Viele Geschichten ließen sich erzählen rund um die Renovierung und Wiedereröffnung der evangelischen Kirche in Monschau. Aus Denkmalschutzsicht handelt es sich bei der Hallenkirche aus dem späten 18. Jahrhundert mit ihrem reinen Louis-Seize-Stil (Übergang von Rokoko zu Klassizismus) um ein Denkmal von nationaler Bedeutung, für das natürlich besondere Auflagen gelten. Für die Stadt Monschau ist sie ein Kristallisationspunkt der erfolgreichen Wirtschaftsgeschichte der Stadt, die von eingewanderten protestantischen Tuchmachern gemacht wurde. Für die Kirchengemeinde selbst ist der helle, lichte Bau im Herzen der Monschauer Altstadt Heimat und Identitätsstifter.  
Jeder Handwerker aus der Region, der in den vergangen neun Jahren an der aufwändigen Sanierung mitgearbeitet hat, könnte dazu seine eigene Geschichte erzählen; jedes Mitglied des Presbyteriums könnte davon berichten, wie viel Kraft und auch unkonventionelle Ideen es gekostet hat, die nötigen Gelder für die Instandsetzung zu beschaffen: Neben Spendengeldern in Höhe von rund 250.000 Euro wurden Fördergelder vom Bund, von der Städteregion, von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Evangelischen Kirche in Deutschland ergattert.

Mit Leidenschaft und Energie

Doch durch alle diese Geschichten würde sich als roter Faden eine Figur ziehen, die zentral für die erfolgreiche Sanierung und ebenso zentral für den „Festgottesdienst anlässlich der Wiedereröffnung, Namensgebung und Transformation der Evangelischen Stadtkirche Monschau am 23. August“ ist: Pfarrer Jens-Peter Bentzin. Seine Leidenschaft und Einsatz für die Kirchensanierung, untrennbar verbunden mit der Vision einer offenen Gemeinde, die in Kirche und Stadt eine aktive Rolle spielen soll, war in jeder Minute des rund zweistündigen Festgottesdienstes spürbar. So vielschichtig die Pläne der Evangelischen Kirchengemeinde Monschauer Land mit dem Kirchenraum und dem angrenzenden Gemeindehaus sind, so facettenreich war auch der Gottesdienst gestaltet: Neu und alt, modern und traditionell, nach innen gerichtet und nach außen wirkend, kritisch und hoffnungsfroh, stolz und demütig – das alles war für die rund 300 Besucher während der Veranstaltung spürbar.

Der musikalische Rahmen

Beginnen wir bei der Musik: Der Posaunenchor Roetgen unter Leitung von Dr. Helmut Bechtel, unterstützt vom Posaunenchor Hoengen-Broichweiden, eröffnete mit einer pompösen Fanfare zum Einzug von Taufschale, Abendmahlsgeschirr und Bibel den Festakt und begleitete auch die Gemeinde beim Gesang im Wechsel mit Christoph Goffart an der Orgel. Die beiden evangelischen Kirchenchöre aus Monschau und Roetgen harmonierten ausgesprochen gut und wurden bei zwei Stücken sogar noch vom katholischen Kirchenchor Monschau ergänzt und begeisterten als Ökumenischer Chor . Leiterin Ingeborg Gäb führte das rund 50-köpfige Ensemble sicher – auch durch die heimliche englische Hymne „Jerusalem“, deren Text auf „Monschau’s mountains green“ abgeändert wurde. Von der rund 10-köpfigen Jugendband aus Lammersdorf war eine Abordnung da, die unter Leitung von Pfarrer Volker Böhm am E-Piano mit E-Gitarren und Cajón (Kistentrommel) zeitgenössische Lieder begleitete: „Wagt Euch zu den Ufern, stellt Euch gegen den Strom!“ war Ermutigung und Ermunterung zugleich.

Anspruchsvolle Predigt von Superintendent Bruckhoff

Durch die Liturgie führten neben Pfarrer Bentzin seine Kollegen Wolfgang Köhne und Volker Böhm sowie Prädikant Burkhard Herpers; die Predigt hielt der Superintendent des Kirchenkreises Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff.  Zentral hoch über den Köpfen der Festgemeinde an der Frontseite des Kirchenraumes spannte er in einer anspruchsvollen Predigt den Bogen von der Desolidarisierung der heutigen Gesellschaft, in der jeder für sein Glück allein verantwortlich gemacht wird (wie tröstend jedoch für Christen, Gott an ihrer Seite zu wissen), über die Frage, was wir eigentlich an dieser Kirche feiern (denn für Protestanten ist Gott – auch und gerade – außerhalb der Gebäudemauern anwesend) bis hin zu Dietrich Bonhoeffers Feststellung von 1934, dass Sicherheit häufig mit Frieden verwechselt würde, aber das Gegenteil sei. „Lasst uns aus falschen Sicherheiten und Schneckenhäusern ausbrechen und Frieden wagen, dieses heiligste Gebot Gottes“, gab Bruckhoff den Zuhörern mit auf den Weg und leitete damit über zu Transformationsgeste und Namensgebung: „In der Mitte Evangelisch“ soll Definition und Auftrag für die Kirchengemeinde sein, den neu gestalteten Kirchenraum mit dem neuen Namen Evangelische Stadtkirche Monschau zu nutzen, um nicht nur Gottesdienste dort zu feiern, sondern alle Menschen einzuladen, diesen Ort als Refugium , als Zufluchtsort zu nutzen. Ob bei einem Konzert oder im stillen Gebet, ob in Gemeinschaft oder als Einzelner.

Fröhlicher Ausklang

Gemeinschaftlich beendeten dann die Feiergäste an diesem Abend die Wiedereröffnung beim anschlie-ßenden Sektempfang, bei dem nicht nur Städteregionsrat Helmut Etschenberg und Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter ein kurzes Grußwort sprachen, sondern auch die Bennert GmbH, Betrieb für Bauwerkssicherung einen Scheck über Handwerkerleistungen in Höhe von 1000 Euro überreichte, und Pfarrer Christoph Ude im Namen des Presbyteriums des  Nachbarn Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal sogar 4.000 Euro spendete.

Links:

Weitere Fotos und Dokumentation der Bau-Fortschritte letzten Wochen: https://www.facebook.com/stadtkirchemonschau

Webseite der Kirchengemeinde: www.monschauer-land.de