Ein Ausdruck des „Priestertums aller Gläubigen“

Gunnar Heuschkel in Aachen-Mitte zum Prädikanten ordiniert – Zweijährige Zurüstung anstrengende und spannende Zeit – Freude an Theologie und Wortverkündigung

Es war sein Konfirmationsspruch, unter den Gunnar Heuschkel, Presbyter in der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen-Mitte, am Sonntag nun auch die Predigt zu seiner Ordination zum Prädikanten stellte: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben.“ (Römerbrief 1,16) Viele Gemeindeglieder und Freunde, Arbeitskollegen und Gäste aus dem Kirchenkreis waren zum festlichen Gottesdienst in die Dreifaltigkeitskirche gekommen, um die Ordination mitzuerleben und Heuschkel Gottes Segen für seine neue Aufgabe zu wünschen.

Seit der Konfirmation in der Gemeinde engagiert

„Dass ich einmal Theologie studieren würde und jetzt auch noch Prädikant werden – davon hatte ich mit 14 Jahren natürlich keine Ahnung“, sagt Gunnar Heuschkel heute. „Aber ich freue mich, dass dieser Spruch schon damals über mir leuchtete!“ Nach der Konfirmation engagierte Heuschkel sich weiter in seiner Heimatgemeinde in Geilenkirchen, als Jugendmitarbeiter und später auch vier Jahre lange als Presbyter, studierte Geschichte, Politik und Evangelische Theologie, und ist nun schon seit fünf Jahren Presbyter und Kreissynodaler in Aachen. Am Abtei-Gymnasium in Brauweiler bei Köln unterrichtet er Geschichte und evangelische Religion. Nun kann er als Prädikant ehrenamtlich auch alle Aufgaben übernehmen, die ein Pfarrer erfüllt: von der Durchführung des Gottesdienstes über seelsorgerische Begleitung bis hin zu Kasualien wie Taufe, Trauung und Beerdigung. „Etwa einmal pro Monat möchte ich in Zukunft gern in Aachen-Mitte den Gottesdienst abhalten“, wünscht sich Heuschkel. Und auch anderen Gemeinden stehe er in Zukunft gern für diese Aufgaben zur Verfügung.

Heuschkel jetzt einer von 28 Prädikanten im Kirchenkreis

Der Ordination ging eine zweijährige „Zurüstung“ in Kursen und Unterrichtseinheiten der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) voraus. Diese ist die einzige deutsche Landeskirche, in der die ehrenamtlichen Prediger und Predigerinnen genau so ordiniert werden wie hauptamtliche Pfarrerinnen und Pfarrer und auch in ihren Aufgaben und Befugnissen diesen gleichgestellt sind. In Ausübung ihres Amtes tragen die Prädikanten ebenfalls Talar oder Albe. Etwa 650 dieser Ehrenamtler gibt es zurzeit in der EKiR, 28 im Kirchenkreis Aachen, und die Warteliste zum Zugang in die Zurüstungskurse ist lang. „Bei mir waren es vor allem die Freude am Gottesdienst, an Theologie, an der Wortverkündigung und Exegese, die mich diesen Weg haben einschlagen lassen“, erzählt der 41-Jährige. Er setze sich gern mit Texten auseinander, und habe auch früher schon überlegt, Pfarrer zu werden. „Die Seminare in der Zurüstung sind teilweise sehr anstrengend und zeitintensiv und man geht nach einer Woche wie gerädert nach Hause“, sagt Heuschkel. „Aber es entsteht auch eine enge Gemeinschaft und Verbundenheit unter den Teilnehmenden, und über die ganze Zeit hatte ich mit meinem Mentor, Pfarrer Armin Drack, in Aachen eine exzellente, sehr zugewandte, theologisch, liturgisch und praktisch optimale Betreuung.“ Darüber hinaus, so Heuschkel, sei die Unterstützung durch das Presbyterium enorm wichtig: "Wenn die nicht da ist, geht es nicht! Und in meinem Fall hatte ich das Glück, ein tolles, unterstützendes Presbyterium zu haben."

 

Prädikanten "sichtbares Zeichen protestantischer Identität"

Prädikanten haben in der Geschichte eine große Rolle beim Aufbau von Gemeinden gespielt, gerade in der Diaspora, erläutert Heuschkel die Bedeutung dieses Amtes. Sie seien gerade in einem mehrheitlich katholischen Umfeld, wie im Kirchenkreis Aachen, ein „sichtbares Zeichen protestantischer Identität“. Denn Luther war es, der als Ur-Idee der Reformation vom „Priestertum aller Getauften“ sprach und seine Überzeugung bekundete: „Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“ Und so sei für ihn, sagt Heuschkel, die Ordination eine „Zuspitzung der Taufe“ um die Verkündigung in Wort und Sakrament.

Superintendent lobt Heuschkels Einsatz für seine Gemeinde

Dass der Presbyter und Religionslehrer besonders gut für die das neue Amt geeignet sei, betonte auch Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Aachen, der die Ordination Heuschkels leitete: „Ich habe Sie immer erlebt als Mensch, der keine halben Sachen macht, ob in ihrem Beruf als Lehrer oder als Stimme auf der Synode.“ Und für seine weitere Tätigkeit gab er ihm mit auf den Weg, vor Gott und den Menschen für alle einzutreten, die seinen Beistand brauchen: „Gott spricht auch heute durch Menschen zu uns, und dies gilt besonders für Predigerinnen und Prediger. Aber er spricht nicht mit dem drohenden Zeigefinger, sondern so, dass es unser Herz berührt.“

 

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