Deutsch-Brasilianischer Abend als Höhepunkt des GAW-Jahresfests

 

Deutsche und Brasilianer feiern mit Capoeira und Quibe – Gesprächskreise über lutherische Kirche in Brasilien – Superintendent spricht sich gegen neoliberale Ausbeutung der Naturschätze Brasiliens aus

Unter dem – nicht ganz ernst gemeinten – Motto „Können Protestanten Samba tanzen?“ feierten Besucher aus dem ganzen Evangelischen Kirchenkreis Aachen am Samstag gemeinsam mit Gästen aus Brasilien den Höhepunkt des GAW-Jahresfests. In der Christuskirche in Aachen-Haaren hatten die beiden Synodalbeauftragten des GAW Aachen, Pfarrer Christoph Cäsar und Pfarrer Hans-Christian Johnsen, ein buntes Programm organisiert, das mit Musik und Tänzen, kulinarischen Köstlichkeiten und interessanten Gesprächen nichts zu wünschen übrig ließ.

Drei Tage lang volles Programm für die Gäste aus Brasilien

Das diesjährige Jahresfest des Gustav-Adolf-Werks (GAW) der Evangelischen Kirche im Rheinland hatte schon am Freitag mit einer Andacht in der Aachener Annakirche und einem Rundgang durch die Altstadt begonnen. Weitere Programmpunkte für die brasilianischen Gäste waren am Samstag eine Besichtigung des Aachener Doms und ein Empfang bei Oberbürgermeister Marcel Philipp im Rathaus. Am Sonntag predigten die Gäste in verschiedenen Kirchen im Kirchenkreis, nahmen am Gemeindefest in Brand teil und besichtigten die Stolberger Altstadt.

Eigens für das Fest aus Brasilien angereist war Martin Volkmann, der neue Geschäftsführer des GAW in Brasilien. Die brasilianischen Pfarrer Geraldo Grützmann, Mauro Schwalm und Milton Jandrey befinden sich zurzeit über das GAW in mehrjährigen Austauschstationen in ganz Deutschland. Zurzeit zählt die Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) etwas mehr als 700.000 Mitglieder, vor allem im Süden des Landes. „Die protestantische Kirche ist zwar durch deutsche Auswanderer nach Brasilien gekommen, und wir haben immer noch deutsche Nachnamen“, sagte Volkmann. „Aber heute ist es eine brasilianische Kirche und wir sind und fühlen uns als Brasilianer.“

GAW Brasilien unterstützt Bürgerrechtsarbeit der indigenen Völker

In den Gesprächskreisen beim deutsch-brasilianischen Abend erläuterten die Gäste unter anderem die Arbeit des GAW, dort „Obra Gustavo Adolfo da Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil“ (OGA), die geschichtliche Entwicklung der lutherischen Kirche in Brasilien und berichteten von neuen Formen der missionarischen Arbeit mit indigenen Völkern. So seien Schwerpunkte in der Arbeit mit den Deni-Indianern im Amazonas-Gebiet deren Ausbildung, Bürgerrechtsarbeit, die es ihnen ermöglicht, gegen die Ausbeutung der Urwälder vorzugehen, und die Bewahrung und Nutzung ihres Wissens über die Heilkunde mit Kräutern und Pflanzen.

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff sagte im Rahmen des Festes, er begrüße es, dass die lutherische Kirche in Brasilien heute Respekt vor der Kultur der indigenen Völker zeige und auf Augenhöhe mit ihnen zusammenarbeite. Nun sei es aber auch an der Kirche des Nordens, die Zerstörung der Schöpfung in Ländern wie Brasilien zu verurteilen und als Christen klar die wirtschaftlichen Folgen von Neoliberalismus und Globalisierung als Sünde zu bezeichnen.

"Creme Josefina" und brasilianische Käsebrötchen

Einen Eindruck von der Kultur Lateinamerikas bekamen die Festgäste aber nicht nur in den Gesprächskreisen, sondern auch durch die Auftritte des Aachener Capoeira-Vereins und der lateinamerikanischen Tanzgruppe "Herencia Latina". Neusa Hoffmann und Elsa Cäsar, beide in Deutschland lebende Brasilianerinnen, hatten schon seit Tagen ein Festbuffet vorbereitet, für das sie manche Zutaten sogar in Brasilien gekauft hatten. Als besonders begehrt stellten sich die brasilianischen Käsebrötchen aus Tapiokamehl, Quibe, ein Gericht aus einer Art Hirsegrieß mit Hackfleisch, und der Nachtisch "Creme Josefina", ein Pudding aus Kondensmilch, Rahm und Kokos, heraus.

Kein Samba in Rio Grande do Sul

Nur wer auf dem Fest auch herausfinden wollte, ob Protestanten wohl Samba tanzen können, wurde enttäuscht. Denn im südbrasilianischen Bundesland Rio Grande do Sul, in dem die meisten Protestanten leben, wird anders als in Rio de Janeiro kaum Samba getanzt. In dem europäisch geprägten Gebiet erfreuen sich polka-ähnliche Volkstänze größerer Beliebtheit.

 

[Link zum Gustav-Adolf-Werk Rheinland]

[Brasilien: Frieden in Gottes Schöpfung - Jahresthema 2011]