Vom Gefängnis übers Möbelhaus zum Gemeindezentrum

Betreutes Wohnen und Gemeinderäume am Pfingstsonntag in Gemünd eröffnet

Vorn die Fußgängerzone mit Bäcker, Metzger und Eiscafé in unmittelbarer Nähe, nach hinten die rauschende Urft – so zentral und gleichzeitig idyllisch liegt das neue Gemeindezentrum der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal in Gemünd. Und so hörten die Festgäste in den hellen, einladenden Räumen zur Eröffnung am Pfingstsonntag auch immer wieder den einen Satz: „Die Lage könnte einfach nicht besser sein!“

Neuer Name soll sich einprägen: Das "Haus am Wehr"

In dem Gebäude an der Dreiborner Straße in der Stadtmitte von Gemünd sind nun 14 Wohnungen des Betreuten Wohnens der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd untergebracht. Im Erdgeschoss befinden sich ein Büro, ein Ladenlokal, in dem es unter anderem fair gehandelte Waren und Bücher gibt, sowie der Gemeinderaum. Als Hausherr ging Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Altenheim Gemünd und stellvertretender Presbyteriumsvorsitzender, in seiner Begrüßungsrede auf die wechselvolle Geschichte des jetzt umgebauten Hauses ein. „Wir werden wohl noch einige Zeit brauchen, bis das vorher hier ansässige ‚Möbelhaus May‘ aus den Köpfen verschwunden ist“, sagte Duisberg. Und einige wüssten vielleicht auch, dass sich früher in dem Gebäude das Gefängnis von Gemünd befunden habe. Nun aber solle das Haus mit seiner neuen Bestimmung auch einen neuen Namen erhalten, der in Zusammenarbeit mit den neuen Mietern gefunden worden sei: das „Haus am Wehr“.

Lebendige Gemeinde füllt Haus mit Leben

Hans-Peter Bruckhoff, Superintendent des Kirchenkreises Aachen und zurzeit dienstältester Pfarrer der Kirchengemeinde, erinnerte in seinem Grußwort an das alte evangelische Schulgebäude von Gemünd, das im Zuge des Ortswechsels der Gemeinderäume von der Alten Bahnhofstraße in die Dreiborner Straße abgerissen wurde. So wie es im Petrusbrief heiße, „Kommt zu Christus, dem lebendigen Stein“ und „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen“ , so falle es weniger schwer, ein Gebäude loszulassen, wenn die Menschen der Kirchengemeinde den Weg mitgingen und das neue Gebäude mit Leben füllten.

Vorbild für weitere Gemeinden

Dass das Gemünder Modell ein Vorbild für weitere Gemeinden sein könnte, betonte Martin Großmann, Mitglied des Kreissynodalvorstands des Kirchenkreises und Synodalbeauftragter für die Diakonie. „In dieser Kirchengemeinde können wir sehen, wie sich aus einem Ende etwas Neues und Wichtiges entwickelt, wie in der Pfingstgeschichte“, sagte Großmann. „Es stimmt mich fröhlich zu sehen, dass die Gemünder sich von Schwierigkeiten nicht haben abhalten lassen, sondern den Mut hatten, einen neuen Weg zu gehen.“

Einladende Räume in der Mitte der Gemeinde

Nach dem Verkauf des alten Gemeindehauses und dem Abriss des nicht mehr genutzten ehemaligen Schulgebäudes und Jugendheims ist die Kirchengemeinde nun Untermieter im Haus der Stiftung. Durch diese Lösung spart die Gemeinde Kosten ein und rückt gleichzeitig mit den ansprechenden Räumen noch mehr in die Mitte der Gemeinde. In der Dreiborner Straße treffen sich jetzt die Frauenhilfe und die Konfirmanden, das Presbyterium und das „Netzwerk an Urft und Olef“. Für die Zukunft sind dort außerdem kulturelle Veranstaltungen, zum Beispiel Lesungen, geplant.

 

Zeitungsartikel über die Einweihung des "Hauses am Wehr" in der Kölnischen Rundschau, 14.06.2011 (PDF)