Evangelischer Kirchenkreis Aachen spricht sich ausdrücklich für die Weiterführung des "Café Zuflucht" aus

Superintendent Bruckhoff äußert Unverständnis über das Vorgehen der Landesregierung

Der Aachener Flüchtlingsberatungsstelle „Café Zuflucht“ droht zu Ende Juni die Schließung, wenn die bisher üblichen Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Aachen nicht bewilligt werden. Der Evangelische Kirchenkreis Aachen sieht dies sehr kritisch und spricht sich ausdrücklich für die Bewilligung der Mittel aus.

Denn das deutsche Rechtssystem kennt verschiedene Grundprinzipien. Eins davon heißt: Im Zweifel für den Angeklagten. Ein anderes besagt, dass keine Vorverurteilungen statthaft sind. Gleiches gilt für eine kollektive Verurteilung einer Gruppe aufgrund der Tat eines Einzelnen.

Der Kirchenkreis Aachen sieht mit Sorge, dass alle diese Prinzipien anscheinend im Fall des Café Zuflucht missachtet werden. Mit Hinweis auf das Ermittlungsverfahren gegen einen Mitarbeitenden werden notwendige Zuschüsse zum Betrieb des Cafés von Seiten der Kommunal- und Landespolitik zurückgehalten. Dabei hat das Café seit mehr als 25 Jahren in Aachen eine hervorragende Arbeit geleistet. Allein im vergangenen Jahr wurden über 1000 minderjährige Menschen auf der Flucht von ihm betreut. Dazu kommen viele Hilfesuchende Tag für Tag.

Sicher haben die derzeit laufenden Ermittlungen Misstrauen geweckt. Sowohl die Öffentlichkeit, die Politik als auch das Team des Café Zuflucht sind daher an einer lückenlosen Aufklärung interessiert. Das gilt auch für den Evangelischen Kirchenkreis Aachen. Allerdings gebieten es unsere Rechtsgrundsätze, dass dies mit der nötigen Sorgfalt geschieht. Daher kann sich dieses Verfahren noch Monate oder Jahre hinziehen. Die Aussetzung der öffentlichen Förderung bis zu einer gerichtlichen Entscheidung führt aber nun zur Zerstörung von Hilfssystemen, die sich in der Vergangenheit bewährt haben.

Der Kirchenkreis Aachen bittet daher alle politischen Verantwortlichen in Stadt und Land, ihre Haltung zu überdenken. Eine Stadt, die viel Wert auf ihre Weltoffenheit legt, zeigt ihre Haltung am deutlichsten, wenn sie sich der Schwachen und Bedürftigen annimmt. Politiker, die sich in ihrer Jugend oder sogar noch heute in christlichen Kirchen engagieren, können nicht an dieser Stelle eine Entscheidung treffen, die gegen alle Grundsätze von Recht und Glauben verstößt.

Superintendent Bruckhoff im Interview

In einem Beitrag in der WDR-Lokalzeit Aachen äußerte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff seine Meinung und die Position des Kirchenkreises auch in einem kurzen Statement. Er verwies auch dort auf die Prinzipien des deutschen Rechtsstaates und sagte, er könne nicht nachvollziehen, warum ein ganzer Verein, der gute Arbeit leiste, vor das Aus gesetzt werde, wenn selbst die ermittelnde Staatsanwaltschaft betone, dass nur das Verhalten eines Einzelnen untersucht werde und nicht das Agieren der Beratungsstelle. Den Beitrag können Sie ansehen unter: <link https: www1.wdr.de mediathek video sendungen lokalzeit-aachen video-lokalzeit-aus-aachen-2072.html>www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-aachen/video-lokalzeit-aus-aachen-2072.html (Lokalzeit vom 11.06.2018, 7 Tage lang online verfügbar)