Ungewöhnliche Drei-Generationen-Taufe in der Markuskirche

Oma, Mutter und Baby werden gemeinsam getauft – „Sich seiner Wurzeln und Identität gewiss werden“

Als am Sonntag in der Markuskirche in Herzogenrath Heike Merkens, ihre Tochter Saskia Bratz und deren kleiner Sohn Leon Finn getauft wurden, war das für alle Beteiligten ein ganz besonderer Moment. Selbst für Pfarrer Joachim Wehrenbrecht, denn dass er drei Generationen einer Familie gleichzeitig taufen konnte, war auch für ihn das erste Mal. „Als die Entscheidung klar war, dass alle drei sich taufen lassen, musste ich erst einmal nachdenken, wie wir die Liturgie am besten gestalten“, erzählt Pfarrer Wehrenbrecht. „Zwei Generationen habe ich schon gleichzeitig getauft, und einmal sogar alle sechs Kinder einer Familie – aber Oma, Mutter und Baby, das ist auch für mich neu.“ Schnell war dann aber klar, dass die drei nun in der Folge der Generationen an die Reihe kommen sollten, zuerst Heike Merkens, dann Saskia und schließlich Leon.

In der Markuskirche "gleich wohlgefühlt"

Die Familie lebt in Herzogenrath in unmittelbarer Nachbarschaft zur Markuskirche. „Ich war zum ersten Mal in der Markuskirche als meine Stieftochter dort konfirmiert wurde und habe mich gleich wohlgefühlt“, sagt Heike Merkens. Ab und zu sei sie danach zum Gottesdienst gegangen, jedoch habe es keinen konkreten Anlass gegeben, sich selbst taufen zu lassen. „Meine beiden älteren Brüder sind evangelisch getauft“, erzählt die 42 Jahre alte Kinderpflegerin, „aber bei mir waren meine Eltern zu der Überzeugung gekommen, ein Kind solle später selbst entscheiden, welchem Glauben es angehören möchte.“ So hatte sie es dann auch bei ihren eigenen Kindern gehalten. In diesem Jahr gaben jedoch mehrere Faktoren den Anstoß: Heike Merkens verbrachte eine Auszeit in einem evangelisch geführten Kloster und machte dabei sehr positive Erfahrungen mit dem dort gelebten Glauben. Wieder daheim lernte sie beim Oster-Tischabendmahl in ihrer Gemeinde Pfarrer Wehrenbrecht kennen und folgte seiner Einladung, künftig häufiger am Gottesdienst teilzunehmen. Und schließlich erwartete Tochter Saskia, die mitten in den Klausuren für ihr Abitur steckte, ein Kind.

Jeder Gläubige darf auch Zweifel haben

„Für mich stand sofort fest, dass ich Leon taufen lassen will“, berichtet Saskia. Als Jugendliche hatte sie schon erlebt wie Kinder im evangelischen Kindergottesdienst altersgerecht mit Spielen, Geschichten und Kreativangeboten an den Glauben herangeführt werden. „Daran soll mein Kind später auch teilnehmen können“, wünschte sie sich. Und für Leons Zukunft ist ihr Ziel: „Kirche und Religion sollen etwas sein, auf das Leon sich immer stützen kann.“ So entstand schließlich die Idee zu einem gemeinsamen Schritt für alle drei. „Ich dachte vorher immer: Darf ich das denn, mich taufen lassen, wenn ich auch Zweifel habe?“, erinnert sich Heike Merkens. Doch im Gespräch mit Pfarrer Wehrenbrecht lernte sie, dass jeder Gläubige auch Zweifel hat und haben darf.

"Viele Menschen wollen bewusst zu einer Glaubensgemeinschaft gehören"

In Zeiten sinkender Mitgliederzahlen in den christlichen Kirchen möge eine solche Entscheidung zur Taufe zwar als gegen den Trend empfunden werden, sagt Pfarrer Wehrenbrecht. Dennoch gebe es auch den genau entgegengesetzten Trend: „Ich erlebe auch viele Menschen, die bewusst zu einer Glaubens-gemeinschaft gehören wollen. Die sich ihrer Identität gewiss werden wollen, ihrer Wurzeln, wofür sie stehen und was sie weitergeben wollen.“ So betrachten Heike Merkens und Saskia auch ihre Taufe mehr als Bestätigung ihrer bisher schon gelebten Überzeugung, statt als kompletten Neuanfang. „Ich habe mir nicht vorgenommen, mit der Taufe ein ganz anderer Mensch zu werden“, sagt Heike Merkens lachend. „Ich denke, die christlichen Werte üben wir in unserer Familie auch so schon aus. Aber ich werde auch in Zukunft am Gottesdienst teilnehmen und möchte mich ab und zu in Aktivitäten der Gemeinde einbringen.“