Einmal selbst an der Kirchturmspitze wackeln

Sanierung des Turms der Dreifaltigkeitskirche im Zeitplan – Bauausschuss besichtigt Arbeiten vor Ort - Dachdecker verschalen zurzeit den Turmhelm neu

Es ist ein Ort, an den nur wenige Menschen je gelangt sind. „Achtung, bitte passen Sie auf, wo Sie hintreten!“, warnt Bautechniker Markus Plum. Denn sehr steil und sehr tief geht es hinunter, vom Gerüst um den Kirchturm der Dreifaltigkeitskirche bis zum Bürgersteig Ecke Herzogstraße/Zollernstraße. Doch davon lassen sich die Mitglieder des Bauausschusses der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen nicht abschrecken. „Wer hat schon die Gelegenheit, einmal selbst an der Kirchturmspitze zu wackeln?“, scherzt der Finanzkirchmeister Manfred Ziemann. Nun können sie die „Kreuzblume“, den verzierten Abschluss der Spitze, ganz aus der Nähe betrachten.

Sanierungskosten voraussichtlich 820.000 Euro

Seit März ist der Turm der Dreifaltigkeitskirche eingerüstet, da Turmhelm und Turmspitze neu eingedeckt werden und die Natursteine am Turmschaft saniert werden müssen. Vom Fortgang der Arbeiten, die bis Weihnachten beendet sein sollen, konnte sich der Bauausschuss am Dienstag bei strahlendem Sommerwetter selbst überzeugen. Im Sommer 2010 war bei einer Kontrolle des Turms sichtbar geworden, dass die Bitumenschindeln auf dem Turmdach, noch die Noteindeckung nach der Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg, dringend erneuert werden mussten. Auch das Stahlfachwerk im Inneren des Turms musste saniert werden, ebenso wie die Naturstein-Verblendung des Turms, die teils gedroht hätte abzustürzen. „Wir rechnen nun mit Sanierungskosten von 820.000 Euro“, sagt Markus Plum von der Bauabteilung der Evangelischen Kirchengemeinde. „Allein die Kosten des Gerüsts liegen bei fast 200.000 Euro.“

Ein hochwertiges Kupferdach wird auf der neuen Holzverschalung angebracht

Inzwischen ist das Stahlfachwerk entrostet, ausgebessert und mit einem dreifachen Schutzanstrich versehen. Dachdecker sind nun dabei, eine Holzverschalung herzustellen, auf der die neue Dacheindeckung aus Kupfer angebracht werden soll. „Die Kirche ist im Aachener Stadtbild prägend“, sagt Architekt Gregor Dewey, der das Projekt leitet. „Da ist es angemessen, dass sie jetzt ein hochwertiges Kupferdach bekommt.“

"Bei alten Gebäuden erlebt man immer wieder Überraschungen"

Den Besuchern der Baustelle zeigt Dewey danach noch das einen Meter starke Mauerwerk des Turms aus Ziegelsteinen und die Fugenarbeiten an den davor liegenden Sandsteinen aus der Herzogenrather Gegend. Er erläutert den historistischen Stil des Gebäudes mit blockartigen Eckquadern, die der Kirche den Charakter einer Burg verleihen. Auch Neubauprojekte betreue sein Architekturbüro, sagt Dewey, „doch das Schönste ist es, an der alten Substanz zu arbeiten.“ Mit der Turmsanierung sind die Steinmetze und Dachdecker derzeit ganz im Plan, obwohl die Arbeiten an beiden Turmgiebeln viel umfangreicher sind als ursprünglich angenommen. „Bei so alten Gebäuden erlebt man eben immer wieder Überraschungen“, meint Dewey. So gab es über die Erbauung und den Wiederaufbau nach der Beschädigung im Krieg keinerlei Dokumentation. Die erstellt das Architekturbüro jetzt neu. Denn dann weiß der Nächste, der vielleicht erst in fünfzig Jahren wieder die Gelegenheit hat, dort oben an der Kirchturmspitze zu wackeln, von vornherein, dass diese genau 62,37 Meter hoch ist.

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