Woher hat der Osterhase die Ostereier?
Und was hat der Osterhase mit dem christlichen Fest der Auferstehung Jesu zu tun?
Mit diesen schlichten Fragen können Sie auch einen gestandenen Brauchtumsforscher in Verlegenheit bringen.
Natürlich – Hasen hatten immer schon eine symbolische Bedeutung: etwa im Blick auf ihre Fruchtbarkeit („sich vermehren wie die Karnickel“).
Und auch die Eier sind ein Fruchtbarkeits- und Lebenssymbol schlechthin: hinter der harten, leblos scheinenden Eierschale wartet schon ein neues Leben darauf, geboren zu werden.
Aber wie gesagt – wie nun der Osterhase (übrigens erst seit dem 17. Jahrhundert) zu seinen Eiern kommt: Genaues weiß man nicht. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass in früheren Zeiten vor Ostern die Pacht für landwirtschaftliche Flächen auch mit Eiern und Hasen bezahlt wurden – die dann umgehend zu wohlschmeckenden Osterspeisen verarbeitet wurden.
Österliche Aufbruchstimmung ist für die Christen mehr als Frühlingsgefühle und Optimismus
Klar ist nur eines: Ostereier und Osterhase sind Frühlingsboten – sie spiegeln die Aufbruchstimmung, die alle Winterschwere hinter sich lassen will.
Aufbruchsstimmung – das ist auch das Grundmotiv des christlichen Osterfestes, und seines alttestamentlichen Vorbildes, des jüdischen Pessah-Festes.
Aufbruchstimmung: das jüdische Pessah-Fest erinnert an die Anfänge des Volkes Israel, an den Auszug aus der Sklaverei in Ägypten.
Aufbruchstimmung: das christliche Osterfest erinnert an die Botschaft Jesu: „Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen“ – eine Botschaft, die in der Auferstehung Jesu sogar die Macht des Todes überwindet.
Aber die österliche Aufbruchstimmung ist für die Christen mehr als Frühlingsgefühle und Optimismus. Wer den Winter, das Alte und Erstarrte hinter sich lassen will, muss dafür Platz schaffen. Viele Menschen scheinen das übrigens auch spontan zu spüren, wenn sie im Frühjahr den großen Hausputz veranstalten und neue Diäten gegen den Winterspeck ausprobieren.
Gott nimmt das Alte und eröffnet neue Horizonte
Das Alte, Erstarrte hinter sich lassen – für die Christen sind diese Stichworte verbunden mit der Erinnerung an die Passion (das Leiden) Jesu bis zu seiner Kreuzigung. Nicht, weil die Christen Freude hätten am Leiden, sondern weil das Kreuz Jesu für sie bedeutet: Gott nimmt das Alte, Erstarrte, die „Sünde“ weg aus meinem Leben – und öffnet mir neue Horizonte.
Diese österliche Erkenntnis freilich braucht Zeit. Die meisten Ostergeschichten der Bibel erzählen davon, dass die Jüngerinnen und Jünger Jesus gar nicht erkennen, als er nach seinem Tod am Kreuz als Auferstandener erscheint, dass sie ihn zuerst sogar für einen Albtraum oder ein Gespenst halten – und erst allmählich entdecken, dass das Alte, der Albtraum wirklich vorbei ist. Das Neue versteckt sich im Alten, will gesucht und entdeckt werden – so wie die Ostereier am Ostermorgen. In diesem Sinne: gesegnete Ostern!
(Text: Ulrich Holste-Helmer)