225 Jahre Glaube und Gemeinschaft

Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal feiert 225-jähriges Bestehen der Kirche Kirschseiffen-Hellenthal – „Das Beten ist der rote Faden“ – Abwechslungsreiches Programm beim Jubiläumsfest

Wie viele Menschen in dieser Kirche schon gebetet und gesungen haben, aber auch gezweifelt und geweint, gelacht und gefeiert, wie viel Kraft und Trost hier gespendet wurden, daran erinnerte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff am Sonntag in seiner Predigt beim Festgottesdienst in der Evangelischen Kirche Kirschseiffen-Hellenthal. „‘Bethaus‘ ist auch heute noch ein schöner und treffender Name“, sagte Bruckhoff in Hinblick darauf, dass das Gebäude am 1787 noch ohne Turm und Glocken als Haus für die Gottesdienste der evangelischen Gemeinde eingeweiht wurde, aber nicht architektonisch als Kirche erkennbar war und sich auch nicht so nennen durfte. „Das Beten zu Gott ist es, das sich über die 225 Jahre wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht“, so der Superintendent des Kirchenkreises Aachen, der auch Pfarrer in der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal ist. „Denken wir heute also an unsere Mütter und Väter im Glauben und daran, wie viel Gemeinschaft hier gelebt wurde.“

Erster Gottesdienst schon vor der Fertigstellung

In Kirschseiffen war den Protestanten der Bau einer Kirche untersagt gewesen bis der in Wien regierende Habsburger Kaiser Josef II. im Jahr 1781 ein Toleranzedikt erließ, das Religionsfreiheit gewährte und damit auch den Bau von "Bethäusern" und Schulen zuließ. Die Grundsteinlegung für die heutige Kirche fand 1786 statt, und schon im gleichen Sommer wurde dort der erste Gottesdienst gefeiert, obwohl das Gebäude noch kein Dach hatte. Nach einer Bauzeit von einem Jahr wurde das Haus seiner Bestimmung übergeben, mit einem Festgottesdienst am Vor- und einem am Nachmittag des 22. April 1787. Evangelische Familien aus Blumenthal, Kirschseiffen und Hellenthal, insgesamt 425 Seelen, bildeten damals die Gemeinde. Die Familiennamen der ersten im Bethaus konfirmierten Kinder sind auch heute noch im Ort anzutreffen: Balter, Hörnchen und Thoß zum Beispiel.

Interessante Festschrift gibt einen Überblick über die Entwicklung der Gemeinde

Die ganze Geschichte der Gemeinde, vom Bau des Bethauses bis heute, vom Bau eines Glockenturmes und der Geschichte der Glocken, von der Dorfschule und ihren Lehrern, dem Wirken aller Pfarrer der Gemeindegeschichte bis hin zu den Gruppen und Kreisen der heutigen Zeit haben Dieter Dedecke, Pfarrer Christoph Ude und viele Helferinnen und Helfer nun in einer spannend zu lesenden Festschrift mit vielen alten Dokumenten und Fotos herausgegeben. Viel Geschichtliches hatte die Gemeinde auch am Sonntag zum Jubiläumsfest zusammengestellt, darunter eine Ausstellung mit Konfirmationsbildern über die Jahrzehnte und Jahrhunderte im Gemeindehaus, die Ausstellung "Wir waren Nachbarn" über das Leben der jüdischen Familien in Hellenthal und Kirschseiffen, die Vorführung eines Films zur Geschichte der Glocken unter der Glockenstube im Kirchturm und am Nachmittag eine Brautmodenschau der vergangenen 60 Jahre in der Kirche.

Zahlreiche Ehrengäste gratulieren

Im Anschluss an den Festgottesdienst gratulierten außerdem viele Ehrengäste der Jubiläums-Gemeinde, darunter die stellvertretende Landrätin des Kreises Euskirchen Sabine Dirhold, die Pfarrer Christoph Cäsar und Jens-Peter Bentzin aus den Nachbargemeinden Roggendorf und Monschauer Land, Reiner Bongardt, der Sohn des Pfarrers Heinrich Bongardt, der die Gemeinde von 1938 bis 1975 entscheidend prägte, der stellvertretende Bürgermeister Werner Wamser, Fritz Bahne als Vertreter des Hellenthaler Vereinskartells und Udo Weidenbruch, Vorsitzender des Fachbereichs Religion an der Gemeinschaftshauptschule Hellenthal. Viele von ihnen feierten noch mit der Gemeinde, die zu diesem Tag eine beeindruckende Menge und Vielfalt von Köstlichkeiten auftischte.

Pfarrer Joswig blickt optimistisch in die Zukunft

Pfarrer Oliver Joswig wandte als derzeitiger Pfarrer in Hellenthal seinen Blick auch am Jubiläumstag nicht nur in die Vergangenheit. Es sei eine grundlegende Aufgabe, die Trinitatis-Kirchengemeinde zukunftsfähig zu machen, sagte er. Einschneidend für die Hellenthaler Pfarrstelle sei der halbe Dienst im Städtischen Gymnasium Schleiden gewesen. Doch zeige diese Aufteilung gerade deutlich, dass die Gemeinde eine Gemeinde für alle Generationen sein müsse, wenn sie auch in 25 Jahren wieder groß feiern wolle. Den gern genommenen Spruch: „Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft“ wolle er nicht unterschreiben. Stattdessen denke er: „Die Kinder und Jugendlichen sind die Gegenwart unserer Gemeinde, sonst haben wir keine Zukunft mehr.“ Martin Luther habe geschrieben: "Kirche verändert sich ständig." Und unter diesem Motto, so Joswig, "freue ich mich auf die nächsten Jahre!"

Link zur Internetseite der Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal