Gottesdienstbesucher teilen miteinander Weintrauben als Symbol der Schöpfung

Christliche Kirchen feiern in der Annakirche erstmals den "Tag der Schöpfung" mit einem ökumenischen Gottesdienst - Pfarrer Drack erinnert an Verantwortung zur Bewahrung der Schöpfung


Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Annakirche haben Vertreter des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) Aachen am Donnerstagabend in der Annakirche erstmals den „Tag der Schöpfung“ gefeiert. „Die Anregung, im Kirchenjahr einen Tag für die Schöpfung einzuführen, verdankt die Ökumene der Orthodoxen Kirche. 1989 ist der Schöpfungstag vom damaligen Ökumenischen Patriarchen, Dimitrios I., in den liturgischen Kalender der Kirche von Konstantinopel eingefügt worden“, erklärte Karl-Peter Küpper, Vorsitzender des ACK.

Gott für Schöpfung danken und für ihre Bewahrung beten

Der Patriarch habe damals die ganze orthodoxe und christliche Welt eingeladen, jeweils am 1. September zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung. Auf dem Kirchentag in München im vergangenen Jahr wurde der Tag der Schöpfung schließlich feierlich proklamiert, er findet fortan an einem Datum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober, dem Fest von Franz von Assisi, statt. „Wir wollen heute Gott für seine Schöpfung danken, für die Bewahrung beten und uns selbst bereit machen“, sagte Küpper. Von der Evangelischen Kirchengemeinde zelebrierte Pfarrer Armin Drack den Gottesdienst mit; ebenfalls anwesend waren Birgit Schindler, Leiterin der Vineyard-Gemeinde Aachen, sowie Mechthild Schade von der Alt-Katholischen Gemeinde, Pfarrer Nikodemus Totkas von der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde und und Hanns-Helge Janssen von den Baptisten.

Lobpreis auf den Schöpfer

Während am Altar die Kerzen entzündet wurden, erklang der Lobpreis auf den Schöpfer: „Du hast Wasser und Land geformt, die Gestirne geschaffen, Luft und Meer mit Leben gefüllt, die Tiere erdacht und den Menschen zu Deinem Ebenbild geschaffen.“ Als Symbol für Gottes Schöpfung wurden im Anschluss Weintrauben gesegnet und miteinander geteilt. „So können wir von der Liebe Gottes nicht nur etwas hören, sondern sie auch schmecken“, erklärte Schindler.

Mit dem guten Geschmack der Weintrauben die Schöpfung wertschätzen

„Es geht heute nicht um uns selbst, sondern um Gott und dessen Schöpfung, die wir sind und, die wir feiern wollen. Mit dem guten Geschmack der Weintrauben auf den Lippen wollen wir sie wertschätzen“, sagte Pfarrer Drack in seiner Predigt. „Wir tragen die Verantwortung, diese Schöpfung mit Verstand zu bewahren. Gott hat allen sein Maß gesetzt. Wir müssen die Grenzen einhalten, die Gott gegen das Chaos gesetzt hat“, betonte Drack.

Sich nicht mit menschlicher Technik gegen die Schöpfung stellen

Grenzenlosigkeit und menschliche Allmacht seien gegen den Willen des Schöpfers. „Aber ein Restrisiko bleibt“, sagte Drack mit Blick auf die Atomenergie, die Katastrophe von Fukushima, die Präimplantationsdiagnostik und die Gentechnik. „Die Frage die wir uns stellen müssen, ist, ob wir die Folgen unseres Handelns absehen und verantworten können“, stellte Drack heraus. Wir seien Teil der Schöpfung und würden uns mit unserer Technik gegen sie wehren. „Wir richten uns gegen die Vergänglichkeit, die Endlichkeit und den Tod. Aber letztendlich sind wir nur Geschöpfe Gottes“, sagte Drack. Auch Leid und Vergänglichkeit hätten ihren Sinn, denn Gott teile das alles mit uns.

„Wir müssen Wert und Geheimnis der Schöpfung verstehen. Muss es erst zu einem Kollaps der Schöpfung kommen, damit die Menschen verstehen, dass sie ein Teil davon sind und verantwortlich sind für ihr Tun?“, mahnte Drack, dass der Fortschritt der Wissenschaft und der Technik verantwortlich gebraucht werden muss, wenn wir die Erde nicht zerstören wollen. Im Anschluss an die Messe luden die Organisatoren die Gottesdienstbesucher zu einem Beisammensein im Haus der Evangelischen Kirche an der Frère-Roger-Straße ein.    Text und Bilder: Nina Krüsmann