Bürgerzentrum mit Minarett

Türkisch-islamische Gemeinde in Aachen feierte Richtfest für eine neue Moschee - Imam Yakub Kohan, Regionaldekan Josef Voß und Superintendent Hans-Peter Bruckhoff segnen gemeinsam den Richtkranz

Das Ende des diesjährigen Fastenmonats Ramadan am 19. August feierten die türkischstämmigen Muslime in Aachen zum letzten Mal in einem Provisorium. 26 Jahre lang dienten die Räume einer alten Tankstelle als Moschee, diese bot längst nicht mehr allen Gemeindemitgliedern Platz. Vor allem an hohen Feiertagen mussten viele Gläubige draußen vor der Tür bleiben und ihr Gebet gen Mekka auf Plastikteppichen verrichten. Das Fastenbrechen am Sonntag gab den türkischen Muslimen in Aachen doppelten Anlass zur Freude. Sie feierten gleichzeitig das Richtfest ihrer neuen Moschee, die den Namen des türkischen Dichters Yunus Emre trägt.

Den Neubau begrüßt nicht nur die mit etwa 12.000 türkischstämmigen Bürgern größte Migrantengruppe der Stadt und die 1.200 Gemeindemitglieder der zur DITIB gehörenden Aachener Yunus-Emre-Moschee. Anders als in Köln gab es von Beginn der Bauplanung an eine breite Zustimmung und Unterstützung durch die Bevölkerung. Bei Kundgebungen rechtsradikaler Gruppen gegen den Moschee-Neubau wie zuletzt am 5. Mai dieses Jahres leisteten viele Aachener massiven Gegenprotest und demonstrierten Solidarität mit ihren türkischen Mitbürgern.

Superintendent lobt "besonderes Miteinander der Religionen" in Aachen

»Wir erleben hier in Aachen ein besonderes Miteinander der Religionen, der Institutionen, der politischen Vertreter, vor allem aber der Menschen, die wach sind gegenüber dem braunen Ungeist und sich nicht durch Hass, Ideologie und Terror auseinanderdividieren lassen«, freut sich der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Aachen, Hans-Peter Bruckhoff. Auch Vertreter der anderen abrahamitischen Religionen kamen zum Richtfest, um die Yunus-Emre-Moschee zu segnen. Das gemeinsame Fastenbrechen hat bei den Muslimen und Christen in Aachen mittlerweile Tradition. »Wir haben unser größtes religiöses Fest zum Ende des Fastenmonats mit dem deutschen Brauchtum des Richtfests verbunden«, erklärt Abdurrahman Kol, Vorsitzender der türkisch-islamischen Gemeinde in Aachen. »Wir kennen das Richtfest normalerweise nicht und wollen die Gelegenheit nutzen, um unsere Freude mit allen Aachenern zu teilen.«


Der sechs Millionen Euro teure Kuppelbau, dessen Fertigstellung für das kommende Jahr geplant ist, wird ausschließlich mit Geld- und Sachspenden, Mitgliedsbeiträgen und viel ehrenamtlicher Hilfe der Gemeindemitglieder errichtet. Das vierstöckige Gebäude bekommt neben einem nicht begehbaren 40 Meter hohen Minarett und einem zentralen Gebetssaal unter anderem Sozialwohnungen, eine Bibliothek und Gemeinschaftsräume für  Kulturveranstaltungen und Bildungskurse. Die neue Yunus-Emre-Moschee soll zugleich ein Bürgerzentrum sein, das allen Aachenern zur Verfügung steht und der Integration von Zuwanderern dient.

OB Philipp: "neue Moschee ein Haus für alle Aachener"

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU), der beim Richtfest ein Grußwort sprach, sieht in der neuen Yunus-Emre-Moschee ein Symbol für das tolerante und friedliche Miteinander in seiner multikulturellen Stadt. »Das Minarett, das hier entsteht, wird zu Aachen gehören und die Moschee wird ein Haus für alle Aachener sein.« Gemeinsames Feiern schaffe »ein Miteinander, das jenseits aller Feste auch dann hält, wenn es gilt, sich gemeinsam jenen entgegenzustellen, die unser Zusammenleben stören wollen«. »Hier wächst ein Ort der Begegnung und des Friedens, an dem wir weiter für unsere gemeinsame Zukunft arbeitenwollen«, ist Gemeindevorsitzender Abdurrahman Kol überzeugt. Menschen aus unterschiedlichsten Regionen der Welt, mit verschiedener Sprache, Religion, kultureller Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft hätten ihren Lebensmittelpunkt in Aachen gefunden.

(Text: Elke Kaiser / Evangelischer Pressedienst - epd: www.epd-west.de)