350 Herzkissen für Aachener Brustkrebspatientinnen genäht

Frauenhilfe-Gruppen aus dem ganzen Evangelischen Kirchenkreis Aachen bringen selbstgenähte Kissen mit zum Jahresfest in Stolberg - Programm stellte Frauen vor, die aus der Rolle fallen

Es war eine Jahresaktion, die im wahrsten Sinne des Wortes "von Herzen" kam. Ein Jahr lang hatten alle Gruppen der Frauenhilfe im Kreisverband Aachen fleißig Kissen in einer besonderen Herzform genäht. Zum Jahresfest der Frauenhilfe, welches nun im Gemeindezentrum Frankental in Stolberg gefeiert wurde, brachten sie das Ergebnis ihrer Arbeit mit: rund 350 Kissen in freundlichen Farben, bestimmt für Brustkrebspatientinnen im Aachener Luisenhospital und Klinikum. Selbst mitgenäht hat auch die Kreisverbandsvorsitzende Roswitha Rienäcker, die drei Frauengruppen leitet, in Aachen-Brand und in Alsdorf-Mariadorf. "Wir hatten viel Freude an der gemeinsamen Arbeit und haben mit der Herzkissen-Aktion gleichzeitig etwas gemacht, das wirklich Sinn hat", sagt sie. Denn die Herzkissen mit den etwas verlängerten Seitenteilen sollen einerseits Brustkrebspatientinnen nach ihrer Operation als Symbol "von Frau zu Frau" Kraft und Trost spenden. Andererseits haben sie aber auch einen praktischen Nutzen. Unter den Arm geklemmt polstern sie die Narbe und schützen die empfindliche Stelle vor Stößen. Nach dem Jahresfest, bei dem die vielen Kissen auf der Bühne präsentiert wurden, werden die Herzkissen nun zu den Krankenhäusern gebracht und dort kostenlos an Patientinnen ausgegeben.

"Moseskörbchen" sind nächstes Projekt

Im kommenden Jahr werden die 27 Gruppen der Frauenhilfe im Evangelischen Kirchenkreis Aachen mit ihren fast 600 Mitgliedern nun ein neues Nähprojekt angehen. Für totgeborene Kinder sollen kleine „Moseskörbchen“ gestaltet werden, in denen Eltern im Krankenhaus Abschied von ihnen nehmen können. „Dies ist natürlich ein sehr trauriges und schweres Thema“, sagt Roswitha Rienäcker, „aber vielen von uns dient es auch der eigenen Aufarbeitung.“ Viele Frauen hätten früher Totgeburten erlitten, jedoch sei damals nicht darüber gesprochen worden. Noch heute litten viele der Mütter, die auch in der Frauenhilfe engagiert sind, unter diesem Schweigen, so die Vorsitzende.

"Einfach Frau sein?!"

Roswitha Rienäcker ist auch Schatzmeisterin der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland, ihre Mitstreiterin Hannegret Stoff aus Hellenthal Delegierte im Landesverband. Beide hatten mit einem Team weiterer Frauen das Jahresfest in Stolberg vorbereitet, darunter Edelgard Erwig, Claudia Immendorf und Gundi Großmann. Das Motto hieß für die fast 140 Besucherinnen aus dem ganzen Kirchenkreis in diesem Jahr „Einfach Frau sein?!“ und beschäftigte sich mit Frauen, die „aus der Rolle gefallen“ sind. Dabei wechselten sich fiktive Interviews mit berühmten Frauengestalten aus mehreren Jahrtausenden – von Tamar aus dem Alten Testament, über die mittelalterliche Mystikerin Teresa von Avila bis hin zur jugendlichen Weltumseglerin Laura Dekker – ab mit deutschen Schlagern, die ebenfalls Frauenrollen besingen. Zum Abschluss stellte sich den Frauen die 18-jährige Deborah Großmann aus Aachen vor, die in diesen Tagen ein Freiwilliges Soziales Jahr in Jerusalem antritt, bei dem sie in einer Behinderteneinrichtung Menschen mit Autismus betreuen wird. Neben den jährlichen Nähprojekten befassen sich die Gruppen der Frauenhilfe bei ihren wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Treffen auch mit aktuellen gesellschaftlichen, politischen oder frauenspezifischen Themen. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist jedes Jahr außerdem die Vorbereitung des Weltgebetstages der Frauen in den Gemeinden, der immer Anfang März stattfindet.