Zur Wiedereröffnung viel "Freude am Hause Gottes"

Großer Besucherandrang zum Festgottesdienst in der sanierten Annakirche - Kirchenführung erklärt viele Neuerungen - Baukirchmeister Lange: "Es war nicht nur nötig, es hat sich auch gelohnt!"

Es ist nur eine kurze Zeile, in Stein gemeißelte Lettern, goldverziert: "Et 2013". Und doch steckt so viel hinter diesen beiden zusätzlichen Wörtchen, die als letzter Handgriff der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Aachener Annakirche noch kurz vor der Wiedereröffnung am Hauptportal angebracht wurden. Denn, so kann nun jeder Vorbeigehende auf der Annastraße lesen: Die Annakirche wurde 1532 errichtet, 1748 restauriert, erneut restauriert in den Jahren 1897, 1951 und jetzt - 2013. Insgesamt hat diese Baumaßnahme elfeinhalb Monate gedauert. Geschlossen war das Gotteshaus deshalb seit Anfang dieses Jahres. Mit einem großartigen Festgottesdienst und anschließendem Gemeindefest haben die Gemeinde des Bereichs Aachen-Mitte und viele Gäste sie nun wieder in Betrieb genommen, und - so waren sich alle einig - sie ist jetzt noch schöner, heller, freundlicher und von angenehmerer Atmosphäre denn je.

Psalm 84 und Bachkantate im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt des Festgottesdienstes zur Wiedereröffnung standen die Worte des Psalms 84, der in der Lutherbibel überschrieben ist mit "Freude am Hause Gottes" und die Aufführung der Bachkantate "Gott der Herr ist Sonn und Schild", welche an diesen Psalm angelehnt ist. Und so fasste Pfarrerin Bärbel Büssow in ihrer Predigt auch treffend das erhebende und freudige Gefühl der Wiedereröffnung in Worte, als sie sagte: "Eingebunden in die Gemeinde um uns, umgeben von den gewaltigen und sanften Klängen der Bachkantate spüren wir, wie gut es ist, heute hier zu sein." So viele Gottesdienstbesucher wollten sogar an diesem Tag die Freude der Wiedereröffnung teilen und die Bachkantate hören, dass etliche nur noch im Gang und sogar im Vorraum der Kirche einen Stehplatz fanden, selbst nachdem sich etwa 60 Kinder, teils mit ihren Eltern, nach dem Eingangsteil des Hauptgottesdienstes zum Kindergottesdienst im Gemeindehaus begeben hatten.

Mehr als 100 Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten auf der Empore

Den Festgottesdienst gestalteten alle fünf Predigerinnen und Prediger, die an der Annakirche tätig sind, gemeinsam: Pfarrerin und Pfarrer Bärbel und Joachim Büssow, Pfarrer Armin Drack, Pfarrerin Sylvia Engels und Prädikant Gunnar Heuschkel. Die Bachkantate wurde aufgeführt vom Aachener Bachverein, Kantatenchor und dem Anna-Orchester, drei Gesangssolisten sowie mehr als 60 interessierten Sängerinnen und Sängern, die an dieser "Bach-Kantate zum Mitsingen" in Kooperation mit der Aachener VHS teilnahmen. Die Leitung hatte Annakantor Georg Hage. Insgesamt mussten um die große Weimbs-Orgel auf der Empore gut 120 Personen sowie die Instrumente des Orchesters Platz finden. Festgottesdienst und Bachkantate zum Mitsingen eröffneten am Sonntag gleichzeitig auch die 40. Aachener Bachtage in diesem 100. Jahr des Bestehens des Aachener Bachvereins.

Dank an beteiligte Handwerkerfirmen

Im Anschluss an den Festgottesdienst dankte Baukirchmeister Harald Lange schließlich allen, die an der Sanierung der Kirche beteiligt waren. Besonders hob er dabei die Arbeit des Architekturbüros Dewey + Blohm-Schröder Architekten hervor, das die Sanierung geleitet hatte, sowie die kollegiale Zusammenarbeit mit den Fachleuten des Denkmalschutzes, des Landeskirchenamtes, des Verwaltungsamtes und der 16 am Bau beteiligten Handwerkerfirmen. "Dies sind alles hochkarätige Spezialisten ihres Fachs", sagte Lange. "Ich denke, Sie stimmen mir zu, wenn ich heute sagen kann: Die Sanierung der Annakirche war nicht nur nötig - sie hat sich auch wirklich gelohnt!"

Stolperfallen beseitigt und Blattgold aufgetragen

Während des auf des Gottesdienst folgenden Gemeindefestes mit Mittagessen und Kinderprogramm gab es auch ein Offenes Singen herbstlicher Lieder mit Annakantor Hage, das sehr gut angenommen wurde, sowie zwei Kirchenführungen. Pfarrer Armin Drack erläuterte darin sowohl die Baugeschichte der Annakirche als auch die Besonderheiten der jetzt abgeschlossenen Sanierung.

In der sowohl sehr unterhaltsamen als auch lehrreichen Kirchenführung erfuhren die zahlreichen Teilnehmer unter anderem, dass der berühmte Aachener Stadtarchitekt Johann Joseph Couven bei der Sanierung der Annakirche im Jahr 1748 ziemlich "gefuddelt" habe, als er Maueröffnungen nicht sorgfältig verschließen und Bauschutt in Wandzwischenräume einfüllen ließ. Drack erklärte, dass nun mit einigen Heizungsschlitzen im Mittelgang eine Stolperfalle für Bräute in High Heels verschwunden sei, ein neuer Bodenbelag aus belgischem Granit die alten Holzpodeste unter den Kirchenbänken ersetzt und dass das Altarkreuz nun zum ersten Mal symmetrisch und mittig im Kirchraum hängt. Drack erläuterte auch ausführlich das nun gewählte Farbkonzept für die Innenwände, das eine wärmere Atmosphäre vermittele und die Architekturelemente betone, die Entscheidung gegen eine himmelblaue Decke, wies auf die neuen Beleutungsmöglichkeiten mit dimmbaren Leuchtern und Lichtspots hin und ging auf die neue Blattvergoldung spezieller Schmuckelemente hin, die 5.500 Euro gekostet habe - nicht ohne gleichzeitig auch auf die schon ausgefüllten Überweisungsträger zu deuten, die am Eingang zur Mitnahme und Verwendung bereitlagen.

"Stimmige Lösung", "einfach perfekt"!

Über die Sanierung, die insgesamt knapp eine Million Euro gekostet hat, hörte man von Gästen, Kirchenvertretern, Bauleuten und Gemeindegliedern gestern tatsächlich nur Gutes. Architekt Thomas Blohm-Schröder, der die Baumaßnahmen geleitet hat, äußerte sich sehr zufrieden über die "stimmige Lösung, vor allem hinsichtlich der bauphysikalischen Probleme, die während des Baus entstanden sind" und dass man dennoch die ganze Sanierung innerhalb der vorgegebenen Bauzeit sowie innerhalb des veranschlagten Budgets habe umsetzen können. Der Aachener Bürgermeister Björn Jansen, der sowohl als evangelisches Gemeindeglied wie auch als Vertreter der Stadt anwesend war, zeigt sich begeistert darüber, dass die Kirche, in der er selbst geheiratet habe und in der seine Kinder getauft seien, nun wieder so imposant hergerichtet sei, auch als Symbol evangelischen Glaubens in Aachen. Markus Plum aus der Bauabteilung der Evangelischen Kirchengemeinde Aachen bekräftigte das Lob Harald Langes an die Baufirmen, die alle termingerecht "tolle Arbeit" geleistet hätten und sagte: "Dies in Verbindung mit der wunderschönen Musik, dem hohen Zuspruch der Gäste und dem Sonnenschein heute, passend zur Predigt in unserer freundlich-hellen Kirche - das war einfach perfekt."