„Deine Handschrift hat uns geprägt“

Pfarrer Edgar Wasselowski geht in den Ruhestand – Weggefährten loben klares Profil, trockenen Humor und theologisch interessante Andachten – „Ich hoffe, dass viele Kontakte weiter bestehen“

So lange sei Pfarrer Edgar Wasselowski schon ein unverzichtbarer Teil der evangelischen Kirchengemeinde Aachen, dass sich kaum noch jemand erinnern könne, wann er eigentlich hier seinen Dienst antrat: „Der Edgar, na, der ist doch schon immer da!“, habe es geheißen, als sie sich danach habe erkundigen wollen, sagte Gratulantin Kornelia von Kaisenberg. „Schon immer“, das heißt in diesem Fall seit 1977, denn im Oktober dieses Jahres hatte Wasselowski seine erste Stelle in Aachen angetreten, das Vikariat an der Dreifaltigkeitskirche. Am Sonntag wurde er nun als Pfarrer an der Annakirche in Aachen-Mitte mit einem Gottesdienst und einer Feier im Haus der Evangelischen Kirche verabschiedet.

Predigt gegen Resignation und für christliches Handeln

In der letzten Predigt, die Wasselowski als Pfarrer der Annakirche im Gottesdienst hielt, ging er auf das Wort „Suchet der Stadt Bestes!“ (Jeremia 29) ein und damit auf die Frage, wo Menschen heute Ermutigung und Trost fänden, wie sich heute Recht und Gerechtigkeit verwirklichen ließen und wie sich durch christliches Handeln und Nächstenliebe die Lähmung und Resignation des Unglaubens überwinden lässt. „Christen werden ihre Hoffnung nicht aufgeben“, sagte Wasselowski und zitierte einen Ausspruch Dietrich Bonhoeffers: „Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

Energie und Lebenskraft für den Dienst eingesetzt

Bei der formalen Entpflichtung vom Pfarrdienst dankte anschließend Superintendent Hans-Peter Bruckhoff Gott für Edgar Wasselowskis Dienst, den er „sorgfältig, kreativ, liebevoll, treu und verantwortlich ausgeführt“ habe. Nicht alles im Dienst eines Pfarrers liege der Öffentlichkeit vor Augen, sagte Bruckhoff. Sichtbar würden aber die Früchte seines Wirkens. Diese würdigten auch die zahlreichen Gäste, die nach dem Gottesdienst Grußworte zur Verabschiedung sprachen.

Grußworte erinnern an Wasselowskis Wirken für die Gemeinde

„Du hast uns allen den Blick dafür geschärft, wie wir Kirche für andere sein und für andere da sein können“, sagte Pfarrer Armin Drack. „Deine Handschrift hat uns geprägt.“ Besonders beeindruckt habe ihn an Wasselowskis Charakter außerdem, dass er zwar streitbar, aber nie streitlustig gewesen sei, dass er auch bei Uneinigkeiten immer wieder das Gemeinsame gesucht habe, und darüber hinaus sein trockener Humor und nicht zuletzt seine zügige Sitzungsleitung. Superintendent Bruckhoff erinnerte in seinem Grußwort an Wasselowskis Leistungen für das Diakonische Werk und die Ausbildungswerkstatt und sagte, besonders schätze er an ihm, dass er „nicht nur gepredigt“ habe, sondern seine „Überzeugungen auch gelebt“. Pfarrer Mario Meyer, Wasselowskis Nachfolger im Amt des Vorsitzenden des Aachener Gesamtpresbyteriums, dankte Wasselowski für die interessanten Andachten und Besinnungen, die ihn oft inspiriert hätten, er würdigte seine gerade und aufrichtige Art, mit der nie „gekniffen“ habe, auch wenn Unangenehmes habe verkündet werden müssen, und dankte Wasselowskis ganzer Familie, die gemeinsam mit ihm die Last der vielen Aufgaben getragen habe.

Als Emeritus weiterhin im Gottesdienst

Edgar Wasselowski hatte zunächst in Bonn eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert, bevor er in den siebziger Jahren begann Theologie und Pädagogik zu studieren. Eine erste Pfarrstelle bekam er in Aachen an der Auferstehungskirche. Von 1988 bis 1995 war er Stadtjugendpfarrer und wurde 1995 in die Pfarrstelle an der Annakirche gewählt. Zehn Jahre lang war er Vorsitzender des Gesamtpresbyteriums. Zum Eintritt in den Ruhestand ist Wasselowski nun von Forst nach Aachen-Haaren gezogen. „Ich hoffe, dass viele Kontakte weiter bestehen, und dass manches fortgesetzt wird, an dem ich habe mitwirken dürfen“, sagte er zum Abschied. Superintendent Bruckhoff konnte ihm und den Gästen jedoch versichern, dass er den Kontakt weiter pflegen werde: „Ich nehme dich gerne auf in die Reihe der Emeriti, die im Sinne der Amtshilfe im Kirchenkreis auch in Zukunft Vertretungen übernehmen!“

Aus dem ganzen Kirchenkreis und aus der Kirchengemeinde Aachen wünschten zahlreiche Gäste Edgar Wasselowski alles Gute für den neuen Lebensabschnitt: